“Einfach super erwischt”

Geschafft! Angela Burtscher war ihr erstes Jahr Lehrerin. Und, erschöpft? Sie liebt es.
Schruns. (VN-tm) Gespannte Erwartung liegt über dem ganzen Haus. Schon sind all die Kunstwerke, die das Jahr über an der Mittelschule Schruns-Grüt entstanden sind, abgeräumt. Der Schulwart streicht durch die Gänge. Drei Viertklässler trotten vorbei und haben den Kopf ganz spürbar woanders: Vielleicht schon beim heutigen Abend? Festlich werden sie ihre Abschlusszeugnisse entgegennehmen, diesmal oben am Muttersberg. Und Angela Burtscher wird im Lehrerkollegium sitzen, zum ersten Mal. Sie hat die Seiten gewechselt: Von der Schülerin über die Studentin zur Lehrerin. Schule ist ihr Lebensthema. Angela Burtscher hat eben ihr erstes Dienstjahr hinter sich gebracht. Erschöpft sieht sie nicht aus, im Gegenteil. Und verdrossen schon gar nicht.
„Wie im Flug vergangen“
Dabei bringt sie den Schrunser Mittelschülern Mathematik und Biologie bei. Letzteres geht ja noch. Aber Mathe? Wie motiviert man so eine 20-köpfige Schar, sich nun abstrakten Strichen und Kurven an der Tafel zuzuwenden? Hat sie das hingebracht? Angela Burtscher hat ein ganz anderes Problem: Es ging ihr alles schlicht zu schnell. „Vor einem Jahr hatten wir doch grad noch Bachelor-Verleihung im Pförtnerhaus in Feldkirch“, sagt sie. Im Tagespraktikum hat sie erste Erfahrungen vorn an der Tafel sammeln dürfen. In Satteins und in der Praxisschule der Pädagogischen Hochschule stand sie die ersten paar Male vor Schulklassen. Und dann stand sie schlussendlich vor der Wahl: „Die Studenten dürfen zum Abschluss eine Wunschschule angeben und eine Schule, an die sie partout nicht engagiert werden wollen.“ Angela Burtscher ließ beide Felder leer. Das hat sie nicht bereut. „Ich hab’s super erwischt“, zieht sie nach einem Jahr zufrieden Bilanz. Die Schrunser haben die Neue mit offenen Armen aufgenommen.
Mit Walter Schorn hat man ihr einen Mentor zugeteilt. „Der ist ein alter Hase“, aber gebraucht hätte es die benannte Ansprechperson im Lehrkörper nicht: „Ich habe gleich einen Draht zu allen gefunden.“ Selbstverständlich ist das nicht, das weiß Angela Burtscher von Kollegen an anderen, größeren Schulen.
Ein Kindertraum
Hat sie immer unterrichten wollen? „Als Volksschülerin ja“, in der Pubertät verlor der Lehrberuf dann an Attraktion. Physiotherapeutin hätte sie werden wollen und hat sich später für die Polizeischule interessiert. „Jedenfalls wollte ich immer mit Menschen zu tun haben.“ Das hat sie nun, und sie genießt es. Nicht nur, wenn die Rechnung aufgeht, die eine unsichere Kinderhand der Kreide abgenötigt hat. Wie die Kinder sich entwickeln, findet Burtscher so spannend, wie sie zusammenarbeiten, wie sich ihre Charaktere ausprägen. Da spürt man, dass auch am Ende des Schuljahrs die Begeisterung nicht erloschen ist.
Aber jetzt ist erst mal Pause. Die beginnt Burtscher ganz meditativ: Sie wandert 14 Tage lang von Bilbao auf dem Jakobsweg nach Westen.
Wie die Kinder soziale Fähigkeiten ausprägen, ist spannend.
Angela Burtscher
Zur Person
Angela Burtscher
hat als Lehrerin ihr erstes Dienstjahr hinter sich
Geboren: 24. Juni 1991
Ausbildung: HLW Rankweil, PH Feldkirch
Laufbahn: seit Herbst 2013 in der Mittelschule Schruns-Grüt
Familie: ledig