Mit anpacken in Nepal
Die Kennelbacherin Sara Sieber sammelte 85.000 Euro, um nach dem Erdbeben in Nepal zu helfen.
Kennelbach. (VN-son) Als im vergangenen Frühjahr in Nepal die Erde bebte, war Sara Sieber gerade beim Wandern nahe der Hauptstadt Kathmandu. Der 22-jährigen Kennelbacherin ist zum Glück nichts passiert. Sie war freiwillige Betreuerin in einem Waisenhaus und lebte für drei Monate bei einer Gastfamilie. „Eine meiner ersten Reaktionen war: Ich muss etwas unternehmen. Ich muss helfen“, sagt Sieber. „Ursprünglich wollte ich einige Hundert Euro sammeln, um das Waisenhaus zu restaurieren.“ Daraufhin schrieb sie E-Mails an Verwandte und Freunde. Die Bitte verbreitete sich innerhalb von kürzester Zeit, und es kamen 85.000 Euro zusammen. „Das war um einiges mehr als erwartet“, freut sich die junge Frau. Mit diesem Geld konnte sie neben der Renovierung des Waisenhauses mehrere Projekte realisieren. Dabei konzentrierte sie sich auf das abgelegene Dorf Baseri, aus dem ihr Gastpapa stammt.
Neue Dorfschule
Sieber kaufte Essen für 600 Familien: 30 Kilo Reis, ein Kilo Linsen, ein Kilo Salz, ein Kilo Zucker und ein Liter Öl für jede Familie. Sie verteilte Milchpulver, Vitamintabletten und Decken an 60 Frauen mit Säuglingen, finanzierte die Renovierungen der Krankenstation im Dorf und ließ Hausdächer reparieren. Sie verwaltete nicht nur das Geld, sondern packte auch mit an. „Ich versuchte genauso, 30 Kilo schwere Reissäcke auf dem Kopf zu tragen.“ Am Ende reichte das Geld sogar für den Wiederaufbau der Dorfschule. „Der Schulbau ist ein Herzensprojekt geworden. Es ist derzeit noch am Laufen“, erzählt Sieber, die vor wenigen Tagen noch in Nepal war.
„Das soziale Engagement hat sich durch mein Leben gezogen. Die Idee, in diesem Bereich zu arbeiten, habe ich sicher von meiner Familie abgeschaut“, meint Sieber. Sie hat viele Vorbilder in ihrer Familie. Die Mutter ist Lehrerin, der Onkel Sozialarbeiter und die Tante Altenbetreuerin. Mit fünf Jahren nahm sie die in Wien lebende Tante zum ersten Mal mit in das Alters- und Pflegeheim. Mit 16 arbeitete sie dann schließlich selber in den Ferien dort.
Danach beschloss die Vorarlbergerin, mehr von der Welt zu sehen. „Ich wollte aus dieser europäischen Blase rauskommen und andere Lebensweisen kennenlernen.“ Nach der Matura zog es sie neben Asien, Australien, Neuseeland und USA nach Ghana. Dort sammelte sie Erfahrungen in einem Waisenhaus. Zuhause angekommen, plante sie bereits die nächste Reise: acht Monate in neun asiatische Länder, unter anderem Nepal. „Die Reisen haben mich in meinen beruflichen Vorstellungen bestätigt“, sagt Sieber. Sie wird ab September in Wien Soziale Arbeit studieren. Auch in der Heimat engagiert sich Sieber für bedürftige Menschen, indem sie in einem Obdachlosenheim arbeitet. Sie macht ihre Arbeit gerne, und es gibt immer wieder Erfolgserlebnisse, manchmal kleine und manchmal große. „Es ist schön, wenn ein Klient erzählt, dass er länger nichts mehr getrunken hat, oder jetzt hat gerade einer eine Teilzeitstelle gefunden.“
Projekte, Projekte . . .
Nach dem Studium will Sieber nach Südamerika, ein jährlicher Besuch in Nepal steht fest, und wenn noch Spendengeld übrigbleibt, hat sie schon weitere Projekte für ihre Dorfgemeinschaft in Nepal geplant. Wenn Sieber nicht gerade anderen hilft, unternimmt sie lange Spaziergänge ohne Ziel. „Ich mag das Gefühl von Verlorensein, irgendwo hinzugehen, ohne zu wissen wohin. Da entdeckt man immer Neues.“
Das soziale Engagement hat sich durch mein Leben gezogen.
Sara Sieber
Zur Person
Sara Sieber
sammelte 85.000 Euro für Erdbebenopfer in Nepal.
Geboren: 16. September 1993
Wohnort: Kennelbach und Wien
Ausbildung: Arbeit in einem Obdachlosenheim und Studium Soziale Arbeit
Hobbys: lange Spaziergänge