Banker fürs Gemeinwohl

Michael Zorn engagiert sich für das Projekt „Bank für Gemeinwohl“.
Bregenz. (VN-gms) Eigentlich schließt sich bei Michael Zorn gerade ein Kreis. Denn der promovierte Handelswissenschafter war in den 90er-Jahren bereits als Banker tätig. Heute arbeitet er daran mit, eine neue Bank ins Leben zu rufen. Aber beim Projekt „Bank für Gemeinwohl“ handelt es sich um keine gewöhnliche Bank, für die er auf Vorträgen um Unterstützung wirbt. Es soll eine Bank entstehen, die Sparguthaben verwaltet und Kredite an Unternehmen vergibt, die sich fürs Gemeinwohl einsetzen. Spekulationen und hochriskante Finanzprodukte wird es hingegen nicht geben, so Zorn.
Das ist dann ein anderes Banker-Dasein, als er es in den 90er-Jahren erlebt hat, als er erst Filialdirektor bei der Schöllerbank und dann bei einer Privatbank in Zürich beschäftigt war. Die damals stattfindenden Umbrüche in der Bankenwelt haben ihn in der Absicht bestärkt, das Bankgeschäft zu verlassen. „Mir haben viele Entwicklungen nicht mehr gefallen“, so Zorn, der seit 2001 als Vermögensberater tätig ist. Seit damals habe er „nur mehr Katastrophen an den Finanzmärkten miterleben dürfen“, spricht er die Bankenkrise der letzten Jahre an. Zorn reichte es: „So kann es nicht weitergehen.“
Daraufhin begann er sich kritisch mit den Finanzmärkten auseinanderzusetzen. Engagierte sich für ein alternatives Geldsystem. Seit zwei Jahren hat er sich dem Projekt „Bank für Gemeinwohl“ verschrieben. Das Engagement ist ehrenamtlich, denn noch ist die Bank für Gemeinwohl nur ein Projekt. Aktuell befindet man sich auf der Suche nach Genossenschaftern, die mit 200 Euro oder mehr in das Projekt einsteigen. Etwa zwei Millionen Euro wurden bereits gesammelt. Sobald sechs Millionen Euro erreicht werden, will man einen Lizensierungsantrag an die Finanzmarkt-Aufsicht (FMA) stellen. Das soll Anfang 2016 sein. Zu Ende des Jahres soll dann die Bank operativ tätig werden.
Für Zorn ist klar, dass man das Ziel erreichen wird. Immerhin spreche man all diejenigen an, die die Sehnsucht haben, etwas Vernünftiges mit ihrem Geld zu machen. Im Betrieb wird die zukünftige Bank für Gemeinwohl den gleichen Auflagen unterworfen sein, wie alle anderen Geldhäuser. Allerdings werde neben einer Bonitätsprüfung bei der Kreditvergabe auch die Gemeinwohleignung überprüft, erklärt Zorn den „kleinen“ Unterschied.
Alle Banken verteufeln will Zorn nicht. Denn für das Bank-Projekt sei Banken-Know-how unabdingbar. So ist etwa Raiffeisenbank-Lech-Vorstand Stefan Schneider im Aufsichtsrat der Genossenschaft. Für die Zukunft hofft Zorn, dass er für die Bank für Gemeinwohl tätig sein wird. Denkt kurz nach und fügt an. „Und dass ich weitere spannende Projekte betreue, die zur Veränderung unseres Finanzsystems beitragen und zu mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit führen.“
Mir haben sehr viele Entwicklungen nicht mehr gefallen.
Michael Zorn
Zur Person
Dr. Michael Zorn
Sprecher der Regionalgruppe des Projekts „Bank für Gemeinwohl“
Geboren: 14. Jänner 1960
Ausbildung: Studium der Handelswissenschaften in Wien
Hobby: aktuell Projekt Gemeinwohlbank, Windsurfen und Skifahren