Der Stadion-„Flüsterer“

Seit nunmehr 17 Jahren ist Kurt Müller der „gute Geist“ in der Altacher Cashpoint-Arena.
Fussball. (VN-cha) Wenn der Schiedsrichter ein Spiel freigibt, dann lehnt sich Kurt Müller in „seiner“ Cashpoint Arena gemütlich zurück und ist nur noch Zuschauer. Dann ist seine Arbeit getan, dann zählt nur der Fußball.
Inzwischen sind es 17 Jahre, in denen sich der ehemalige Handelsvertreter um die Infrastruktur im Stadion kümmert. „Ich bin zwar nirgends Fachmann und muss nicht montieren. Meine Aufgabe liegt in der Organisation“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Dass er über eine rührige Pensionistentruppe im Hintergrund verfügt, erzählt er gerne. „Bei uns läuft der Schmäh’ selbst bei der Arbeit. Und wenn ich mal einen vergesse anzurufen, dann ist er beleidigt.“
Bewegte Vergangenheit
Wer Kurt Müller heute im Stadion trifft, denkt nicht daran, dass er als Kind nur knapp dem großen Lawinenunglück in Blons 1954 entronnen ist. Es war sein Vater, der das Unglück hatte kommen sehen, nachdem eine erste Lawine knapp am eigenen Hof ins Tal donnerte. In einem Haus nahe der Kirche wurde der Familie Müller Unterschlupf gewährt. „Unser Glück war, dass alle Lawinen entweder vor dem Haus zum Stillstand kamen oder vorbeigingen“, berichtet Müller und erzählt davon, dass ihm die Bilder von damals immer noch präsent sind. „In 24 Stunden fielen mehr als zwei Meter Schnee“, sagt er und lenkt das Thema wieder auf sein Revier in Altach.
Nach den schrecklichen Ereignissen war die Familie nach Altach umgezogen, wo Müller mit 14 Jahren erstmals auch mit dem Fußballklub Kontakt hatte. Erst als Fußballer, ab 1957 in der Jugend und später sogar in der ersten Mannschaft. Seit 1977 ist er in verschiedenen Funktionen für den Verein tätig. So stand er u. a. auch drei Jahre als Obmann vor der ersten Amtszeit von Karlheinz Kopf dem Klub vor. „Das hat sich eigentlich alles so im Laufe der Zeit ergeben.“ Beim Thema Zeit redet er gleich von einem Nachfolger, der allerdings noch gefunden werden muss.
Den Umzug vom Riedle ins Schnabelholz bezeichnet Müller als „Meilenstein“. Die Möglichkeiten seien, auch dank der Unterstützung der Gemeinde („Ich pflege seit Jahren ein gutes Gesprächsklima mit den Verantwortlichen, aber hin und wieder musste ich Überzeugungsarbeit leisten“) optimal. Das Stadion, so Müller weiter, stelle täglich eine neue Herausforderung dar. Andererseits kann er heute über so manche Dinge schmunzeln, die ihm zeitweise das Adrenalin hochsteigen ließen. So erinnert er sich an den Ausfall eines Flutlichtmastes während des U 21-EM-Quali-Spiels zwischen Österreich und Schottland (3:2). Ein Transformator hatte sich aufgrund der Hitzeentwicklung „verabschiedet“. „Da habe ich doch ein bisschen rotiert. Nach einer Schreckminute haben wir dann die Sache relativ schnell in den Griff bekommen. Ich denke nicht einmal, dass die Zuschauer es bemerkt haben.“
Das Stadion, der Klub – Kurt Müller gehört dazu. Und wenn er von früher spricht, von der „verschworenen Gemeinschaft“, davon, alle gekannt zu haben, so ganz ohne Wehmut. „Das ist eine normale Entwicklung. Der SCR Altach ist jetzt eine Firma, aber eine mit menschlichen Zügen.“ Als Beweis erzählt er von den Meisterfeiern mit Zelten im Anspielkreis oder der Oldtimer-Fahrt durch die Kummenberggemeinden. Dann holt ihn die Realität ein. Seine Person ist gefragt, denn noch sind letzte Arbeiten im Stadion zu erledigen.
Ich bin nirgends Fachmann, aber ich bin sehr interessiert.
Kurt Müller

Zur Person
Kurt Müller
Drei Jahre lang leitete er als Obmann die Geschicke des SCR Altach
Geboren: 14. Oktober 1943
Beruf: Pensionist/Handelsvertreter
Hobby: Mountainbiken
Familie: verheiratet mit Monika, zwei Söhne (Udo/Ralf), drei Enkel
SCR Altach: Betreuer Reserve (1977 bis 79), Beirat (bis 1982), Obmann (bis 1985), NW-Betreuer (seit 1992), NW-Leiter (bis 1997), Bereichsleiter Infrastruktur (seit 1997)