Computer lernen von ihm

Wetter / 23.06.2016 • 21:54 Uhr
Der „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ nach seiner Kür: Er will dem Computer beibringen, Emotionen in der Musik zu entschlüsseln.   Hofer
Der „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ nach seiner Kür: Er will dem Computer beibringen, Emotionen in der Musik zu entschlüsseln.   Hofer

Der Forscher Gerhard Widmer wurde zum „Vorarlberger des
Jahres z’Wian“ gekürt.

Wien. (VN-ebi) Gerhard Widmer fühlte sich in den 1980er-Jahren vom Unbekannten angezogen. Künstliche Intelligenz war damals noch „etwas ganz Neues“, wie der Informatiker sagt. Heute will er Computern beibringen Musik zu verstehen und zu erkennen, welche Emotionen ein Stück widerspiegelt. Erst vergangenes Jahr hat Widmer dafür einen hochdotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats ERC erhalten. Am Donnerstag wurde der Forscher zum „Vorarlberger des Jahres z‘Wian“ gekürt.  

Musik und Informatik

Eigentlich hätte Widmer auch als Pianist Karriere machen können. Seit seiner Kindheit spielt der heute 55-Jährige auf dem Klavier. Am Ende hat er sich aber für die Forschung entschieden, um diese in einem weiteren Schritt wieder mit Musik zu verbinden. Und dafür braucht es die künstliche Intelligenz. „Früher hat man geglaubt, dass man Computer intelligent machen kann, indem man ihnen Logik beibringt, logisches Schlussfolgern und logisches Denken. Heute geht es vielmehr um das Lernen.“ Das reiche vom Computer, der den Go- oder Schach-Weltmeister geschlagen habe, bis hin zum selbst fahrenden Auto. Seine Studenten am Institut für Computational Perception an der Kepler Uni Linz (JKU) arbeiteten etwa im Zuge eines Studienprojekts an einem System, das die Geräusche im Straßenverkehr erkennt und zum Beispiel Feuerwehr- oder Polizeisirenen herausfiltern kann. Es wäre möglich, diese Technologie etwa bei selbst fahrenden Autos einzusetzen, um ihnen zu signalisieren, wann sie ausweichen müssen.

Konkreter wird es schon mit einer Technologie, an der Widmer mit seinem Team am Machine Learning Institut für Intelligenz in Wien und der JKU gearbeitet hat. Diese wird bereits in Zürich von der Swissperform, der Schweizer Gesellschaft für Leistungsschutzrechte, eingesetzt. Computer hören dabei Tausende Stunden Radio und filtern heraus, wie viel Musik tatsächlich im Rundfunk gespielt wird. Die Swiss­perform könne über diesen Weg schätzen, ob die Radiosender die zu bezahlenden Tantiemen in der richtigen Größenordnung gemeldet haben.

Nicht nur um die Erkennung, sondern auch um die Teilhabe des Computers geht es in der Grundlagenforschung Widmers. Ziel sei es, ein Programm zu entwickeln, das einem Musikstück in Echtzeit folgen könne – „ein Computer, der mich begleitet, wenn ich Klavier spiele“. Er wäre sozusagen das Orchester. „Ein echtes Orchester kann ich mir ja nicht leisten“, meint der Bildsteiner. Bei diesem Programm gehe es nicht nur um „tiefes musikalisches Verständnis, sondern auch darum, dass der Computer zuhören kann, dass er weiß, wo ich mich gerade im Stück befinde, egal ob ich einen Fehler mache oder einmal einen Takt auslasse“. Der Computer also als perfekter musikalischer Begleiter.

Es geht auch darum, dass der Computer zuhören kann.

Gerhard Widmer
Der „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ nach seiner Kür: Er will dem Computer beibringen, Emotionen in der Musik zu entschlüsseln.   Hofer
Der „Vorarlberger des Jahres z’Wian“ nach seiner Kür: Er will dem Computer beibringen, Emotionen in der Musik zu entschlüsseln.   Hofer

Zur Person

Gerhard Widmer

Forscher mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz

Geboren: 6. April 1961

Ausbildung: Gymnasium Bregenz, Informatik TU Wien

Preise: Wittgensteinpreis 2009, Förderpreis ERC 2015