Im Einsatz für Außenseiter

Wetter / 20.12.2015 • 18:36 Uhr
In der Weihnachtszeit ist Peter Wieser ganz besonders gefordert. Denn für seine Klienten ist das eine kritische Zeit.     Foto: VN/Hofmeister
In der Weihnachtszeit ist Peter Wieser ganz besonders gefordert. Denn für seine Klienten ist das eine kritische Zeit.     Foto: VN/Hofmeister

An Weihnachten ist er besonders gefordert, der Leiter des Caritas-Cafés in Feldkirch.

Feldkirch. (VN-kum) Seine Eltern, die sehr gläubig und in der Pfarre aktiv waren, legten den Grundstein für seine Berufswahl. „Sie haben mir als Kind vermittelt, dass es außerhalb von unserer Welt eine Welt gibt, in der nicht alles so gut ist und für die wir mitverantwortlich sind.“ Peter Wieser studierte Jus, merkte aber bald, „dass es mich in den Sozialbereich zog“. Nach dem Studium absolvierte er den Zivildienst in der Drogenberatungsstelle Hiob. „Dort hatte ich das Gefühl, dass ich am richtigen Platz bin.“ Der Kontakt mit den Klienten erfüllte ihn. „Ich durfte diese Menschen in allen Lebenslagen kennenlernen – in der Not und in der Freude.“

Das letzte Auffangbecken

Seine Freude war groß, als ihn die Caritas 1998 als Sozialarbeiter im Hiob anstellte. 2007 übernahm er gemeinsam mit einer Kollegin die Leitung der Drogenberatungsstelle. „Ich würde keine Führungsfunktion ausüben, wenn ich nicht mindestens die Hälfte meiner Arbeitszeit mit den Klienten arbeiten könnte.“ Nach einem Umstrukturierungsprozess führt Wieser seit 2011 das Caritas-Café in Feldkirch. Es ist eine Anlaufstelle für obdachlose, suchtkranke und bedürftige Menschen. „Wir sind das letzte Auffangbecken für diese Menschen.“ Im Jahr 2011 besuchten rund 60 Menschen pro Tag das Café, 2015 waren es bereits 110. „Das zeigt, dass es eine solche Einrichtung in Vorarlberg braucht.“ Der Tag mit der höchsten Besucherzahl ist der 24. Dezember. Rund 150 Besucher kann man dann im Café zählen. „Da findet unsere Weihnachtsfeier statt. Jeder ist zum Essen eingeladen und bekommt ein kleines Geschenk.“ Laut Wieser sind viele seiner Klienten zu Weihnachten allein. „Es ist eine kritische Zeit für sie. Da spüren sie die Einsamkeit ganz besonders. Viele haben der Sucht – sie ist das Problem der meisten – alles geopfert, auch die Beziehungen.“ Er und sein Team sind dann voll gefordert. „Wir schauen, wem es nicht gut geht und führen Gespräche.“ Es sind gerade diese Momente, die ihm zeigen, wie schön sein Job ist. „Die Menschen schenken uns ihr Vertrauen und es kommt zu einer Nähe.“

Aber es gibt noch andere Highlights in seinem Beruf. „Wenn alle, die heute da sind, morgen auch da sind, dann sind wir zufrieden. Dann wissen wir, dass sie den Tag überlebt haben.“ Wieser kann sich gut vorstellen, seinen Platz hier bis zur Pensionierung auszufüllen. „Denn ich wüsste nicht, was ich lieber täte.“ Er geht nach einem Arbeitstag mit Dankbarkeit im Herzen zur Tür hinaus und mit der Erkenntnis: „Mein Gott, geht’s mir gut.“

Wir sind das letzte Auffangbecken für diese Menschen.

Peter Wieser

Zur Person

Peter Wieser

liebt seinen Beruf. Der Sozialarbeiter arbeitet seit 1998 mit Menschen am Rande der Gesellschaft.     

Geboren: 30. Jänner 1968

Ausbildung: Jurist, Mediator

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Lesen, Wandern