Als Kind spielte er Pfarrer

Wetter / 06.09.2016 • 18:28 Uhr
Lukas Bonner ist seit 1. September Pfarrer von St. Gallenkirch. „Man hat mich hier sehr herzlich empfangen“, freut er sich.   Foto: VN/Oliver Lerch
Lukas Bonner ist seit 1. September Pfarrer von St. Gallenkirch. „Man hat mich hier sehr herzlich empfangen“, freut er sich.   Foto: VN/Oliver Lerch

Lukas Bonner ist Vorarlbergs jüngster Pfarrer. Der 31-Jährige übernahm jetzt die Pfarre St. Gallenkirch.

St. Gallenkirch. (VN-kum) Seine Großmütter brachten ihn auf den Weg. „Sie waren sehr gläubig und nahmen mich mit in die Maiandacht. Auch auf Wallfahrt sind wir gemeinsam gegangen“, erinnert sich Lukas Bonner. Zur Erstkommunion bekam der Bub einen Rosenkranz geschenkt. „Den habe ich oft verwendet. Vor allem in der Pubertät wurde mir das Rosenkranzgebet sehr wichtig.“ Auch heute noch ist er diesem Gebet sehr zugetan. „Es liegt eine große Kraft in diesem Gebet.“ Der Wunsch, Pfarrer zu werden, schwelte schon zur Volksschulzeit in ihm. „Meine Klassenkameraden und ich haben Messe gespielt. Ich war der Pfarrer“, erzählt der Frastanzer schmunzelnd. Und: „Einmal riefen mich meine Schulfreunde an, ich solle ihnen helfen, einen toten Vogel zu beerdigen. Singend und mit heiligem Ernst haben wir ihn dann zu Grabe getragen.“

Ein bunter Beruf

Es ergab sich von selbst, dass der Bub Messdiener wurde. „Ich war sehr gerne Ministrant. Ich erlebte schöne und traurige Anlässe. Man teilt sie mit den Menschen. Das habe ich als bereichernd empfunden.“ Dekan Herbert Spieler entging nicht, mit welchem Eifer der Bub bei der Sache war. „Eigentlich wärst du kein schlechter Pfarrer“, bemerkte er einmal dem Zwölfjährigen gegenüber. Nach diesem Ausspruch begann es in dem Jugendlichen zu arbeiten. „Diese Vorstellung hat mich nie mehr ganz losgelassen.“ Als Gymnasiast war ihm bereits klar, dass er Priester werden wollte. „Ich schloss einen Deal mit mir ab: ,Wenn du die Matura schaffst, besuchst du das Priesterseminar.‘“

Nach der Matura absolvierte der junge Mann aber zuerst den Zivildienst in der Pfarre Frastanz. „In diesem Jahr bekam ich Einblick in die Arbeit eines Seelsorgers. Ich sah, wie bunt dieser Beruf ist.“ Jetzt wollte Bonner mehr denn je Geistlicher werden. „Der Wunsch war in mir, Menschen in verschiedenen Situationen zu begleiten und meine Verbundenheit mit Gott bewusst zu leben.“ Konsequenterweise folgte der Eintritt ins Priesterseminar. Das Theologiestudium meisterte er innerhalb von viereinhalb Jahren. 2010, nach fünfjähriger Tätigkeit als Kaplan, wurde Bonner zum Priester geweiht. „Diesen wunderbaren Tag werde ich nie mehr vergessen. Ich spürte eine große Dankbarkeit in mir, dass ich dieses Ziel erreicht habe und die Berufung leben darf.“

Der Frastanzer war sich immer sicher, dass es der richtige Weg für ihn ist. „Wenn ich zur Berufung Nein gesagt hätte, weiß ich nicht, ob ich glücklich geworden wäre.“ Das Schönste an seinem Beruf sei die Seelsorge. Es gefällt ihm, dass er als Geistlicher für die Menschen unmittelbar verfügbar sein kann. „Der Glaube braucht das Leben. Er lebt dort, wo die Menschen sind.“ Bonner möchte für die Menschen da sein und ansprechende Gottesdienste halten, um so dem Kirchenbesucherschwund gegenzusteuern.

Der junge Pfarrer, der in seiner Freizeit gerne wandert, mit Freunden zusammensitzt, ins Kino geht und blutige Krimis liest, hält das Zölibat für notwendig. „Selbst wenn ich die Wahl hätte, würde ich zölibatär leben. Denn es ermöglicht mir den Freiraum, den ich brauche, um für die Menschen da zu sein.“ Bonner war auch schon verliebt. Ihm ist bewusst, dass das wieder passieren kann. „Aber ein Weggehen vom priesterlichen Beruf kommt für mich nicht infrage“, stellt der Priester klar, der auf eigenen Wunsch ins Montafon wollte. Denn: „Ich finde dieses Tal sehr schön.“                  

Selbst wenn ich die Wahl hätte, würde ich zölibatär leben.

Pfarrer Lukas Bonner

Zur Person

Lukas Bonner

hat am 1. September die Nachfolge des St. Gallenkirchner Pfarrers Eberhard Amann angetreten.

Geboren: 15. Mai 1986

Ausbildung: Theologiestudium in Innsbruck und Chur

Hobbys: Wandern, Lesen, Reisen