Die perfekte Symbiose

Wetter / 26.08.2015 • 18:48 Uhr
Der Rankweiler Willi Elsensohn ist nicht nur Pädagoge sondern auch erfahrener Pilzpädagoge.  Foto: VN/Stiplovsek
Der Rankweiler Willi Elsensohn ist nicht nur Pädagoge sondern auch erfahrener Pilzpädagoge. Foto: VN/Stiplovsek

Willi Elsensohn beschreibt sich gerne als „Volksschullehrer für Pilze“. 

Rankweil. (VN-ger) Seine Brüder hatten ihn zunächst für völlig verrückt erklärt. „Die haben gesagt, du spinnst“, erinnert sich Willi Elsensohn zurück an seine Anfänge und lacht: „Erst als sie gesehen haben, dass ich überlebt habe, haben sie langsam Vertrauen geschöpft.“

Vom Pilzfieber gepackt wurde der Rankweiler praktisch aus heiterem Himmel. Mit 15 Jahren im Schulunterricht. „Am Nachmittag bin ich dann gleich in den Wald“, erzählt der heute 54-Jährige. Frühlingsbedingt war die Ausbeute bis auf ein paar alte Stäublinge zwar eher mager, losgelassen hat ihn das Thema aber trotzdem nicht. Das Geheimnisvolle und Mystische war es, das Elsensohn an den Pilzen faszinierte. Mithilfe von Büchern eignete er sich das nötige Wissen sowie Rezepte an. „Nach einem Jahr habe ich die ersten gegessen.“

Naturschutz

Heute arbeitet Willi Elsensohn nicht nur als Volksschullehrer. Im Auftrag der inatura ist der Rankweiler seit ein paar Jahren außerdem als Pilzpädagoge unterwegs. „Ich bin sozusagen ein Volksschullehrer für Pilze“, meint er bescheiden. Bei seinen Exkursionen lernen Anfänger die Unterscheidung der Fruchtschichtenarten, die bekanntesten Speisepilze und ihre Doppelgänger sowie die wichtigsten Giftpilze kennen. „Ich lege aber auch viel Wert auf den Naturschutz“, führt der Autodidakt aus. „95 Prozent aller Baumarten leben in Symbiose mit Pilzen. Pilze liefern dem Baum Spurenelemente, der Baum versorgt die Pilze mit Glucose. Ohne Pilze wären alle Bäume um ein Drittel niedriger.“ Den Exkursionsteilnehmern versucht Elsensohn daher zu vermitteln, dass man Pilze schonend sammeln, sich an ihrer Schönheit erfreuen und einfach daran denken soll, dass man nicht alles mitnehmen muss. 

Nur bis 17 Uhr

Um Probleme zu vermeiden, gilt es gleichzeitig einige gesetzliche Vorgaben zu beachten. So ist in Vorarlberg das Sammeln von Pilzen nur von 8 bis 17 Uhr gestattet. Pro Person und Tag dürfen maximal zwei Kilogramm mit nach Hause genommen werden. Außerdem dürfen ausschließlich Exemplare entnommen werden, die eindeutig als Speisepilze erkannt wurden. „Es gibt nur fünf, sechs wirklich gute Pilze“, weiß der Pädagoge, der den Parasol, den Steinpilz, das Eierschwammerl oder den Brätling zu seinen Favoriten zählt.

3000 Pilze

In Vorarlberg sind über 3000 Großpilze heimisch. „Für jedes Stöffchen gibt es ein Pilzchen“, sagt Elsensohn. Alle kennt auch er nicht. „Man muss allerdings sicher sein auf dem Terrain, auf dem man sich bewegt und die Merkmale einer Art kennen.“

Besonderes Interesse hegt der Vater von drei Kindern mittlerweile an den biotechnischen Anwendungsmöglichkeiten von Pilzen. „Enzyme, Phosphatgewinnung in der Landwirtschaft, Bodenentgiftung, Wiederaufforstung in der Sahelzone“, zählt er auf. „Dass Waschmittel bei 30 Grad sauber waschen, haben nur Pilze geschafft.“

Als noch größeres Hobby als die Pilze bezeichnet
Willi Elsensohn nur die Musik. Der 54-Jährige spielt Gitarre, Banjo, Violine, Mundharmonika, Trompete und leitet drei Chöre in Viktorsberg und der Schweiz. „Ich bin Autodidakt. Alles, was mich interessiert, mache ich einfach.“

Nach einem Jahr habe ich die ersten Pilze gegessen.

Willi Elsensohn

Zur Person

Willi Elsensohn

führt Interessierte bei Exkursionen in die Geheimnisse der Pilze ein

Geboren: 8. Oktober 1960

Wohnort: Rankweil

Ausbildung: Pädak in Feldkirch

Beruf: Volksschullehrer

Familie: drei Kinder

Hobbys: Musik, Pilze

inatura-Pilzexkursionen (für Anfänger) mit Willi Elsensohn: Samstag, 29. August und Dienstag, 1. September 2015, 9 bis 12 Uhr. Anmeldung unter: naturschau@inatura.at oder Tel. 0676 833064770.