Computer für Ghana

Florian Kathan und die HTL Dornbirn haben ein gemeinsames Hilfsprojekt ins Leben gerufen.
Sunyani. (VN-ger) Florian Kathan ist heiser. Prüfungsbedingt. „Wenn es um Tests geht, dann muss man hier hart durchgreifen“, erzählt der 19-Jährige am Telefon. „Die Schüler geben sich beim Schwindeln erst gar nicht die Mühe, etwas zu verstecken. Die reden einfach miteinander.“
Der Batschunser absolviert seit August 2014 seinen Auslandszivildienst in Sunyani/Ghana. Gemeinsam mit drei weiteren Volontären aus Österreich unterrichtet er am Don Bosco Technical Institute IT-Fächer. „Es ist schon irgendwie komisch, vor ein paar Monaten bin ich noch selber in der Schule gesessen“, meint er mit einem Schmunzeln.
Computer gesucht
Neben der Arbeit im Unterricht versucht der junge Vorarlberger auch verschiedene Hilfsaktionen vor Ort zu organisieren. In der Umsetzungsphase befindet sich derzeit ein Projekt mit der HTL Dornbirn. Auf Anregung eines Lehrers soll außerdem ein Schüleraustausch von und nach Ghana auf die Beine gestellt werden. „Die Soft- und Hardware an der Schule ist ziemlich veraltet und wird auch in Ghana nicht mehr in der Praxis verwendet“, erläutert der 19-Jährige. Mit seiner Anfrage, ob sich da nicht etwas machen ließe, stieß er bei seiner alten Schule sofort auf offene Ohren. „Die haben das Vorhaben sogar als Projekt übernommen“, freut sich Florian. Bereits Mitte Jänner soll der Container auf Reisen gehen. Derzeit werden die Güter an der HTL Dornbirn gesammelt, die Schüler des Logistikzweigs organisieren den Transport. „Da wir für den Zoll und den Transport in Ghana rund 1500 Euro bezahlen müssen, sammle ich dafür noch Spenden“, ergänzt der Batschunser.
Andere Welt
Nach Afrika gekommen ist Florian Kathan über den Verein „Volontariat Bewegt“ – und landete bei seiner ersten großen Reise zugleich in einer für ihn unbekannten, „anderen“ Welt. „Der größte Unterschied ist sicher das Klima. Auf die gravierenden kulturellen Unterschiede kommt man erst durch das Zusammenleben“, berichtet der HTL-Absolvent. „Wenn man in der Schule fragt: ,Habt ihr das verstanden‘, dann sagen alle immer ja. Oft bekommt man auch keine klaren Antworten auf eine Frage. Und wenn du bei Veranstaltungen pünktlich kommst, dann bist du der Erste“, fasst er einige Besonderheiten zusammen. Auch daran, dass nicht die Gastgeber, sondern die eingeladenen Gäste die Küche aufräumen, oder dass man auf der Straße von jedem gegrüßt und gefragt wird, wie es einem geht, musste sich der 19-Jährige zunächst gewöhnen. „Die Kinder singen für uns immer ,Guten Morgen weißer Mann, wohin gehst du?‘ So was wie Rassismus gibt es hier nicht“, sagt Florian, der derzeit dabei ist, die regionale Sprache, Twi, zu lernen.
Mit seinen Volontariatskollegen wohnt der Junglehrer in einem Bungalow auf dem Schulgelände – rund 20 Minuten vom Stadtzentrum der über 200.000-Einwohner-Stadt Sunyani entfernt. Dort gibt es fast alles zu kaufen – bis auf Käse. Neben seiner Familie, den Freunden und seiner Freundin Alica vermisst Florian aber auch den Winter und die Adventzeit in Vorarlberg. „Nur im einzigen Supermarkt der Stadt merkt man, dass Advent ist“, bedauert der Auslandszivildiener ein wenig.
Wenn es um Tests geht, muss man hart durchgreifen.
Florian Kathan
Zur Person
Florian Kathan
absolviert seit August 2014 seinen Auslandszivildienst in Sunyani/Ghana. Mit der HTL Dornbirn hat er ein Hilfsprojekt ins Leben gerufen.
Hauptwohnsitz: Batschuns
Geboren: 28. Februar 1995
Ausbildung: HTL Dornbirn – Schwerpunkt Betriebsinformatik
Familie: ein Bruder, vier Halbschwestern, Freundin Alica
Hobbys: die Landwirtschaft zu Hause, Volleyball, Skifahren, Snowboarden, Mountainbiken, Freunde treffen
Nähere Infos zu Florian Kathans Projekt im Internet unter: http://ghana.kathan.info