Die traditionelle Schule

Meister Talip Okcuoglu lehrt in Wolfurt die alte japanische Kampfkunst Dentokan.
wolfurt. (VN-sis) Schwächen stärken und Stärken weiter ausbauen – bei Talip Okcuoglu ist dieser Grundsatz längst nicht nur auf den Trainingsraum beschränkt. Seit ungefähr acht Jahren beschäftigt sich der 44-Jährige intensiv mit der jahrhundertealten japanischen Kampfkunst Dentokan. Mittlerweile ist er anerkannter Meister und Präsident des Vereins „Austria Dentokan“, der seinen Sitz in Wolfurt hat. Unterstützt wird er von seinem Vizeobmann Horst Hischenhuber, der sich um administrative Aufgaben kümmert.
Grundwerte vermitteln
Dentokan, was „traditionelle Schule“ bedeutet, vereint fünf verschiedene Kampfkünste, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Das Ziel besteht jedoch nicht darin, seinen Gegner zu verletzen. Dentokan ist vielmehr eine Art der friedfertigen Selbstverteidigung. „Im Vordergrund steht, in Konfliktsituationen ethisch-moralisch richtig zu handeln“, erklärt Horst Hischenhuber. Hierfür ist es nötig, sich intensiv mit sich selbst, seinen Stärken und Schwächen zu beschäftigen, worin laut Okcuoglu die größte Herausforderung der Kampfkunst besteht.
Während in anderen Kampfkunstschulen in erster Linie technische Fertigkeiten gelehrt werden, legen Okcuoglu und Hischenhuber großen Wert darauf, dass ihre Schüler auch die Philosophie der Kampfkunst verinnerlichen. „Wir möchten in erster Linie Werte vermitteln. Die Leute sollen Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen lernen und andere Menschen achten. Diese Dinge sollen sie in ihr Privat- und Berufsleben mitnehmen“, erklärt Okcuoglu. In seinem Trainingsraum in Wolfurt, der traditionell als „Dojo“ bezeichnet wird, unterrichtet der gebürtige Türke alle Altersklassen von Kindern über Jugendliche bis hin zu Erwachsenen. Bei seinen kleinsten Schülern stehen insbesondere die Schulung der Koordination und die Stärkung des Selbstbewusstseins auf dem Programm. „Sie sollen aber auch lernen, miteinander zu kommunizieren. Das ist wichtig, um Lösungen zu finden“, weiß der Meister.
Der Wettkampf spielt in seinem Verein eine untergeordnete Rolle. Vor allem im Berufsleben habe man tagtäglich schon genug zu kämpfen. Daher sei es gerade für Erwachsene viel wichtiger, ihren Ruhepol zu finden und zu lernen, mit sich selbst im Einklang zu sein. „Man muss nicht immer der Beste sein. Es ist wichtiger, mit sich selbst zufrieden zu sein“, erklärt Okcuoglu. Falls einer seiner Schüler jedoch den Wunsch habe, an einem Wettkampf teilzunehmen, könne dieser selbstverständlich mit seiner Unterstützung rechnen.
Große Pläne
Selbst kam Talip Okcuoglu erstmals 2006 mit Dentokan in Berührung. Sein Wissen über die Kampfkunst erhielt er insbesondere von seinem Meister, dem Vize-Präsidenten des Weltverbandes, Adnan Safak Yüksel, mit dem er sich regelmäßig zum Training in der Türkei traf. „Ich habe zuvor jahrelang Vollkontakt-Karate betrieben. Zu Beginn ist mir der Umstieg vom Geradlinigen zum Sanften sehr schwer gefallen“, erinnert sich der 44-Jährige.
Da sich der Verein „Austria Dentokan“ zunehmender Beliebtheit erfreut, steht im Jänner der Umzug in größere Räumlichkeiten an. Für das kommende Jahr hat Talip Okcuoglo aber noch weitere Pläne. „Ich werde zum ersten Mal nach Japan fliegen, um eine internationale Veranstaltung zu besuchen“, erzählt er. Er sei dabei, seine Japanisch-Kenntnisse auszubauen. 2017 werde es in Vorarlberg erstmals eine internationale Veranstaltung geben.
Wir möchten unseren Schülern vor allem Werte vermitteln.
Talip Okcuoglu
Zur Person
Talip Okcuoglu
Geboren: 3. 11. 1969 in Istanbul. Seit 1974 wohnhaft in Hard.
Laufbahn: 1979: Unterricht in Vollkontakt-Karate, 2006: Umstieg auf Dentokan. 26.9.2012: Gründung “Dentokan Kampfkünste Austria”
Familie: verheiratet