“Die Lehre hat Zukunft”

Walter Eberle bildete jahrzehntelang Lehrlinge aus. Heute berät er Firmen in dieser Sache.
Wolfurt. (VN-kum) Die Liebe zum Handwerk wurde in seiner Kindheit geweckt. Sein Vater war Tischler. „Er hat mich öfters in die Werkstatt mitgenommen. Für mich war das jedes Mal ein Erlebnis“, erinnert sich Eberle gerne an diese Zeit. Der Bub träumte aber schon damals von einer eigenen Firma. „Ich wollte selbstständig sein. Denn ich bin kein Befehlsempfänger. Ich will entscheiden, Verantwortung tragen und Ideen umsetzen.“ Mit 23 erfüllte sich sein Traum. Dabei half ihm der Glaube an sich selbst. Er machte sich mit einer Gebäudereinigungsfirma selbstständig. Schnell florierte das Unternehmen. „Ich hatte 125 Mitarbeiter.“ Vier Jahre später gründete er auch noch eine Raumausstattungsfirma mit 15 Beschäftigten. Als Unternehmer hatte er großen Erfolg. Großen Anteil daran hatte seine Familie. „Ohne intakte Familie und meine Frau Doris wäre ich nicht so erfolgreich gewesen“, ist er sich sicher.
Handwerkerschule gegründet
Als Arbeitgeber legte er immer großen Wert auf die Ausbildung der Lehrlinge in seinen Betrieben. Denn: „Die Lehre hat für mich eine enorme Bedeutung, weil sie dringend notwendig ist. Stellen Sie sich vor, es gibt keine Handwerker beziehungsweise Facharbeiter mehr!“ Ihm ist es immer am Herzen gelegen, Jugendlichen das Handwerk zu vermitteln. „Es ist notwendig, der Jugend Dinge weiterzugeben, die fürs Leben wichtig sind, wie etwa einen Beruf oder Hausverstand.“ Eberle ist ein Mensch, der etwas bewirken möchte. Deshalb nahm er unter anderem auch die Funktion des Berufsgruppenobmanns der Fußbodentechniker an. Es freut ihn, dass es ihm als Innungsmeister gelungen ist, das Image des Handwerks zu verbessern. Seine Liebe zum Handwerk hat sich aber noch auf andere Weise geäußert. Vor fünf Jahren rief er die Handwerkerschule in Wolfurt ins Leben, „weil es Papas Werkstatt im Keller immer seltener gibt und die Jugend immer weniger handwerkliche Fähigkeiten entwickeln kann“. Schüler im Alter zwischen zehn und 14 Jahren können in diesem Projekt von pensionierten Handwerksmeistern grundlegende Fertigkeiten erlernen. „Die Augen der Kinder leuchten, wenn sie ein fertiges Stück mit nch Hause bringen und es den Eltern zeigen“, weiß Eberle. Freudig erzählt der engagierte Wolfurter, dass 60 Prozent der Kinder, die am Projekt teilnehmen, später in einen Handwerksberuf einsteigen. „Sie erhalten mit dem Zertifikat eine passende Lehrstelle.“
Die Lehre ist keine Sackgasse
Für Eberle hat die Lehre Zukunft. „Sie ist keine Sackgasse. Ich kenne keinen einzigen guten Handwerker, der arbeitslos ist, aber viele Maturanten, die keinen Job haben.“ Vorarlberg habe gute Ausbildungsbetriebe und eine ausgezeichnete duale Ausbildung. „Was verbessert gehört, ist das Image der Lehrausbildung.“ Vor allem bei den Eltern müsse ein Umdenken stattfinden. „Viele meinen, dass ihr Kind es nur zu etwas bringt, wenn es Matura hat. Ich glaube, dass diese überbewertet wird.“ Gleichzeitig müsse auch den Jugendlichen die Lehre schmackhafter gemacht werden. „Lehrlinge könnten zum Beispiel anderen Jugendlichen von ihrer Ausbildung erzählen.“ Eberle, der auch Betriebe in Sachen Lehrlingsausbildung berät, warnt davor, das Ausbildungsniveau bei der Lehrausbildung zu senken, nur weil 17 Prozent der Lehrlinge bei der Abschlussprüfung durchfallen. „Wiederholungen gibt es überall.“ Er befürchtet, dass dann die Qualität nachlassen würde. „Wir brauchen aber gut ausgebildetes Personal.“
Ich kenne keinen einzigen guten Handwerker, der arbeitslos ist.
Walter Eberle
Zur Person
Walter Eberle
engagiert sich seit Jahren in der Lehrlingsausbildung.
Geboren: 1. November 1949
Ausbildung: Elektrotechnik
Familie: verheiratet, drei Kinder
Hobbys: Holz fällen, Imkerei (ab nächstem Jahr)