Vom Boden auf den Teller

Als Ökotrophologin kennt Birgit Höfert die Haushalts- und Ernährungswissenschaft.
bregenz. (VN-mm) Die Berufsbezeichnung klingt etwas sperrig. Diplomierte Ökotrophologin darf sich Birgit Höfert seit ihrem Studium an der Universität von Weihenstephan bei Freising nennen. Was so kompliziert klingt, lässt sich aber auch einfach erklären. „Es geht um Haushalts- und Ernährungswissenschaft“, bringt es Höfert kurz und bündig auf den Punkt. Ihr Wissen über Nahrungsmittel reicht quasi vom Boden bis auf den Teller. „So könnte man es auch sagen“, meint sie zu dieser Form der Auslegung.
Seit mehr als zwanzig Jahren lebt die gebürtige Deutsche nun schon in Österreich. Elf Jahre davon verbrachte sie in Tirol, seit zehn Jahren ist Vorarlberg nun die Heimat der Familie Höfert. Ein Jobwechsel führte sie über den Arlberg. Den betraf jedoch ihren Mann Ulrich, der in der Landwirtschaftskammer für den Obst- und Gartenbau zuständig ist. Birgit Höfert stellte sich als Ernährungsfachfrau auf eigene Beine.
Regional und saisonal
Unter anderem holte sie die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Küchenleitungen aus dem Dornröschenschlaf. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Köchen, die in Seniorenheimen tätig sind. Hier sorgt die Expertin für Aus- und Weiterbildungen sowie die Vernetzung untereinander. „Das kommt gut an“, erzählt sie, auch erfreut darüber, dass die Heimleitungen die ARGE mittragen und mitfinanzieren. Ihr Ziel: Auch in Seniorenheimen soll die regionale und saisonale Küche Einzug halten. Am 1. Oktober 2014 hat Birgit Höfert zudem eine Halbtagsanstellung bei der „aks gesundheit“ angetreten. Sie leitet dort als Karenzvertretung die Ernährungsfachstelle sowie die Ernährungsberatungsstellen.
Mit der patenten Fränkin, die selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, zog jedoch ein bekanntes Gesicht ins Büro ein. Schon vorher betreute sie die aks-Ernährungsprojekte „Maxima“ sowie die „Genuss-Detektive“. Aktuell ist Höfert in das Projekt „Gemeinsam essen“ involviert, bei dem es um eine Verbesserung des Ernährungsangebotes in Kindergärten, Schulen und Betreuungseinrichtungen geht. „Die Arbeit ist also sehr vielfältig“, stellt sie zufrieden fest. Und ergänzt: „Es kann bei der Ernährung nie genug getan werden.“ Umso mehr freut sich Birgit Höfert, dass „Gemeinsam essen“ vom Land unterstützt wird.
Eltern, die am Ernährungsverhalten ihrer Sprösslinge verzweifeln, beruhigt die dreifache Mutter: „Was im Kindesalter an Grundlagen geschaffen wurde, kommt irgendwann wieder.“ Die Phasen dazwischen gehörten zum Leben und Lernen. Dem Nachwuchs wegen vermeintlich ungesunder Vorlieben mit erhobenem Zeigefinger zu drohen, hält Birgit Höfert für wenig zweckmäßig. „Geduld bringt auch hier mehr“, sagt sie, und ein überzeugtes Lächeln ziert ihr sympathisches Gesicht. Gleiches gilt für die außerfamiliäre Verpflegung. Betreuungspersonen sollen mit Herz bei der Sache sein. Das reißt Kinder kulinarisch mit. Auch die Person am Herd zu kennen, kann nicht schaden. Birgit Höfert erzählt von einem jungen Koch, der den Schülern persönlich die Hirselaibchen servierte. Sie gingen weg wie warme Semmel. „Kommunikation kann eben viel bewirken“, merkt sie an.
Die Phasen dazwischen gehören zum Leben und zum Lernen.
Birgit Höfert
Zur Person
Birgit Höfert
Geboren: 18. März 1969 in Lauf an der Pegnitz (Nähe Nürnberg)
Wohnort: Bregenz
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder
Beruf: Ernährungswissenschaftlerin
Hobbys: Lesen, Wandern, Radfahren, Reisen