Eine eiskalte Leidenschaft

Dem neuen Obmann des Skilehrerverbandes bedeuten Winter und Skifahren alles.
hirschegg. (VN-mm) Dunkle Regenwolken ballen sich am Himmel. Die Gäste haben die Jausenstation verlassen. Sie wollen noch trocken ins Tal kommen. Thomas “Tom” Egger nützt die Gelegenheit für eine kleine Kaffeepause auf der Terrasse der von ihm und seiner Frau renovierten “Alpe Widderstein” in Mittelberg-Baad. Das Dasein als Hüttenwirt trägt den gebürtigen Kärntner über den Sommer. Doch seine eigentliche Liebe gehört dem Winter und dem Skifahren.
Wohnortnahe Ausbildung
Seit bald dreißig Jahren ist Tom Egger als Skilehrer tätig. Fast zwanzig Jahre davon leitet er bereits die Skischule in Hirschegg im Kleinwalsertal. Seit wenigen Wochen steht er dem Vorarlberger Skilehrerverband nun auch als Obmann vor (die VN berichteten). Rund 1800 Skilehrer und etwa 40 Skischulen umfasst der Verband, den Egger mit seinem Team auf neue Beine stellen möchte. Vor allem die wohnortnahe Ausbildung ist ihm ein Anliegen. “Wir müssen näher zu möglichen Kandidaten”, sagt er. Einen ersten erfolgreichen Anlauf nahm Egger schon. Über 40 Interessierte kamen im Frühjahr zu einem Skilehreranwärterkurs aufs Hochjoch in Schruns.
Der Grund für die Offensive: Skilehrer zu rekrutieren ist nicht mehr so einfach. “Wir kämpfen aber nicht mit dem Ansehen, sondern mit der saisonal begrenzten Jobgarantie”, erklärt Tom Egger. Denn die Zeiten haben sich gründlich gewandelt. Früher konnten viele Skilehrer nach dem Winter in die eigene Land- oder Alpwirtschaft zurückkehren. Dieses Netz ist dünner und die Jugend insgesamt mobiler geworden. “Es liegt an uns, die Arbeit des Skilehrers wieder attraktiv zu machen”, meint Egger. Das könne mit einem guten Ausbildungsangebot gelingen, gibt er sich überzeugt. Darüber hinaus will er die Skilehrer und Skischulen insgesamt besser vernetzen und zu diesem Zweck vermehrt auch die neuen Medien nutzen.
Egger selbst könnte sich keine andere Tätigkeit als die des Skilehrers vorstellen. Seit 1987 ist er in diesem Geschäft. Davor versuchte er sein Glück als Skirennläufer. Nach dem Besuch der Skihandelsschule in Schladming absolvierte der Pistenflitzer zwar noch eine Lehre zum Kfz-Mechaniker. Doch die Lust, zeitlebens tropfende Ölwannen zu reparieren, war begrenzt. “Ich wollte wieder in den Schnee”, erzählt Tom Egger. Schließlich bekam er die Chance, in St. Christoph bei einem ganz Großen, nämlich Franz Hoppichler, zu lernen. “Er ist immer noch mein Vorbild”, schwelgt der neue Skilehrerobmann gerne in Erinnerungen an diese für ihn besondere Zeit.
Kinder als Kunden
Danach blieb Tom Egger dem Arlberg viele Jahre als Skilehrer erhalten. Bis, ja bis er bei einem Ausbildungslehrgang im Pitztal seine Frau, eine Walserin, kennenlernte. Da wurde der in Lienz im Osttirol geborene Kärntner zum Wahlvorarlberger. Dass in Hirschegg gerade die Stelle eines Skischulleiters frei geworden war, wertet Tom Egger im Rückblick als Glücksfall. Er beschäftigt etwa 25 Stammskilehrer, zu den Hauptsaisonzeiten holt er sich Ferienlehrer, wie er das zusätzliche Personal wertschätzend nennt.
Mit dem Klischee des braungebrannten Frauenhelden räumt der oberste Skilehrer ebenfalls auf. “Über 70 Prozent unserer Kunden sind Kinder”, stellt er klar. Ihnen und Erwachsenen, die sich freiwillig der Herausforderung stellen, die Liebe zum Skifahren vermitteln zu dürfen, empfindet Tom Egger als Privileg. Das macht für ihn auch persönlich den Reiz der Sache aus.
Es liegt an uns, die Arbeit des Skilehrers wieder attraktiv zu machen.
Thomas Egger
Zur Person
Thomas Egger
Geboren: 8. Oktober 1969 in Lienz
Wohnort: Hirschegg
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Skilehrer, Bergführer und Hüttenwirt
Hobbys: Bergsteigen, Mountainbiken, Skitouren