Ein Fels und Reibebaum

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat für Ferdinand Fuchs viele Facetten.
Rankweil. (VN-mm) An den Wänden hängen verschiedenste Bilder und Basteleien. Gefertigt haben sie Kinder und Jugendliche. Es sind auffällige Signale an einem Ort, wo seelisches Leid in geballter Form auftritt. Hier hat auch Ferdinand Fuchs seinen Arbeitsplatz. Der Bludenzer ist seit zwölf Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LKH Rankweil beschäftigt. Mit 30 kehrte er der elterlichen Gastronomie, die nie seine Welt war, endgültig den Rücken und ließ sich zum diplomierten psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpfleger umschulen.
Den Ausschlag gab ein persönliches Erlebnis. Die Tante, die ihn und die Geschwister aufzog, musste wegen Pflegebedürftigkeit in ein Heim. „Da kam ich zum ersten Mal mit der Betreuung von kranken Menschen in Kontakt“, erzählt Fuchs. Der Kinder- und Jugendpsychiatrie wandte er sich zu, weil „ich gerne mit jungen Leuten zu tun habe“, wie er sagt. Und obwohl es Tage gibt, an denen nicht alles rund läuft, hat er seine Entscheidung noch nie bereut.
An seiner Arbeit mag Ferdinand Fuchs, dass jeder Tag anders ist. Eben wie die Kinder und Jugendlichen, die er und sein Team in Obhut nehmen. „Der Umgang mit unseren Patienten unterscheidet sich allerdings von anderen Pflegestationen. Wir finden uns oft in der Rolle des Erziehers und haben ein ganz anderes Nähe- bzw. Distanzverhältnis zu den Patienten. Für Pubertierende sind wir oft auch der Reibebaum“, erzählt der Stationsleiter. Das setzt voraus, kränkende Aussagen nicht persönlich zu nehmen. Der Austausch mit Kollegen und regelmäßige Supervision helfen ihm, die Ruhe zu bewahren. „Handwerkszeug gibt es, ob es verwendet wird, dafür ist jeder selbst verantwortlich“, meint Ferdinand Fuchs.
Hilfe auch für Angehörige
Beruflich besteht zu den Angehörigen der jungen Patienten ebenfalls ein enger Kontakt. „Wir stellen auch ihnen Hilfen zur Verfügung“, sagt Fuchs. Denn: „Nur wenn das soziale Umfeld stimmt, können sich die Kinder und Jugendlichen weiterentwickeln.“ Viele tun es, sehr zur Freude des engagierten Pflegers. So traf er unlängst eine ehemalige Patientin wieder. Schwerer Missbrauch kennzeichnete ihre Kindheit. Zwei Jahre war die Jugendpsychiatrie die Heimat der jungen Frau. „Jetzt studiert sie Medizin“, berichtet Ferdinand Fuchs. Es sind solche Erlebnisse, die aus einem schwierigen Job letztlich doch einen schönen machen.
Kränkende Aussagen darf man nicht persönlich nehmen.
Ferdinand Fuchs
Zur Person
Ferdinand Fuchs
Geboren: 19. November 1966 in Bludenz
Wohnort: Bludenz
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Stationsleiter Pflege in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Hobbys: Radfahren, Skitouren