Ruhepol im tiefsten Leid

Wetter / 26.12.2014 • 17:52 Uhr
Thomas Stubler ist vom Radio-Mischpult ins Büro des Kriseninterventionsteams gewechselt. Foto: KIT  
Thomas Stubler ist vom Radio-Mischpult ins Büro des Kriseninterventionsteams gewechselt. Foto: KIT  

Heuer über 200 Einsätze. Thomas Stubler koordiniert das Kriseninterventionsteam.

altach. (VN-mm) Es gibt Menschen, die, wenn sie sich verändern, das gründlich machen. Zu ihnen gehört zweifellos Thomas Stubler. Elf Jahre war der Altacher eine der Stimmen von Antenne Vorarlberg. Dann setzte er in die Tat um, was er schon seit dem Zivildienst bei der Caritas tun wollte: Thomas Stubler wechselte in das soziale Fach und übernahm die Koordination im Kriseninterventionsteam (KIT). Jetzt fühlt er sich beruflich angekommen. „Ich habe den Sozialbereich nie aus den Augen gelassen“, erzählt er, und als die Ausschreibung für die KIT-Koordinationsstelle kam, bewarb sich Thomas Stubler erfolgreich.

Noch sitzt er vornehmlich am Schreibtisch. Doch bald möchte er auch selbst hinaus, dorthin, wo das Schicksal mitunter hart und unbarmherzig sein kann.

Über 200 Einsätze

Heuer dürften die Einsatzzahlen aller Voraussicht nach die Grenze von 200 überschreiten. Es wäre erst das zweite Mal seit der Gründung des Kriseninterventionsteams vor 14 Jahren. Die inzwischen 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter werden gerufen, wenn Menschen in Krisensituationen eine psychosoziale Akutbetreuung benötigen. „Das gilt besonders bei plötzlichen Todes- und schweren Unfällen“, erklärt Thomas Stubler. „Bei der Überbringung von Todesnachrichten ist immer auch ein KIT-Team dabei“, führt er weiter aus. Seine  Anforderung erfolgt über die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL). 

Obwohl Thomas Stubler als Koordinator vorwiegend die Administration zu erledigen hat, bekommt er doch jeden Einsatz  hautnah mit. Er muss jeden Bericht lesen und sich darum kümmern, dass seine Mitarbeiter einen Umgang mit dem Erlebten finden. „Jeder Einsatz wird nachbesprochen und auf diese Weise aufgearbeitet“, sagt der KIT-Koordinator. Fünf bis sechs Mal jährlich gibt es zudem die Möglichkeit der Supervision. Thomas Stubler musste ebenfalls lernen, klare Grenzen zu ziehen. Vor allem, weil es in seinem engeren Verwandten- und Bekanntenkreis ebenfalls schon zu tragischen Vorfällen kam, die seine Erinnerung prägen. „Da kann es durchaus passieren, dass persönliche Geschehnisse plötzlich wieder hochkommen“, schildert Stubler diesen Grat als sehr schmal. Familie, Freunde und der Sport helfen ihm, die Balance zu halten.

Personeller Höchststand

Damals, in der eigenen Betroffenheit, hat er das Kriseninterventionsteam als Ruhepol erlebt. Das war mit ein Grund, sich um die Koordinationsstelle zu bewerben. Dass sein Engagement viele mittragen, ist ein weiterer Motivationsfaktor. Erst unlängst wurden 17 neuen KIT-Mitarbeitern nach einer 120 Stunden umfassenden Ausbildung die Einsatzberechtigungen überreicht. Damit verzeichnet die Organisation derzeit einen personellen Höchststand. Den typischen „KITler“ gibt es laut Thomas Stubler jedoch nicht. Die ehrenamtlichen Helfer kommen aus den verschiedensten Berufen. Sie sind Lehrer, Psychologen, Hausfrauen, Pensionisten. Aber alle eint ein Gedanke: Sie wollen sich einbringen und der Gesellschaft etwas zurückgeben, indem sie die Last von Tod und Trauer mit jenen teilen, denen es schlecht geht, und ihnen so Halt und Stütze sein.

Jeder Einsatz wird auch entsprechend aufgearbeitet.

Thomas Stubler

Zur Person

Thomas Stubler

Geboren: 17. Mai 1980 in Hohenems

Wohnort: Altach

Familienstand: verheiratet

Beruf: KIT-Koordinator

Hobbys: Sport, Wandern