Hoffnung, Würde, Humor

Das Schicksal des Flüchtlings Danial M. veranlasste Eva Fahlbusch, „Vindex“ zu gründen.
schwarzach. (VN-hrj) „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Dieses Zitat des französischen Dramatikers Molière hat Eva Fahlbusch zu ihrem Leitsatz gemacht. Und dieser zieht sich durch das bisherige Leben der in Lochau lebenden Gründerin der Hilfsorganisation „Vindex – Schutz und Asyl“.
„An den Stärken und Ressourcen des Menschen anzusetzen, Selbstbestimmung und Eigenermächtigung zu fördern“, war schon immer das Ziel dieser energischen, warmherzigen Frau, deren sozialer Lebensweg in ihrer Geburtsstadt München begonnen hat. Als haptisch veranlagter Mensch müsse sie „begreifen“, erklärt sie, weshalb sie sich zuerst als Tischlerin ausbilden ließ. Im Anschluss brachte sie ihre Kenntnisse einige Jahre in einem künstlerischen Handwerkskollektiv ein. „Begreifen heißt für mich aber auch, sich mit dem Menschen als solchen ausführlich zu befassen, sodass ich am IFW (Institut für systemische Familientherapie) eine mehrjährige Fortbildung absolviert habe“, teilt Fahlbusch mit. Parallel zu ihren Jobs sei sie immer schon ehrenamtlich tätig gewesen, „sowohl in der Begleitung von Menschen mit psychischer oder körperlich-geistiger Beeinträchtigung als auch in der Unterstützung von Flüchtlingskindern“.
Viele Jahre war Fahlbusch in einem Münchner Projekt der Forschungsgesellschaft „anstiftung“ tätig, welche die Voraussetzungen für nachhaltige Lebensstile erforscht hat. Kernthemen sind nachbarschaftliche, lokale und regionale Beziehungsnetze, interkulturelle Verständigung, Geschichtsbewusstsein sowie soziale, kulturelle und handwerkliche Eigenarbeit. Wichtig sei ihr die Sinnhaftigkeit des Tuns, weil Arbeit und Engagement untrennbar miteinander verbunden sind.
Fahlbusch ist viel gereist. In Ländern wie der Türkei, USA, Kuba und in afrikanischen Staaten habe sie diktatorische Regierungen und die Not der Menschen erlebt. Das ist für sie einer der Gründe, aktiv im „Arbeitskreis Christen und Muslime im Dialog“ in Lindau mitzuwirken, wo sie von 2005 bis 2010 gewohnt hat. Dann hat sie in Lochau eine neue Heimat gefunden.
Im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit in Vorarlberg lernte sie tschetschenische Konventionsflüchtlinge kennen und erfuhr von ihren traumatisierenden Kriegserlebnissen, ihren Lebensgeschichten, ihrer Trauer, den Ängsten und anhaltender Schlaflosigkeit. Aber auch von ihrem Humor. Gleichzeitig habe es in den Medien immer wieder pauschalisierende Wertungen und Urteile über diese Menschen gegeben. Dem wollte sie entgegenwirken. Die brutale Verhaftung und Abschiebung von Danial M. Ende Oktober 2012, dessen Frau gerade das zweite Kind erwartete, waren letztendlich Auslöser, gemeinsam mit Flüchtlingen aus Tschetschenien eine Hilfsorganisation zu gründen, die sich intensiv für Asyl und Menschenrechte engagiert.
Einsatz für Flüchtlinge
So entstand im April 2013 „Vindex – Flucht und Asyl“. Inzwischen sind auch Vorarlberger sowie Flüchtlinge aus anderen Ländern aktiv im Verein tätig. Mit dem Leitgedanken „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ geben Geschäftsführerin Eva Fahlbusch und die anderen Vereinsmitglieder Menschen auf der Flucht Hoffnung, sich angenommen zu fühlen, in der neuen Heimat Wurzeln schlagen und selbstbestimmt leben zu können, „und vor allem das Lachen wiederzufinden“. Denn Hoffnung scheint das grundlegendste Wesen eines Menschen zu sein, sagt Fahlbusch. „In dieser Hoffnung liegen unbändig große Kraft, Lebenslust, Humor und Lachen.“
Ich erfuhr von ihren traumatisierenden Kriegserlebnissen.
Eva Fahlbusch
Zur Person
Eva Fahlbusch
ist Gründerin und Geschäftsführerin von „Vindex – Schutz und Asyl“
Geboren: 1959
Ausbildung: Tischlerin, Familientherapeutin
Familie: Mutter zweier erwachsener Töchter, Oma zweier Enkelinnen
Freizeit: Wandern oder Bergtouren