Ein Hobby aus Berufung

Wetter / 01.06.2015 • 22:32 Uhr
Seit Donnerstag ist die zweifache Mutter für den Aufbau und den Ablauf beim Flüchtlingscamp in der Messehalle verantwortlich.  Foto: Stiplovsek
Seit Donnerstag ist die zweifache Mutter für den Aufbau und den Ablauf beim Flüchtlingscamp in der Messehalle verantwortlich. Foto: Stiplovsek

Petra Gebhard aus Hard leitet das Flüchtlingscamp in der Dornbirner Messehalle 3.

Dornbirn. (VN-mip) Es ist ein Satz, der sich in Porträts wie diesem gerne einschleicht: „Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht.“ Auch beim Text über Petra Gebhard (42) aus Hard hätte diese Phrase durchaus ihre Berechtigung. Obwohl, eigentlich überhaupt nicht, denn Petra Gebhard ging den umgekehrten Weg: „Ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht“, erklärt sie. Die gelernte Arzthelferin ist seit 25 Jahren beim Roten Kreuz und seit Donnerstag hauptverantwortlich für den Aufbau und den Ablauf beim Flüchtlingscamp in der Dornbirner Messehalle. Ehrenamtlich natürlich.

Auch beim Faschingsverein

Kaum ein Autor von Geschichten über Ehrenamtliche kommt ohne die Floskel „das Helfen liegt ihr im Blut“ aus. Bei Petra Gebhard wäre sie durchaus angebracht, denn sie hat ihre Hilfsbereitschaft eindeutig geerbt. „Mein Papa und mein Bruder sind bei der Feuerwehr. Es liegt uns eben, Menschen in Not zu helfen.“ Die Hausfrau und zweifache Mutter hält den sozialen Gedanken sogar bei den Narren hoch. Die „Hardar Wealloruschar“ veranstalten jedes Jahr den Weihnachtsmarkt, dessen Erlös in soziale Projekte fließt. Was uns zur nächsten Plattitüde bringt.

Denn was Petra Gebhard besonders gerne macht: Sie organisiert mit Freude größere Veranstaltungen und Projekte. „Eventmanagerin aus Leidenschaft“, würde ein Phrasendrescher schreiben. Wie man es auch nennen mag: Es ist die Triebfeder ihrer Bereitschaft, die Leitung des Flüchtlingslagers in der Dornbirner Messehalle zu übernehmen. Wobei sie korrigiert: „Es heißt Camp, nicht Lager.“

Schon im Dezember übernahm die Rot-Kreuz-Stelle Hard zusammen mit den Rankweiler Kollegen die Koordination der Flüchtlinge, die kurzfristig in den Räumen der Rettungsorganisation unterkamen. Darum wurde erneut das Rote Kreuz kontaktiert.

„Am Mittwochabend war der Asylgipfel, am Donnerstag bekamen wir den Auftrag, das Camp aufzustellen. Als die Frage war, wer die Organisation leitet, habe ich mich gemeldet“, erzählt Gebhard. Ihr Chef, Geschäftsführer Roland Gozzi, versprach, dass seine Mannschaft das Know-how habe, solch eine Unterkunft an einem Tag aufzustellen. Gebhard bestätigt: „Wir haben am Samstagmorgen angefangen und waren am Abend fertig.“ Danach folgte der Feinschliff: Essensausgabe, Putzplan, Hinweisschilder, Dienstplan, Duschplan – Achtung! Phrasenalarm – Gut geplant ist halb gewonnen. Als freiwillige Helferin, wie viele in diesem Projekt und allgemein beim Roten Kreuz.

In der Ausbildung tätig

Eigentlich liegt ihr Aufgabenbereich beim Roten Kreuz ganz woanders. Eigentlich ist sie in der Aus- und Weiterbildung tätig, gibt zum Beispiel Erste-Hilfe-Kurse. Eigentlich. „Das ruht momentan“, führt sie aus. Seit Freitag steht sie unermüdlich in der Messehalle. Anruf hier, Besprechung da. Zur Seite stehen ihr neben zahlreichen Rettungskollegen auch Unternehmer aus der Region und vier Flüchtlinge aus Syrien. Petra Gebhard betont immer wieder: „Ohne Unterstützung wäre das nicht möglich. Es ist ein gemeinsamer Kraftakt.“

Papa bei der Feuerwehr, Bruder bei der Feuerwehr, sie selbst bei der Rettung, da werden die Kinder wohl sicher auch schon der Allgemeinheit dienen, oder? Petra Gebhard lacht: „Die sind doch noch viel zu jung.“ Vier und acht Jahre alt nämlich. Allerdings: „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie der Weg einmal zum Roten Kreuz führt.“ Wahrscheinlich liegt es ihnen im Blut.

Ein gemeinsamer Kraftakt. Ohne Unterstützung wäre es unmöglich.

Petra Gebhard

Zur Person

Petra Gebhard

Rotes Kreuz Hard, Leiterin Flüchtlingscamp in der Dornbirner Messehalle

Geboren: 24. 10. 1972

Wohnort: Hard

Familie: verheiratet, zwei Kinder (vier und acht Jahre alt)

Beruf: Arzthelferin, derzeit Hausfrau