Der Formel-1-Umzugsprofi

Thomas Fussenegger kümmert sich um das Equipment beim GP-Rennstall Lotus.
Hohenems. (VN-dg) Seit Sonntagmorgen schlägt das Herz der Formel 1 im Albert Park in Melbourne. Motorhomes wurden platziert, Boxen eingerichtet, Catering-Stationen aufgebaut. Inmitten dieser Aufbau-Orgie wieselt der Hohenemser Thomas Fussenegger herum. Der 47-Jährige ist seit 2010 bei Lotus für die Logistik verantwortlich. Die Transporte und das Hospitality werden von der Lotus-Subfirma, der Speditions- und Catering-Firma Wallenborn aus dem luxemburgischen Munsbach übernommen, wo Fussenegger auch zwischen den Rennen lebt. Insgesamt dirigiert Thomas am Rennplatz eine neunköpfige Logistik-Crew.
Schlüsselerlebnis
2002 in Imola: Begonnen hat alles vor 13 Jahren. Sein ehemaliger Schulkollege Kurt Berchtold aus Götzis war Trucker für den Arlberger Caterer Karlheinz Zimmermann, der neben dem Ecclestone-Catering auch die Hospitality für Toyota organisierte. Berchtold überredete Fussenegger, zum Imola-GP mitzukommen. Der gelernte Maurer fuhr mit und war von der Fahrer-Lageratmosphäre sofort begeistert. Bis zum F-1-Ausstieg von Toyota Ende 2009 lenkte Thomas dann Trucks – vorerst noch als Nebenerwerbsjob – zu den Rennplätzen und half mit, das Toyota-Motorhome aufzubauen. Als die Japaner den Stecker zogen, übernahm 2010 der reaktivierte Traditionsrennstall Lotus dieses Motorhome und Fussenegger zog mit. Seither hat er einen Vollzeit-Job.
Mädchen für alles
Schon eine Woche vor dem jeweiligen Rennen beginnt am Rennplatz die Arbeit für den zweifachen Familienvater: Das Motorhome samt Hospitality muss installiert, die Racebase in den Boxen aufgebaut werden. Bis Mittwochmittag muss alles stehen, denn dann ziehen die Mechaniker ein, um die Boliden vorzubereiten. An den Trainings- und Renntagen kümmert er sich um die Reifen, das Benzin, um die Pflege der Boxen usw. Öfters hält er auch die Boxensignaltafeln für die Fahrer Romain Grosjean oder Pastor Maldonado hinaus oder schaut bei der Startaufstellung am Grid dazu, dass Trockeneis für die Motorenkühlung und Sonnenschirme für die Fahrer parat sind oder die Reifen-Heizdecken funktionieren. Gegen Rennmitte kümmert er sich schon wieder um Gabelstapler, denn sobald die Zielflagge fällt, beginnt er mit seiner Crew umgehend wieder alles abzubauen. In insgesamt elf (!) Lkws wird alles verstaut. In zwei sogenannte „Paddock-Trucks“ werden die Boliden, Motoren und Ersatzteile geladen, die ins Werk nach Enstone (Gbr) fahren. Die anderen neun „Pitlane-Trucks“ verstauen Küche, Büros, Werkzeugkisten, Stellwände, Computer, Tankanlagen, Felgen, Pressluftanlage, Kommandostand und vieles mehr und peilen im Convoy gleich den nächsten Rennort an oder fahren zurück nach Luxemburg. Von dort aus organisiert Fussenegger schon via Internet die nächsten Durchfahrtsbewilligungen oder löst die Maut für seine „Truckys“.
Noch geht es nicht ohne
Thomas freut sich auf den GP von Mexiko und natürlich auf sein Heimrennen in Spielberg. Weniger gerne hat er die Rennen in China und Japan. „Es ist oft viel und harte Arbeit, aber ich liebe die Camping-Atmosphäre am Rennplatz.“
Wie lange hält man diese Belastung und den Stress aus? „Es ist wie eine Sucht. Ich habe es da wie die Älpler. Am Ende einer Saison überlegst du dir, ob du weitermachen willst. Nach zwei, drei Wochen Ferien weißt du, es geht nicht ohne …“
Nach 19 Rennen magst du nicht mehr, aber nach zwei Wochen Ferien juckt es wieder.
Thomas Fussenegger
Zur Person
Thomas Fussenegger
Geboren: 11. 1. 1968
Wohnort: Hohenems und Munsbach (Lux)
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Beruf: gelernter Maurer, Logistiker
Hobbys: Skifahren, Autos