Ein Job, der beliebt macht

Wetter / 18.01.2015 • 19:07 Uhr
Immer bereit, wenn am Golm etwas passiert: Stefan Erhart.
Immer bereit, wenn am Golm etwas passiert: Stefan Erhart.

Pistenretter Stefan Erhart erlebt in seinem Alltag schöne und traurige Momente.

Latschau. (VN-hk) Ein Sonntag wie der 18. Jänner 2015 lässt bei einem wie Stefan Erhart zwiespältige Gefühle hochkommen. Einerseits freut er sich wie jeder andere Wintersportler auch über einen strahlend schönen Wintertag mit frischem Schnee auf den Berghängen. Andererseits kann so ein Tag für ihn viel Arbeit und viel Stress bedeuten. Stefan Erhart ist Pistenretter im Skigebiet Golm im Montafon.

Bis jetzt wenig los

„Ich wäre froh“, lacht der Tschaggunser, „wenn es so weiterginge wie bisher in der Saison, mit wenigen Skiunfällen und daher auch wenigen Einsätzen für das Pistenkommando.“ Gewöhnlich sind bei geringer Schneelage die Risiken für Wintersportler entsprechend höher. „Nicht unbedingt auf der Piste“, sagt Erhart, „aber abseits davon. Schnell kann es dort zu schlimmen Unfällen mit schweren Verletzungen kommen. Wenn etwa jemand Bekanntschaft mit einem Stein macht.“ Die bisher an den Tag gelegte Disziplin der Skifahrer sei ungewöhnlich, bemerkt der erfahrene Pistenretter, der seinen Job am Golm bereits 14 Jahre erledigt.

Robust, wehleidig

Ein Job, der den vielseitigen Montafoner durchaus beliebt macht. „90 Prozent der verunfallten Personen, zu denen wir kommen, sind zuerst einfach dankbar, wenn wir auftauchen. Natürlich gibt es dann die unterschiedlichsten Reaktionen. Während die einen tapfer und robust sind, sind andere wiederum eher wehleidig und weinerlich. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Skifahrer mit einer bestimmten Verletzung noch ins Tal gefahren ist, einen anderen musste man mit der gleichen Verletzung per Hubschrauber abtransportieren“, berichtet Erhart von seinem Alltag. Freundlich und einfühlsam seien er und die Kollegen freilich mit allen ihren Kunden wider Willen.

Extreme Erlebnisse

Nie gefeit ist ein Pistenretter vor extremen Erlebnissen. Das Negativste dieser Art widerfuhr Erhart vor einigen Jahren. Damals musste er an jenen Unglücksort fahren, an dem ein Vandanser Familienvater während der Talabfahrt mit dem Kopf gegen einen Baum prallte und noch an der Unfallstelle verstarb. „So ein Erlebnis lässt du nicht auf der Piste. Das nimmst du mit nach Hause“, plagen Erhart heute noch schreckliche Erinnerungen.

Unvergessen im positiven Sinn sind andere Begebenheiten. „Einmal läutete es im Sommer an meiner Tür. Draußen stand eine Feldkircher Familie und überreichte mir ein tolles Geschenk. Ich hatte im vorigen Winter ihr Kind nach einem Unfall betreut, und offenbar habe ich das ganz gut gemacht.“

Frische Luft

Stefan Erhart war nicht immer im Pistendienst eines Skigebiets. Sein Berufsleben führte ihn zuvor in verschiedenste Welten. So war der bald 45-Jährige bereits Fernfahrer, arbeitete in einem Betrieb, der Spanplatten herstellt, und befand sich auch schon auf Montage.

Jetzt ist er sesshaft geworden und mit seiner Tätigkeit sehr zufrieden. „Es ist doch schön, wenn man in seinem Heimatort beschäftigt sein kann und dann auch noch etwas macht, das einem Spaß macht“, streicht der Tschaggunser die Vorzüge seines Berufs hervor.

Auch im Sommer und Herbst kann er seine Brötchen am Golm verdienen. „Ich bin dann mit der Revision der Beschneiungsanlagen beschäftigt“, erzählt Erhart. Was beiden Tätigkeiten gemeinsam ist: „Bewegung an der frischen Luft. Das mag nicht jeder. Aber für mich ist es das Richtige.“

90 Prozent der Verunfallten sind uns sehr dankbar.

Stefan Erhart

Zur Person

Stefan Erhart

Geboren: 3. Februar 1970

Beruf: Angestellter

Wohnhaft: Tschagguns

Familie: ein Kind

Hobbys: Skitouren, Wandern

Lieblingsspeise: Kässpätzle