Eine weise Maßnahme

Stammzellen von Susanne Schenk sind die letzte Chance für ein krankes Kind.
hohenems. (VN-mm) Kinder bestimmen einen großen Teil des Lebens von Susanne Schenk. Sie arbeitet als Assistentin in einer Kleinkinderbetreuung und ist selbst Mutter von zwei Buben. Dass sie mit einer Stammzellenspende nun einem dreijährigen Mädchen in Polen möglicherweise das Leben retten kann, freut die junge Frau deshalb umso mehr. „Es war ein ungeheures Glücksgefühl, als mir gesagt wurde, wer die Stammzellen bekommt“, erzählt die Hohenemserin. Sie sieht es als Bestätigung, das Richtige getan zu haben. Dafür musste Susanne Schenk allerdings einen Umweg in Kauf nehmen.
Spontane Teilnahme
Schon 2013 ließ sie sich gemeinsam mit ihrem Mann bei einer vom Verein „Geben für Leben“ im Messepark in Dornbirn organisierten Blutspendeaktion typisieren. „Eine Bekannte hatte Werbung für die Aktion gemacht“, schildert Susanne Schenk ihren Zugang. Spontan entschloss sich das Ehepaar teilzunehmen. Da Susanne zu diesem Zeitpunkt aber nur 53 Kilo wog und somit unter der von der damaligen Knochenmarkspendezentrale für Österreich definierten Untergrenze von 55 Kilo lag, führte der Verein die Typisierung kurzerhand über die Deutsche Knochenmarkspendezentrale (DKMS) durch, die lediglich 50 Kilo Mindestgewicht verlangt. Eine weise Maßnahme, wie sich knapp zweieinhalb Jahre später herausstellen sollte. Im vergangenen November erhielt Schenk nämlich Post von der DKMS. „Was ist denn da los?“, fragte sich die Kindergartenassistentin zuerst. Dann, nach der Lektüre der E-Mail, freute sie sich. Denn: „Die Chance, dass Stammzellen tatsächlich passen, ist ja nicht so groß.“
Schließlich lief die Sache an: Es begann mit einer Blutabnahme beim Hausarzt und der nochmaligen Kontrolle, ob die Stammzellen passen. Weil es sich vor Weihnachten mit einem Termin für die Entnahme nicht mehr ausging, wurde ein solcher für Jänner vereinbart. Susanne Schenk fuhr allein in die Klinik nach Stuttgart. „Das passte für mich. So war mein Mann bei den Kindern, und wir brauchten keinen Babysitter.“ Sie sagt es mit einem Lächeln. Den Vorgang der Stammzellenspende beschreibt sie ganz einfach als eine große Blutabnahme. Aus dem entnommenen Blut werden die Stammzellen herausgefiltert, danach wird das Blut wieder in den Körper zurückgeführt. „Ich habe also nichts verloren“, scherzt Susanne Schenk. Nach dreieinhalb Stunden war alles vorbei. Sie setzte sich in den Zug und fuhr wieder nach Hause. Am nächsten Tag konnte sie bei der DKMS nachfragen, für wen ihre Stammzellen sind. Auskunft gibt es jedoch nur zu Alter und Geschlecht des Patienten.
Die letzte Chance
Im Fall von Susanne Schenk handelt es sich um ein kleines Mädchen aus Polen. Alle anderen medizinischen Versuche, die Krankheit zu besiegen, waren bis dahin gescheitert. Die Stammzellenspende aus Vorarlberg ist jetzt die letzte Chance, dem Kind das Leben zu retten. In einem halben Jahr wird die Spenderin wissen, ob die Transplantation erfolgreich war. „Ich hoffe es sehr“, sagt sie. Vom Verein „Geben für Leben“ erhielt Susanne Schenk auf jeden Fall bereits den „Award der Dankbarkeit“ und eine Ehrenurkunde. Sie selbst ist dankbar, die Chance, helfen zu können, erhalten zu haben.
Auch Alexandra Kaufmann (20) aus Bezau wurde quasi zum Treffer. Ihre gesunden Zellen sollen einem 30-jährigen leukämiekranken Mann aus Frankreich das Leben retten. Die Studentin wurde dafür ebenfalls vom Verein ausgezeichnet. Die nächste Möglichkeit der Typisierung bietet sich übrigens bereits in wenigen Wochen, und zwar am 15. und 16. April. Die Aktion findet im Messepark in Dornbirn statt.
Die Chance, dass Stammzellen passen, ist ja nicht so groß.
Susanne Schenk
Zur Person
Susanne Schenk
Geboren: 17. August 1973
Wohnort: Hohenems
Familienstand: verheiratet, zwei Söhne (13 und 11)
Beruf: Kindergartenassistentin
Hobbys: Wandern, Radfahren, Lesen, der Garten