„Daas tunkt mi guat“

Wetter / 15.08.2016 • 18:13 Uhr
Die 86-jährige Irma Eberle führt die Besucher mit Freude und Begeisterung in das Frauenmuseum in Hittisau ein.  Foto: VN/Gasser
Die 86-jährige Irma Eberle führt die Besucher mit Freude und Begeisterung in das Frauenmuseum in Hittisau ein. Foto: VN/Gasser

Die 86-jährige Irma Eberle arbeitet seit der Gründung des Frauenmuseums in Hittisau mit.

Hittisau. (VN-son) „Am Anfang hat man mich in der Gemeinde verwundert gefragt, ‚Was wit jetzt ou du do im Frauenmuseum‘“, kann sich Eberle noch gut erinnern, „Ich habe einfach geantwortet, ‚daas tunkt mi guat‘. Und jetzt sind sie es alle gewohnt.“ Die Pionierin Irma Eberle war von der Idee sofort begeistert. „Mir gefällt es, dass Frauen in den Vordergrund gestellt werden, und auch ihre Arbeit geschätzt wird, denn ohne Frauen ginge es gar nicht“, ist sich die Wälderin sicher.

Im schönen Hittisau

Irma Eberle selbst wurde der Schulabschluss und Beruf verwehrt. Sie ging acht Jahre in die Volksschule und zwei Jahre, von 1943 bis 1945, in die Haushaltsschule. „In diesem Gebäude ging ich zur Schule“, sagt Eberle und zeigt auf das Haus gegenüber vom Museum. „Als der Krieg dann zu Ende war, war auch die Schule frühzeitig fertig, und wir haben eigentlich nie einen Schulabschluss gemacht“, erzählt die Frau. Dabei ging sie gerne in die Schule und wollte Lehrerin werden: „Es ist aber nie infrage gekommen, man hatte auch kein Geld.“

Nach der Schulzeit half die heute 86-Jährige in der Landwirtschaft ihrer Eltern in Sibratsgfäll mit. Sie besaßen 34 Kühe und 24 Stück Jungvieh. Ihr Bruder war Senner. Sie produzierten Käse und Butter selbst. Später heiratete die Hittisauerin einen Schmied, mit dem sie sieben Söhne hat. „Alle Kinder sind in die HTL in Bregenz zur Schule gegangen“, sagt Eberle stolz. „Und mit vierzig habe ich noch den Führerschein gemacht, um sie von der Schule abzuholen.“ Auch wenn die Wälderin mobil war, verließ sie nur ein einziges Mal in ihrem Leben Vorarlberg, als sie einen Sohn in Innsbruck besuchte. Aber in den Urlaub fuhr die Wälderin nie. „Mit so vielen Kindern in Urlaub gehen? Jo, Pfütigott! Und hier ist es doch so schön, es gibt nichts Schöneres als Hittisau.“ Eberle sah vielleicht nicht die Welt, aber die Welt kam zu ihr. In den 60er-Jahren baute sie mit ihrem Mann ihr Heim zu einem Gästehaus um. 30 Jahre lang zogen Touristen aus europäischen Ländern für die Ferien bei ihr ein.

Freude am Museum

Die Wälderin wurde zwar nie Lehrerin, aber das Lehren holt sie nun trotzdem nach. Seit sie keine häuslichen Verpflichtungen mehr hat, arbeitet sie im Museum. Eberle übernimmt Dienste während der Öffnungszeiten, begrüßt die Gäste und gibt den Besuchern eine Einführung zur Ausstellung. Früher machte sie auch Führungen und half bei der Recherche. „Aber das ist mir jetzt einfach zu viel.“

Eberle blickt zufrieden auf ihr Leben zurück. Sie ist behutsam aufgewachsen, hatte einen „fria Ma“, bewirtete gerne Gäste und schätzt die Arbeit im Museum. „Wenn eine neue Ausstellung gut ankommt, freue ich mich total. Ich werde weiterarbeiten, so lange ich gesund bin.“ 

Mir gefällt es, dass Frauen in den Vordergrund gestellt werden.

Irma Eberle

Zur Person

Irma Eberle

Geboren: 13. September 1929

Wohnort: Hittisau: wenn es nach Eberle geht, die schönste Gemeinde 

Familie: Witwe, sieben Söhne

Hobbys: Wandern und Lesen