“Engagement freut mich”

Ingrid Böhler aus
Lochau führt Helfer und Hilfsbedürftige zusammen.
schwarzach. (VN-ram) Ihre soziale Ader hat Ingrid Böhler (54) vor zehn Jahren zur Caritas geführt. „Früher war ich in der Privatwirtschaft, aber der Einsatz für andere hat mich schon mein ganzes Leben lang begleitet. Deswegen wollte ich mich beruflich umorientieren“, erzählt sie. Die gelernte Pädagogin suchte „einen Weg zurück zu meinen sozialen Wurzeln“. Und dieser Weg brachte sie bis zu ihrer heutigen Position als Leiterin der Pfarr-Caritas.
Vielseitiger Beruf
„Mein Beruf ist sehr vielseitig und spannend“, erzählt die 54-Jährige. „Wenn sich Menschen sozial engagieren wollen, helfen wir bei der Einsatzkoordination.“ Böhler hat sowohl mit Freiwilligen als auch mit Hilfesuchenden zu tun und sucht für Letztere das passende Hilfsangebot. „Wir bekommen Anfragen von Betroffenen selbst oder sie werden von einer anderen Sozialorganisation, einer Caritas-internen Stelle oder den Gemeinden und Pfarren an uns verwiesen“, erzählt die Lochauerin. Sie vermittelt dann sogenannte Sozialpaten, Lesepaten oder die passende Unterstützung von Menschen mit Demenz, organisiert Schulungen, Projekte, fachliche Beratungen und hat dabei immer ein offenes Ohr, wenn Fragen und Probleme auftreten.
Seien es Flüchtlinge, die Deutsch lernen möchten, Demenzkranke, die einen Begleiter für einen Spaziergang suchen, oder Menschen, die nach einem Scheidungsfall einen Ansprechpartner für finanzielle Belange benötigen – die 54-Jährige sorgt dafür, dass alle den richtigen Paten bekommen. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt. „Momentan begleiten etwa mehr als ein Drittel der 130 Sozialpaten Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten kommen und in Österreich ein Bleiberecht bekommen haben“, erzählt Böhler. Die Flüchtlinge stünden vor der Aufgabe, schnell Deutsch zu lernen, eine Wohnung und eine Arbeit zu finden. „In Schulungen bereiten wir die Paten darauf vor, mit dieser Situation umzugehen und den Menschen entsprechende Hilfsangebote zu übermitteln.“
Hilfsbereitschaft motiviert
Motivierte Freiwillige gibt es sehr viele: „Die Vorarlberger zeigen wahnsinnig viel Hilfsbereitschaft“, freut sich die Lochauerin. „Allein bei der Caritas sind es um die 900 Menschen, die sich für andere engagieren. Das begeistert mich immer wieder.“ Bei den schweren Schicksalen, mit denen sie zu tun hat, ist es gerade der freiwillige Einsatz der Vorarlberger, der Böhler immer wieder von Neuem motiviert.
Privat ist für Böhler ein „gutes soziales Netz“ sehr wichtig: „Mich tragen mein Partner und meine Töchter – meine Familie, meine Freunde und auch mein Glaube.“ Entspannung findet sie beim Lesen, bei Besuchen im Theater und in der Natur. Daraus schöpft sie die Kraft, um sich jener anzunehmen, die sie brauchen: Menschen, die Hilfe benötigen, aber auch jene, die diese tatkräftig anbieten.
Die Vorarlberger zeigen wahnsinnig viel Hilfsbereitschaft.
Ingrid Böhler
Zur Person
Ingrid Böhler
Leiterin der Pfarr-Caritas
Geboren: 25. August 1961
Ausbildung: Studium der Germanistik und Pädagogik in Innsbruck, Ausbildung als Trainerin für prozessorientierte Gruppendynamik
Familie: Partnerschaft, drei Töchter