Singen ist die Seele ölen

Wetter / 07.01.2016 • 18:30 Uhr
Die Grafikdesignerin Brigitte Theisen organisiert ein besonderes Chorprojekt für Asylwerber in Vorarlberg. Foto: VN/Steurer
Die Grafikdesignerin Brigitte Theisen organisiert ein besonderes Chorprojekt für Asylwerber in Vorarlberg. Foto: VN/Steurer

Chorsingen ist ein hervorragendes Medium für kreative, menschliche Begegnungen, weiß Brigitte Theisen.

Dornbirn. (VN-cd) Es hat sich alles gut gefügt. Freilich nicht ohne ihr engagiertes Zutun. Brigitte Theisen, die nun mit dem „Kontaktchor“ in Vorarlberg eine spezielle Einrichtung organisiert, hat als Schülerin im Gymnasium nämlich einst unter Anleitung von Ulrich Gabriel gesungen, nun, nach erfolgter Ausbildung als Grafikdesig­nerin, gibt es erneut eine Zusammenarbeit. Die Positionen sind andere, Gabriel, der bekannte Kunstvermittler, Autor, Verleger und Musiker, stellte seine Fähigkeit schon vor einiger Zeit auch in den Dienst von Flüchtlingen. Theisen organisiert die Zusammenkünfte, hat dem Unternehmen ein Fundament gegeben, bezeichnet den Chor als „Drehscheibe für Kontakte, Kommunikation und Kooperation“, weiß und erfährt, dass es stimmt, was Ulrich Gabriel gelegentlich äußert, nämlich, dass das Singen die Seele ölt. Der „Kontaktchor“, dessen Träger der Verein „Aktion MitArbeit“ ist, wird inzwischen von der Stadt Feldkirch, der Stiftung Impulse, dem Theater am Saumarkt und dem IfS unterstützt. Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch die örtliche Bevölkerung sind zum Mitsingen eingeladen.

Verlässlichkeit

Der Aufruf hat dahingehend funktioniert, dass nun etwa 30 bis 40 Menschen zu den wöchentlichen Proben kommen, dort nicht nur musikalische Literatur erarbeiten, sondern Gemeinschaft erleben und nicht zuletzt über die Liedtexte die deutsche Sprache erlernen. „Wir kommen weit her, übers Land, übers Meer“, heißt es einmal, Wochentage oder Zahlen hat Gabriel in den Refrain eingebaut, gejodelt wird auch und „Bruder Jakob“, der bekannte Kanon, der ein Aufeinanderhören verlangt, wird in mehreren Sprachen gesungen. Abgesehen vom Spaß, den man hat, ist der Effekt so groß, dass inzwischen ein Teilnahmezertifikat ausgearbeitet wurde. Grafisch bestens aufgelistet, kann der Absolvent damit nachweisen, dass sein Interesse an der neuen Heimat gegeben ist, dass er den Willen zur Gemeinsamkeit bekundet hat, dass Verlässlichkeit und Kontinuität Begriffe sind, die ihm ebenso wichtig sind wie das Beherrschen von Deutsch.

Angefangen hat alles im Schulbrüderheim in Feldkirch. Im Aufenthaltsraum hatte Ulrich Gabriel die Flüchtlinge zum Singen versammelt. Brigitte Theisen und einige ihrer Kolleginnen kamen aufgrund des positiven Eindrucks zum Schluss, dass man das etwas größer aufziehen sollte. Die erfolgreiche Grafikerin setzt sich gerne für das Projekt ein, an das sie auch mit einiger Skepsis herangegangen war. Sie hat Respekt erfahren und auch von Schicksalen, wenn ihr die Menschen beispielsweise von Hinrichtungen auf offener Straße in ihrer früheren Heimat erzählten.

Die Erfahrungen sind gut. Ich spüre Respekt und Dankbarkeit.

Brigitte Theisen

Zur Person

Birgitte Theisen

Geboren: 1978 in Lustenau, auf­gewachsen in Dornbin

Ausbildung: Studium Kommunikationsdesign an der Schule für Gestaltung in Ravensburg

Laufbahn: selbstständig tätige Grafikdesignerin, ehrenamtliches Engagement für ein besonderes Chorprojekt

Wohnort: Dornbirn

1. Februar, 19 Uhr „Offenes Singen“ mit dem Kontaktchor im Theater am Saumarkt in Feldkirch.