Mit Durchsetzungskraft

Christine Gruber verleiht den Burgspielen eine phantastische, akrobatische Note.
Schlins. (VN-cd) Außergewöhnliches Können und äußerste Präzision sind wichtig bei dem, was Christine Gruber macht, Flexibilität und Dynamik sind bei ihrem nächsten Auftritt aber in mehrfacher Hinsicht ein Aspekt. Die Vorarlberger Akrobatin wirkt nämlich in der Musiktheaterproduktion „Die Vögel“ auf der Burgruine Jagdberg bei Schlins mit. Und da muss man sich, wie sie erklärt, darauf einstellen können, dass es nicht an jedem Abend gleich läuft. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie an ihren Tüchern rund acht Meter über der Bühnenplattform schwebt, wird rasch klar, dass der Auftritt von Wind und Wetter beeinflusst wird und damit auch für eine geübte Artistin eine besondere Herausforderung darstellt.
In der Rolle der Göttin Basileia, die vom Himmel schwebt, fühlt sie sich aber nicht nur wohl, das gesamte Projekt macht ihr enormen Spaß und auch als Beobachterin der Proben für die Aufführung „Die Vögel“ von Gerold Amann nach der antiken Komödie von Aristophanes ist sie beeindruckt von der Wirkung, die mit dem großen Chor in der einzigartigen Kulisse erzeugt wird. In wenigen Tagen wird sich auch das Publikum davon überzeugen können, am kommenden Freitag findet die Premiere statt.
Gewagter Schritt
Bevor sie von Regisseurin Brigitta Soraperra und Cheoreografin Ursula Sabatin engagiert wurde, war Christine Gruber mit namhaften Zirkusensembles, unter anderem beim renommierten Festival Cirque de Demain oder in Varietés unterwegs. Dorthin wird sie nach dem Burgruinen-Abenteuer auch wieder zurückkehren. Und obwohl das Familienleben mit Ehemann und Tochter nicht immer einfach zu gestalten ist, sei es die richtige Entscheidung gewesen, nach der Matura am Musikgymnasium in Feldkirch etwas Außergewöhnliches gewagt zu haben. Als sie mit dem Wunsch daherkam, in Berlin eine Zirkusschule zu besuchen, ließ die Mutter sie ziehen, weil sie, wie sich Christine Gruber erinnert, annahm, dass sie wohl bald zurückkommen werde, um dann „etwas Ordentliches“ zu studieren.
Dieses hatte die ehrgeizige junge Frau aber schon gefunden, nachdem sie sich durch die Ausbildung biss, eigene Produktionen kreierte und da und dort auftrat, um das Studium beenden zu können. Ausschlaggebend für den Berufswunsch waren im Übrigen auch Tanzaufführungen im Bregenzer Festspielhaus und jene phantastischen Open-Air-Produktionen von Akrobaten, die Willi Pramstaller vor Jahren im Rahmen seines „Impuls“-Festivals nach Vorarlberg holte. Beim „Seelax“-Festival, das Pramstaller nun betreibt, ist Christine Gruber dann auch einmal aufgetreten. Zu den beeindruckendsten Erlebnissen ihrer Laufbahn zählen das Mitwirken bei großen Zirkusfestivals in Frankreich, Belgien oder Deutschland, aber auch Shows wie „Pomp Duck and Circumstance“ haben ihr zugesagt.
Wenn sie beraten worden wäre, hätte sie sich in der Ausbildung vielleicht noch ein wenig mehr auf den Tanz konzentriert. Das ist allerdings die einzige Einschränkung, die Christine Gruber beim Blick auf das bisherige Berufsleben macht, das die kleine Tochter inzwischen als sehr aufregend wahrnimmt. Aber es geht ja noch weiter. Beispielsweise mit weiteren Varieté-Nummern.
Und im August gastiert sie übrigens im Thaler-Areal in Hard.
Rückblickend war es richtig, diesen Beruf gewagt zu haben.
Christine Gruber
Zur Person
Christine Gruber
Geboren: 1976 in Innsbruck, aufgewachsen u. a. in Vorarlberg
Ausbildung: Musikgymnasium Feldkirch, Zirkusschule in Berlin
Laufbahn: Engagements bei verschiedenen Gruppen in verschiedenen Ländern, eigene Produktionen
Wohnort: vorwiegend Frankfurt am Main und Lochau
Familie: verheiratet, eine Tochter
„Die Vögel“ werden auf der Burgruine bei Schlins vom 4. bis 13. Juli jeweils ab 21 Uhr aufgeführt.