Im Einsatz für andere

Sozialarbeiterin Rebecca Hopfner unterstützt Menschen, die kein Zuhause mehr haben.
feldkirch. (VN-ram) „Wie ist die neue Wohnung?“, fragt Rebecca Hopfner einen ihr entgegenkommenden jüngeren Mann im Gang der Notschlafstelle in Feldkirch. „Sehr schön“, antwortet der Angesprochene lächelnd. Er hat es geschafft und eine neue Bleibe gefunden, in die er, auch mit tatkräftiger Unterstützung der engagierten Sozialarbeiterin, bald einziehen kann.
Hilfe zur Selbsthilfe
Mit ihrer Beratungstätigkeit hilft die junge Lustenauerin jenen, die Probleme mit ihrer Wohnsituation haben, sei es, weil sie in prekären Wohnverhältnissen leben oder schlicht gar kein Dach über dem Kopf haben. Letzteres betrifft auch die vorübergehenden Bewohner – Hopfner sagt lieber „Gäste“ – der Caritas Notschlafstelle. Für einige Tage im Monat kommt die Mitarbeiterin der Beratungsstelle Existenz und Wohnen in das Gebäude am Jahnplatz und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir klären die Gäste darüber auf, wie man eine Wohnung bekommt und helfen bei der finanziellen und rechtlichen Beratung“, erzählt die 32-Jährige. „Aber auf Wohnungssuche müssen sie selbst gehen.“ Auf diese Selbstständigkeit legt Hopfner viel Wert. Sie glaubt, dass dies der nachhaltige Weg ist, um nach teilweise langer Zeit der Obdachlosigkeit Schritt für Schritt in ein geregeltes Leben zurückzufinden.
Seit 2008 ist die Lustenauerin bei der Caritas, ihre Beratungstätigkeit in der Notschlafstelle übt sie seit fünf Jahren aus. Wenn sie dort in das kleine Büro kommt, lässt sie sich zunächst von dem jeweiligen Nachtdienstmitarbeiter ins Bild setzen, wer hier übernachtet hat und welche Hilfestellung notwendig ist. Acht Betten stehen für die Bewohner bereit – momentan sind fünf Menschen anwesend. „Das kann sich aber auch schnell wieder ändern“, erzählt Hopfner. „Im Jänner waren wir zum Beispiel komplett belegt. Das hängt natürlich auch von der Jahreszeit ab.“
Gemeinsame Aktivitäten
In die Notschlafstelle kommen etwa Menschen, die nach einer Delogierung oder auch einer Trennung vom Partner kein Zuhause mehr haben, Haftentlassene, Langzeitobdachlose, junge Leute, die auf der Straße leben, oder Suchtkranke. Maximal 28 Tage dürfen sie in der Notschlafstelle bleiben, bekommen neben der praktischen Hilfe bei der Wohnungssuche und den Behördengängen auch psychosoziale Betreuung. Dabei müssen sie sich an die Hausordnung halten: Gewalt jeglicher Art, Waffen, Alkohol oder Drogen sind streng verboten, abends müssen die Klienten bis 24 Uhr im Haus sein. Der Rahmen wird vorgegeben, dazwischen haben die Menschen aber grundsätzlich Freiraum. Aktivitäten wie gemeinsames Kochen oder ein Abendessen lockern den Alltag auf. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir wieder eine gewisse Tagesstruktur herstellen“, sagt Hopfner. All das dient dazu, nach einer schwierigen Phase wieder in die Normalität zurückzufinden.
Herausfordernde Arbeit
Die Sozialarbeiterin nimmt sich Zeit für die Gäste, setzt sich mit ihnen an einen Tisch und klärt ab, was möglich ist und was nicht. Dabei weiß sie aus jahrelanger Erfahrung: „Natürlich gibt es viele Rückschläge. Aber man muss immer auch die kleinen Erfolgsschritte sehen.“ Ihr Beruf sei sehr herausfordernd, aber auch schön, sagt Hopfner, die oft mit schlimmen Schicksalen konfrontiert ist. Ihre Motivation liege darin, „die Welt besser zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe, und jenen Menschen zu helfen, die nicht so viel Glück im Leben hatten wie ich.“
Man muss immer auch die kleinen Erfolgsschritte sehen.
Rebecca Hopfner
Zur Person
Rebecca Hopfner
Geboren: Mai 1983
Laufbahn: HLW Rankweil, Diplomstudiengang Sozialarbeit FHV, seit 2008 bei der Caritas
Hobbys: Fotografieren, Pfadfinder, Natur, Zeit mit Freunden und Familie verbringen.