Die Heilkraft der Kräuter

Susanne Türtscher ist Kräuterpädagogin und Gründerin des Vereins Alchemilla.
Sonntag. (VN-jal) „Bereits als Kind habe ich viel Zeit in der Natur verbracht und ich hatte auch immer schon einen kleinen Garten, der im Laufe der Zeit immer größer wurde.“ Türtscher hat ihr Leben ganz den Kräutern und dem damit verbundenen Wissen verschrieben. Besonders gereizt habe es sie, herauszufinden, mit welchen Pflanzen man welches Anliegen behandeln kann, um so den Menschen zu helfen. Dabei habe jeder einen anderen Zugang zur Materie. Die einen sehen darin die Nützlichkeit und die Wirkstoffe, während Türtscher einen mystischen Zugang gewählt hat. Sie begleitet Menschen als „Visionssuchenleiterin“, um ihnen zu helfen, wieder in Resonanz mit sich selbst zu kommen.
Neben der klassischen Kräuterheilkunde hegt die gebürtige Lustenauerin, die seit 27 Jahren im Großen Walsertal lebt, auch ein besonderes Interesse für die zwischen der Natur und unserem Jahreskreis bestehenden Verbindungen. „Althergebrachte Feste und Rituale ergänzen sich mit bestimmten Pflanzen und schaffen so eine Heilwirkung und Symbolsprache.“
Altes Wissen
Um dieses über Jahrhunderte gepflegte Wissen zu bewahren, gründete Türtscher vor sieben Jahren die Kräutergruppe Alchemilla. Ziel ist es, die Vielfalt der Wild- und Kulturpflanzen im Biosphärenpark Großes Walsertal aufzuzeigen. Alchemilla ist der botanische Name für den Frauenmantel, der seit jeher als Hüter und Schutzmantel von Fruchtbarkeit und Geburt gilt. So könne sich bei Alchemilla jede Frau in ihrer Individualität entfalten. Die Gruppe, bestehend aus 15 Frauen, die allesamt im Großen Walsertal beheimatet sind, hat in mehrjähriger Arbeit ein Buch geschrieben, das anlässlich des diesjährigen Kulturfestivals Walserherbst am 30. August im Feldhotel Buchboden vorgestellt wird. „Die Alchemilla Kräuterfrauen und ihre Frauenkräuter“ beinhaltet 15 Porträts, jeweils im Spiegel einer zur Person passenden Pflanze. „Dieser Zugang liegt uns sehr am Herzen, denn die Natur spiegelt unser Verhalten und unsere Persönlichkeit wider.“ Für Türtscher selbst haben zwei Pflanzen eine ganz besondere und persönliche Bedeutung. Zum einen das Schneeglöckchen mit seiner Kraft, als erste Pflanze zu blühen, und zum anderen die Königskerze, die „uns alle ermuntert königlich zu sein“.
Neues Licht
Die Gruppe produziert, je nachdem in welchem Umfang die Natur es zulässt, verschiedenste Kräutererzeugnisse, wie beispielsweise Mittel gegen Hexenschuss oder Verbrennungen, aber auch Kosmetik und kulinarische Produkte. In einen Konflikt mit der Schulmedizin gerate man da nicht, denn der Fokus liege auf der prophylaktischen Behandlung von Problemen. Die Kräuter stammen dabei allesamt von den eigenen Magerheuwiesen, die eine ungemein große Vielfalt von Kräutern bieten und völlig unbelastet sind. Dieses alte Wissen wieder zu beleben und sichtbar zu machen, ist den Kräuterfrauen ein großes Anliegen. Eine Möglichkeit, die Vielfalt der Kräuter zu bestaunen, bietet die Ausstellung „Altes Kräuterwissen ins Licht gehoben“ im Kräuterhaus Mühle in Buchboden, die am 31. August eröffnet wird.
Hier wird den Besuchern auch die Möglichkeit geboten, ihr eigenes Wissen über heilende Kräuter in einem aufgelegten Buch aufzuschreiben, um so den Erfahrungsschatz zu erweitern. Durch die Interaktion mit den Besuchern werde auch der Lebendigkeit und Vielfalt des Themas Rechnung getragen.
Die Natur spiegelt unsere Persönlichkeit wider.
Susanne Türtscher
Zur Person
Susanne Türtscher
Kräuterpädagogin und Visionssuchenleiterin
Geboren: 7. März 1963
Ausbildung: Hauptschule Lustenau, HLW Marienberg
Wohnort: Buchboden
Familie: verheiratet, 5 Töchter
Kulturfestival Walserherbst,
29. August bis 20. September,
www.walserherbst.at