Im Kummer nicht allein

Wetter / 14.10.2014 • 18:41 Uhr
Johannes Resch leitet gemeinsam mit Harald Anderle das speziell für Männer ausgelegte Trauerseminar.  Foto: Privat
Johannes Resch leitet gemeinsam mit Harald Anderle das speziell für Männer ausgelegte Trauerseminar. Foto: Privat

Johannes Resch leitet für die Krebshilfe ein Trauerseminar speziell für Männer.

Dornbirn. (VN-mm) Die Frage, ob Psychotherapeuten mit Trauer und Verlust besser umgehen können als andere, weil sie die Thematik ja quasi auch von innen kennen, ist für Johannes Resch schnell beantwortet. Er verneint. „Man macht genau dasselbe durch. Es trifft einen und haut einen fast um“, weiß er aus eigenem Erleben. Was er vielen vielleicht voraushat, ist das Wissen, dass auch Kummer nur eine Emotion darstellt, die nicht ewig bleibt, der Umgang mit Trauer dennoch ein sehr individueller ist. „Männer haben einen anderen Zugang als Frauen. Wenn sie therapeutische Hilfe beanspruchen, suchen sie lieber Kontakt zu ihresgleichen“, hat der Psychotherapeut festgestellt. Deshalb bietet die Krebshilfe Vorarlberg, bei der Johannes Resch seit gut eineinhalb Jahren arbeitet, erstmals ein Trauerseminar speziell für Männer an.

Widerstandskraft

Laut landläufiger Meinung nimmt das starke Geschlecht nur ungern Unterstützung an. Der Experte bestätigt: „Frauen fällt es leichter, Männer kommen erst aus der Not heraus.“ Die Krebshilfe Vorarlberg hat mit der Aufnahme eines Psychotherapeuten in das vorwiegend weibliche Team zumindest eine Brücke zu krebskranken Männern und deren Angehörigen für den Fall geschaffen, dass der Wunsch nach einem männlichen Ansprechpartner besteht. Der ist auch durchaus gegeben. Denn: „Trauer ist eine mächtige Erfahrung, selbst für die Robustesten von uns“, erklärt der Experte. „Aber zum Glück verfügen wir über eine natürliche Widerstandskraft, die uns in die Lage versetzt, trotz belastender Situationen die Lebendigkeit nicht zu verlieren“, kann Johannes Resch dem Schlechten auch etwas Gutes abgewinnen. Das zu vermitteln, darum geht es auch beim Trauerseminar.

 Mit Freude umgezogen

Seit mehr als 23 Jahren lebt der gebürtige Oberösterreicher nun schon in Vorarlberg. „Immer noch mit Freude“, wie er betont. Damals war da der Wunsch, aus Wien, wo Johannes Resch lebte, hinauszukommen. Schließlich bot sich im westlichsten Bundesland eine Arbeitsmöglichkeit. Der Psychotherapeut packte die Koffer und wurde mit eigener Praxis in Dornbirn sesshaft. Noch keine Sekunde habe er diese Entscheidung bereut. Ebenso wenig wie jene, den Beruf des Psychotherapeuten zu ergreifen, der ihn befähigt, Menschen in ihrem Kummer und Schmerz wieder eine Perspektive zu geben. Sinn des Schmerzes sei es, anzuerkennen, dass sich etwas unwiderruflich verändert hat. Wenn es einmal gelinge, diesen Gedanken in das Leben zu integrieren, gebe es keinen Grund mehr für Kummer. 

Der Weg dahin kann jedoch lange sein. Für manche sehr lange. „Rund zehn Prozent der Menschen verfallen in eine schwere Trauerphase“, erläutert Johannes Resch. Die meisten trauern am Anfang sehr intensiv und finden dann zurück ins Leben. Selbst, wenn die Trauer einmal nicht so stark ausfällt, braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben. „Das ist normal“, betont Resch.

Es geht bei einem Trauerprozess nämlich nicht zuletzt darum, verschiedene Emotionen zuzulassen. „Dabei darf es ruhig auch lustig sein, das ist gesund.“ Johannes Resch selbst weiß sich abzugrenzen. Das Gespür für das, was ihm persönlich gut tut, hat er sich in vielen Berufsjahren erarbeitet.

Zum Glück verfügen wir über eine natürliche Widerstandskraft.

Johannes Resch

Zur Person

Johannes Resch

Geboren: 15. April 1957 in Linz

Wohnort: Dornbirn

Beruf: Psychotherapeut

Familienstand: geschieden, zwei erwachsene Kinder

Hobbys: Wandern, mit Freunden zusammen sein