Die Fürstin von Gamprätz

Viktoria Serbee (88) ist mächtig stolz darauf, dass sie die Fürstin von Gamprätz sein darf. Foto: Beate Rhomberg
Viktoria Serbee (88) steht seit fünf Jahren an der Spitze des Fürstentums Gamprätz.
Schruns. (VN-kum) Viktoria Serbee (88) aus Schruns lebte 60 Jahre in Köln. Dort, in der Hochburg des Karnevals, wurde sie vom Faschingsvirus angesteckt. „An unserem Haus zog der Rosenmontagszug vorbei. Meine Familie und ich schauten dem närrischen Treiben jedes Jahr fasziniert zu.“ Viktoria beneidete das Prinzenpaar auf dem Wagen. „Jedes Mal, wenn ich es sah, dachte ich mir: Ich würde auch gerne einmal dort oben stehen und Prinzessin sein.“ Viele Jahre später sollte dieser Wunsch für sie in Erfüllung gehen.
Jugendtraum erfüllte sich
Viktoria kehrte vor zwölf Jahren in ihre Heimat zurück. Seither lebt sie in ihrem Elternhaus in Schruns-Gamprätz. Es war ihr nicht jedes Jahr nach Fasching zumute. Als ihr Sohn starb, trauerte sie heftig. Aber die Fröhlichkeit kehrte in ihr Leben zurück. Irgendwann fand sie sich auf einer Faschingsveranstaltung wieder, als Korbmacherin verkleidet. Auf diesem Faschingsfest der Gamprätzer wurde in einer närrischen Stimmung die Idee geboren, das freie Fürstentum Gamprätz auszurufen. Dazu brauchte es aber ein Fürstenpaar und einen Hofstaat. Viktoria witterte ihre Chance. „Dann bin ich aber die Fürstin“, rief sie so laut in die Menge, dass sie selbst darüber erschrak. Die damals 83-Jährige setzte sich durch. „Es gab keine Debatte. Wir fanden die Idee toll, dass eine alte Dame unsere Fürstin wird“, erinnert sich Gräfin Anni vom Limat, die erste Hofdame der Fürstin. Für Viktoria ging in diesem Moment ein Jugendtraum in Erfüllung. Es machte sie stolz, die Regentin des Fürstentums Gamprätz sein zu dürfen. „Das ist eine Ehre“, sagt sie. Und: „Ich bin seither mit Begeisterung dabei.“
Mit ihrem Gemahl, Fürst Johann I. vom Bargus, und ihrem 30-köpfigen Hofstaat besucht Fürstin Viktoria, die Letzte von Gschnellner, mehrere Veranstaltungen in der Faschingszeit.
Ein Highlight ist der Fürstenball. Den eröffnet sie mit einer Rede und einem Tanz. „Ich tanze wie der Lump am Stecka.“ Ihre Tochter Elke erweist ihr auf dem Fürstenball auch die Ehre. „Sie kommt extra aus Köln. Sie ist stolz auf mich, dass ich das in meinem Alter noch machen kann.“ Viktorias Kondition ist gut.
„Beim Fürstenball bleibt sie immer bis zum Schluss. Ich gehe früher heim“, plaudert ihre erste Hofdame aus dem Nähkästchen. Diese schaut auf das Wohlergehen der Herrscherin. „Wir alle tragen unsere altehrwürdige Fürstin auf Händen. Ich bediene sie, wechsle ihr die Schuhe und nehme ihr den Mantel ab.“ Die Regentin des freien Fürstentums Gamprätz fühlt sich im Hofstaat gut eingebettet. „Mit meiner ersten Hofdame geht’s mir gut. Aber auch die anderen gehen respektvoll mit mir um“, freut sie sich.
Einer Jüngeren Platz machen
Trotzdem wollte sie vor zwei Jahren als Fürstin zurücktreten und einer Jüngeren Platz machen. „Ich dachte mir, dass ich zu alt bin für dieses Amt.“ Aber ihr Gemahl und ihr Hofstaat überzeugten sie, dass es besser sei, wenn sie weitermache. „Sie sagten: ,Mach weiter, solange du Spaß an der Sache hast.‘“ Daraufhin trat Viktoria vom Rücktritt zurück.
Heuer startete sie etwas verspätet in die Faschingssaison. Ihre erste Hofdame musste sie auf den Sitzungen des Faschingskomitees vertreten, „weil meine Hörapparate defekt waren. Aber nun klappt es mit den Hörgeräten wieder. Jetzt kann ich mich voll in den Fasching stürzen“, freut sich die 88-Jährige, die in ihrem prächtigen Gewand und mit dem Diadem auf dem Kopf wie eine richtige Prinzessin aussieht.
Es ist eine Ehre, Fürstin von Gamprätz zu sein.
Viktoria Serbee
Zur Person
Viktoria Serbee
Geboren: 2. August 1926 in Schruns
Wohnort: Schruns-Gamprätz
Ausbildung: Fotolaborantin
Familie: geschieden, eine Tochter, drei Enkel
Hobbys: Blumen, Politik, Talkshows, Jassen