Arbeitsplatz im Steilhang

Wetter / 21.01.2016 • 20:46 Uhr
Der Feldkircher Dr. Alexander Gohm ist einer von acht Rennärzten, die beim Ski-Weltcup in Kitzbühel entlang der Strecke im Einsatz sind. Privat
Der Feldkircher Dr. Alexander Gohm ist einer von acht Rennärzten, die beim Ski-Weltcup in Kitzbühel entlang der Strecke im Einsatz sind. Privat

Dr. Alexander Gohm aus Feldkirch ist zum zehnten Mal bei den Weltcuprennen in Kitzbühel als Rennarzt im Dienst.

Kitzbühel. (VN-ko) Mausefalle oder Steilhang: Alexander Gohm kann in dieser Woche zwischen zwei ziemlich exklusiven Arbeitsplätzen auswählen. Der geschäftsführende Oberarzt im Vorarlberger Landeskrankenhaus in Feldkirch verlegte seine Wirkungsstätte von der Unfallchirurgie zu den Hahnenkammrennen nach Kitzbühel. Als einer von acht Rennärzten auf der Streif tut der einzige Nicht-Tiroler der medizinischen Mannschaft in dieser Woche bei den Weltcupbewerben Dienst.

Die Ausbildung ist speziell

Wie wird man Rennarzt in Kitzbühel? „Ich bin über meinen Chef, Primarius Karl Benedetto, zum Hahnenkamm-Rennen gekommen“, erzählt der 45-jährige Mediziner. Die wichtigeren Kriterien, um als Rennarzt des Ski-Klassikers auf der Streif akzeptiert zu werden, sind – nicht nur im Fall von Gohm – aber andere. „Man muss Unfallchirurg oder Facharzt sein, im Besitz ein Notarztdiploms sein, der Bergrettung angehören.“ Und natürlich geländegängig sein. „Sehr gutes skifahrerisches Können werden ebenso vorausgesetzt wie der Umgang mit dem Steigeisen im Steilhang“, sagt Gohm. Die besonders kritischen Passagen der Strecke entlang werden vom Ärztepool, der unter der Leitung von Dr. Helmuth Obermoser aus dem Bezirkskrankenhaus in St. Johann steht, doppelt besetzt. Der Unfallchirurg, spezialisiert auf Knie- und Schulterarthroskopie, ist heuer zum zehnten Mal am Kitzbüheler Hausberg im Einsatz. „Zum Glück ist bisher noch nichts Gröberes passiert, bei dem ich hätte eingreifen müssen.“ Einmal musste ein Vorfahrer medizinisch erstversorgt werden, der schwere Unfall von Hans Grugger passierte außerhalb seines Arbeitsbereichs. Den Einsatz des Rückenprotectors im Skirennsport begrüßt Gohm: „Der schützt auf jeden Fall, seine Einführung ist eine gute Sache.“ Für Gohm hängt die Schwere von Verletzungen, egal, ob im Renn- oder im Freizeitbereich, vor allem von der Schneelage ab: „Hat es wenig Schnee, passieren vermehrt Frakturen, bei viel Schnee werden eher die Bänder in Mitleidenschaft gezogen.“

Vom Kitzbüheler Nachtleben bekomme er so gut wie nichts mit, so Gohm. „Unter der Woche ist ja nicht viel los. Und am Wochenende sind die Rennen. Da muss man sich in aller Früh aufmachen, um rechtzeitig an die eingeteilten Positionen zu kommen.“

Ein Herz für den Fußball

Im Außendienst war der begeisterte Bergsportler und Hobbyradler zuletzt auch beim Snowboard-Weltcup im Montafon, da half er seinem Feldkircher Kollegen Richard Zinnecker aus. Den österreichischen Europacup-Skidamen stand der ausgebildete Heeresbergführer in den Jahren 2000 bis 2007 ebenso zu Diensten wie dem ÖSV-Herrenteam bei vielen Trainingstagen auf dem Gletscher oberhalb von Sölden. In St. Anton am Arlberg war er sowohl bei der Ski-Weltmeisterschaft 2001 als auch bei den Damen-Weltcuprennen 2013 gefragt. Viele Jahre hat das Herz des zweifachen Familienvaters für die Fußball-Bundesligaklubs von Bregenz und Altach geschlagen, mittlerweile zog es ihn hinter die liechtensteinische Grenze. Gohm ist jetzt beim FC Vaduz um die Gesundheit der Kicker besorgt.

In meinem Arbeitsbereich ist bisher zum Glück noch nichts Gröberes passiert.

Alexander Gohm

Zur Person

Alexander Gohm

ist zum zehnten Mal beim Ski-Klassiker in Kitzbühel als Rennarzt im Einsatz

Geboren: 11. Juni 1970

Beruf: Geschäftsführender Oberarzt der Unfallchirurgie am Landeskrankenhaus Feldkirch

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Bergsport, Radfahren