Mensch sein für Menschen

Internationaler Tag der Roma: Michael Meyer setzt Signal der Solidarität mit den Armen.
DORNBIRN. (VN-hrj) „Menschlichkeit im Umgang mit den ganz Armen“, fordert er und geht mit bestem Beispiel voran. Michael Meyer, evangelischer Pfarrer von Dornbirn, setzt sich seit Jahren für die ganz Armen ein, unter ihnen Angehörige des Roma-Volkes.
Er kam am 17. Jänner 1960 in Dembidolo, einer kleinen Stadt in Äthiopien, zur Welt. Sein Vater war dort evangelischer Missionspfarrer. „Ich lernte das Leben kennen zwischen afrikanischen Bauern, die Mais, Kaffee und äthiopische Hochgebirgshirse anbauten“, erinnert sich Meyer. Gelebt habe die Pfarrersfamilie – Vater, Mutter, drei Kinder – in gleicher Armut wie die Äthiopier.
Michaels erste Bildungsstätten waren die deutsche Missionsschule in Dembidolo und im Anschluss die deutsche Auslandschule in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. 1974 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, „und zwar aufs Land, nahe der damaligen Zonengrenze bei Uelzen“, erzählt Meyer.
Die Kindheit in Afrika habe viel zu seiner Entscheidung, Geistlicher zu werden, beigetragen: „Ich will Menschen helfen und mit Menschen etwas gestalten, das der Liebe Gottes entspricht.“ Eigentlich wollte auch er Missionspfarrer in Äthiopien werden. Doch es kam anders. Das Seminar des Missionswerkes brach er ab, um eine Weile in Brasilien zu leben. Zurück in Deutschland absolvierte er sein Vikariat, studierte Sozialarbeit. 1992 zog er nach Wien, wo evangelische Pfarrer gesucht wurden. 1994 wurde er Pfarrer in Wien-Favoriten, 1998 in Schwechat. Dort begann sein Einsatz für die Roma. Dort begegnete ihm seine jetzige Frau, die Schweizerin Sylvie. Um Sylvies Angehörigen näher zu sein, zog das Paar nach Dornbirn.
Seit zwei Jahren kümmert sich der Pfarrer nun um Roma, die als Armutsreisende in Vorarlberg gelandet sind. Als seitens der Behörden einer jungen Mutter nach der Entbindung mit der Kindeswegnahme gedroht wurde, wenn sie keine Bleibe nachweisen könne, nahm Meyer die gesamte Familie bei sich auf. Das Paar Sonia (21) und Ionut (23) bewohnte mit Töchterchen Raisa ein Zimmer im Haus der Pfarrersfamilie. Für Sonia und Ionut hätten sich die Probleme indes verschärft, erklärt Meyer, „wir mussten um Menschenrechte und gegen Diskriminierung kämpfen“. Im Februar kehrte die Roma-Familie nach Rumänien zurück.
„Wir haben viel mit ihnen erlebt. Wir sind Freunde geworden“, resümiert Meyer. Für ihn und seine Familie war das Zusammenleben mit der Roma-Familie „ein ganz wichtiges Signal der Menschlichkeit und der Solidarität mit den Armen“.
Wir mussten für Roma um Menschenrechte kämpfen.
Michael Meyer
Zur Person
Michael Meyer
Geboren: 17. Jänner 1960
Ausbildung: Missions- und Auslandsschule in Äthiopien, Vikariat und Studium Sozialarbeit in Deutschland
Beruf: evangelischer Pfarrer
Familie: verheiratet mit Sylvie, Vater von zwei Töchtern, Marisa und Samira