Schreiben als Bedürfnis

Andrea Winder musste ihren Beruf als Lehrerin aufgeben. Jetzt schreibt sie Bücher.
Dornbirn. (VN-kum) Das Leben bot ihr reichlich Gelegenheit, um in der Liebe zu wachsen. Als Gymnasiastin kümmerte sie sich um ihren 17 Jahre jüngeren, schwer gehandicapten Bruder. „Ich habe Philipp gewickelt, ihm Essen gegeben und bin mit ihm zur Therapie gegangen. Er war fast wie mein Kind.“ Aber Andrea hat Liebe nicht nur gegeben: „Philipp hat einem auch immer ganz viel Liebe zurückgegeben.“
Beruf erfüllte sie
Mit 23 heiratete die ausgebildete Volksschullehrerin und gründete eine Familie. „Ich wollte immer Kinder.“ Nach der Scheidung zog Andrea ihre drei Kinder allein groß. „Es war als alleinerziehende Mutter nicht immer einfach. Aber heute bin ich stolz, dass aus ihnen so tolle Menschen geworden sind. Ich bin wahnsinnig glücklich mit ihnen. Sie sind das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist.“
Mit Kindern hatte sie es auch in ihrem Beruf zu tun. Die Pädagogin arbeitete unter anderem in einer Hauptschule als Integrationslehrerin. „Sogenannte schwierige Kinder lagen mir immer sehr am Herzen. Ich sah, dass sie Hilfe brauchten, und ich mit Einfühlungsvermögen und Liebe sowie liebevollem Grenzensetzen viel erreichen konnte.“ Ein guter Pädagoge ist für sie einer, der jeden Menschen liebt und mit den Schülern Beziehung pflegt. Denn: „Lernen passiert über Beziehung. Es kommt nicht auf die Lernmethoden an, sondern auf die Persönlichkeit des Lehrers.“ Deshalb ist sie der Meinung, dass Persönlichkeitsentwicklung ein Bestandteil der Lehrerausbildung sein muss.
Der Beruf erfüllte Andrea. Wegen einer Erkrankung musste sie im Jahr 2011 aber ihre Arbeit als Lehrerin aufgeben. „Es war sehr schwer für mich, zu akzeptieren, dass mein Körper nicht mehr so leistungsfähig ist, und ich mit meiner Energie haushalten muss.“ Aber es tat sich eine neue Chance auf. „Ich hätte sonst nie die Zeit gefunden, Bücher zu schreiben.“ Schreiben ist für die Dornbirnerin ein inneres Bedürfnis. „Es macht mich glücklich. Im Schreiben verarbeite ich alles. Wenn ich Einfälle habe, schreibe ich sie auf. Ich habe immer Papier und Schreibzeug dabei.“
Der Wunsch, irgendwann all die Texte, die sie übers Leben und die Liebe geschrieben und über die Jahre gesammelt hatte, in Buchform zu bringen, war bei ihr schon lange vorhanden. 2012 war es so weit: Mit „Leben heißt lieben“ erschien ihr erstes Werk. „Der Verlag nahm mein Manuskript sofort an. Das war wie ein Lottosechser“, findet Andrea, die mit ihren Gedichten und Texten Mut machen möchte, das Leben als wunderbares Geschenk zu leben.
Für die Autorin ist die Liebe die Essenz des Lebens. „Sie ist eine Lebenseinstellung, der Entschluss, den Menschen wohlwollend zu begegnen.“ Auch in ihrem Buch „Friedenskreise ziehen“ geht es um Beziehungen und wie man sie positiv gestalten kann. „Ich möchte vermitteln, dass man untereinander den Frieden suchen muss.“ Wie Friedenserziehung in der Schule gelingen kann, legt sie in ihrem ersten Schulbuch dar. Darin bringt die pensionierte Pädagogin Beispiele aus der Praxis bzw. Geschichten über ,schwierige‘ Kinder. „Lehrer können das als Einstieg für Gespräche mit Schülern nehmen.“ Mit dem Buch geht sie an Schulen und hält Workshops ab. Andrea freut es sehr, dass sie auch nach ihrer krankheitsbedingten Pensionierung noch viel geben und ihren großen Schatz an Lebenserfahrung weitergeben kann. Als Schriftstellerin sieht sie sich erst am Anfang. „Ich möchte weiterschreiben.“ Ihre Fans, und die hat sie bereits, wird das freuen.
Schwierige Kinder sind mir immer am Herzen gelegen.
Andrea Winder
Zur Person
Andrea Winder
war Pädagogin. Sie musste ihren Beruf wegen einer Krankheit aufgeben. Jetzt schreibt sie Bücher.
Geboren: 14. August 1957
Ausbildung: Volksschullehrerin
Familie: geschieden, drei Kinder
Hobbys: Lesen, Spazierengehen
Bücherei Göfis, Büttels 3, 12. Mai, 10 Uhr: Lesung mit Andrea Winder und Musik von Wolfgang Verocai.