Im Einsatz für das Leben

Wetter / 27.10.2014 • 18:00 Uhr
Cemanur Kartal hofft, mit dem türkischsprachigen Flyer noch viele Landsleute zur Blutspende motivieren zu können. Foto: Stiplovsek

Cemanur Kartal hofft, mit dem türkischsprachigen Flyer noch viele Landsleute zur Blutspende motivieren zu können. Foto: Stiplovsek

Cemanur Kartal engagiert sich für Leukämiekranke und den Verein „Geben für Leben“.

lustenau. (VN-mm) „Ilayda geht es schlecht. Derzeit wäre nicht einmal eine Stammzelltransplantation möglich.“ Mit bedrückter Stimme fasst Cemanur Kartal die Situation jenes türkischen Mädchens aus Friedrichshafen zusammen, das schwer an Leukämie erkrankt ist. Neue Medikamente, neue Behandlungsmethoden: „Die Ärzte probieren alles, was möglich ist“, erzählt die junge Frau weiter. Parallel dazu sucht der Verein „Geben für Leben“ weiter eine Stammzellspende für die Achtjährige. Denn letztlich kann nur diese Maßnahme die Kleine retten. Auch Cemanur Kartal setzt sich für Ilayda ein, indem sie ihre Landsleute zur Blutspende aufruft, weil das Kind aufgrund seiner Herkunft auf solche Stammzellen angewiesen ist.

Bessere Information

Rund 40.000 türkischstämmige Einwohner hat Vorarlberg. „Mindestens die Hälfte von ihnen könnte sich typisieren lassen“, rechnet Cemanur Kartal engagiert vor. Bislang kam jedoch nicht einmal ein Bruchteil zu den vom Verein organisierten Aktionen. Cemanur macht ihnen keinen Vorwurf. „Viele kennen die Krankheit gar nicht“, weiß sie aus vielen Gesprächen. Für sie heißt das, vor allem die jungen Leute besser zu informieren. Denn: „Wir brauchen junge Leute als Spender.“

Sie selbst kam mit dem Verein „Geben für Leben“ erstmals bei einer Bluttypisierung in Altach in Kontakt. Kurz vorher hatte sie von Ilaydas Schicksal erfahren. Deshalb ließ sich Cemanur Kartal typisieren. „Susanne Marosch und ich sind dann ins Gespräch gekommen und haben überlegt, wie wir mehr von meinen Landsleuten ansprechen können“, erzählt sie. Das Nachdenken mündete 2013 in einer Typisierungsaktion im Messepark, zu der 1800 Personen kamen. Eine weitere folgte im Mai in Wien, die 1200 Spender brachte. Vor Kurzem ließen bei „Wien für Ilayda“ weitere 518 Leute Blut in der Hoffnung, helfen zu können.

Eine teure Hilfe

Ein Problem ist das Geld. Typisierungen sind nämlich teuer. „In der Türkei kostet eine Typisierung 150 Euro. Außerdem kann sie nur in Krankenhäusern vorgenommen werden“, erklärt Cemanur Kartal, warum sich so wenige Türken dafür finden. Auch hier stelle sich oft die Frage, der Bezahlung von Typisierungen. „Aber wir haben nie negativ gedacht, sondern daran geglaubt, dass es irgendwie immer geht.“ Und das tat es bisher. Gefühle, versagt zu haben, wenn wieder kein Spender für Ilayda dabei war, lässt Cemanur, die selbst Mutter einer bald dreijährigen Tochter ist, ebenfalls nicht aufkommen. Traurigkeit ja, doch gleichzeitig ist da Freude, wenn anderen Menschen geholfen werden kann. Durch die Aktionen für Ilayda etwa konnten 28 neue Spender gefunden werden. In Vorarlberg warten derzeit über 40 Leukämiekranke auf eine passende Stammzellspende.

Noch etwas hat sich für die in Hohenems geborene Cemanur Kartal durch ihre Mitarbeit bei „Geben für Leben“ verändert. Die gelernte Einzelhandels-, Büro- und Versicherungskauffrau entdeckte die helfende Seite in ihr. Sie sammelte für Syrien und beteiligte sich an Hilfsaktionen für Bosnien und Serbien. Jetzt möchte sie an der Fachhochschule Vorarlberg Sozialarbeit studieren. „Es wäre schön, wenn es klappen würde“, merkt sie mit einem Lächeln an.

Am Freitag, 31. Oktober, heißt es jedoch wieder voller Einsatz für den Verein. Von 9 bis 21 Uhr kann im Zimbapark Bludenz Blut und Geld gespendet werden. Cemanurs Bitte: „Wir sind lange dort, da sollten viele Zeit finden.“

Wir brauchen vor allem die jungen Leute als Spender.

Cemanur Kartal

Zur Person

Cemanur Kartal

Geboren: 6. September 1982 in Hohenems

Wohnort: Lustenau

Familie: verheiratet, Tochter Beste

Beruf: Einzelhandels-, Büro- und Versicherungskauffrau

Hobbys: Musik, Wandern