Mit Lizenz zum Zaubern

Wetter / 21.07.2015 • 21:26 Uhr
„Turandot“ ist für Gerd Alfons die 17. Seebühnenproduktion. Foto: VN/Paulitsch
„Turandot“ ist für Gerd Alfons die 17. Seebühnenproduktion. Foto: VN/Paulitsch

Für 007 wurde Gerd Alfons, der scheidende Technikchef der Bregenzer Festspiele, auch schon gehalten.

Bregenz. (VN-cd) Von amüsanten Episoden hat Gerd Alfons durchaus zu erzählen, manche trugen sich an seinem Arbeitsort am Bodensee zu, eine besondere aber in einer Bar in New York. Dort hielt man den Technikchef der Bregenzer Festspiele nämlich für einen Agenten, für einen sehr berühmten sogar, für Sean Connery, den legendären Darsteller von James Bond. Heute Abend, bei der Premierenfeier von „Turandot“, wird die Story vermutlich die Runde machen.

Abgesehen von den optischen Übereinstimmungen ist der Vergleich mit dem Schauspieler nicht abwegig, mit James Bond haben die Festspiele ja Erfahrungen gemacht, und wieder war es Gerd Alfons, der sein technisches Können und seine Überzeugungskraft einsetzte.

Effizienz und Kreativität

Für die Drehbarbeiten auf der Seebühne wollte die Filmcrew ursprünglich einen Teil eines früheren Bühnenbildes aufgebaut haben, nämlich das Skelett aus dem „Maskenball“. Alfons machte den Leuten das im 2008 gerade bestehende „Tosca“-Auge schmackhaft, das somit auch Filmgeschichte geschrieben hat. Theatergeschichte haben die Bilder – von den großen Wänden für „Nabucco“, dem schwimmenden Elefanten für „Aida“ bis zur schwierig zu bewältigenden LED-Wand in der heurigen „Turandot“ – ohnehin gemacht. Was sich im Modellmaßstab von 1:100 bewegen lässt, das funktioniert auch in der Realität, lautet eine der Devisen von Gerd Alfons, der zuweilen aber fast zaubern musste. Eine weitere kennzeichnet seine grundsätzliche Haltung. Ein Bühnentechniker sollte auch eine humanistische Ausbildung absolvieren, ist er überzeugt. Bei ihm kam noch eine wirtschaftliche dazu. Als er in den 1980er-Jahren, unter anderem über Bayreuth, nach Bregenz kam, galt es, die beiden Firmen, also die Festspiele und die Kongresshausgesellschaft, noch hinsichtlich der Effizienz der Abläufe zusammenzuschweißen und den Ausbau des Festspielbezirkes mit Know-how zu begleiten bzw. zu steuern. Dass das gesamte Leading-Team kürzlich begeistert aufhorchte, als die für Bregenz eigens entwickelte Soundanlage gestartet wurde, nimmt er wohl als ein schönes Erlebnis mit, wenn er das Technikruder nun an Wolfgang Urstadt übergibt.

Ein Techniker braucht vor der HTL eine humanistische Bildung.

Gerd Alfons

Zur Person

Ing. Mag. Gerd Alfons

Geboren: 1950 in Wr. Neustadt

Ausbildung: HTL; Wirtschaftsuniversität Wien, weitere Hochschullehrgänge, Bühnenmeister- und Beleuchtungsmeisterprüfung

Tätigkeit: seit 1984 technische Leitung der Bregenzer Festspiele und der Kongresshausgesellschaft, zuvor Technikleiter am Stadttheater Klagenfurt, Bühnentechniker bei den Bayreuther Festspielen und in der Wiener Off-Szene

Familie: verheiratet, eine Tochter