Maurer für die Rittersleut’

Wetter / 12.09.2016 • 18:53 Uhr
In den kommenden Wochen arbeit Otto Summer auf der Ruine Blumenegg in Thüringerberg. Foto: doh
In den kommenden Wochen arbeit Otto Summer auf der Ruine Blumenegg in Thüringerberg. Foto: doh

Seit 31 Jahren saniert Otto Summer die alten Mauern der Vorarlberger Burganlagen. 

Weiler. (VN-doh) Steine, die vor Hunderten Jahren zu imposanten Burganlagen zusammengebaut wurden, sind die Leidenschaft von Otto Summer. „In der Koblacher Neuburg steckt meine ganze Erfahrung“, erklärt Summer mit einem gewissen Stolz. Und dieses Wissen hat sich Summer seit 1985 selbst angeeignet. Mit den Jahren ist der Maurergeselle zum Burgenspezialisten geworden, der in ganz Vorarlberg tätig war. Seit rund zwei Wochen arbeitet der Angestellte des Bauunternehmens Wilhelm+Mayer auf der Ruine Blumenegg. Nach fast dreijähriger Pause ist es dem dortigen Verein der Burgfreunde gelungen, wieder eine Restaurierungsetappe zu finanzieren. Den Auftrag führt Summer aus. Und eine Entdeckung hat er bereits nach dem Entfernen des starken Efeu-Bewuchses gemacht: Eine zugemauerte Tür. Wann diese verschlossen wurde und wofür sie davor diente, steht aber noch nicht fest.

Zur Burgensanierung ist Summer durch einen Zufall gekommen. Vor 31 Jahren erhielt Wilhelm+Mayer den Auftrag, den Bestand der Ruine Neuburg zu sichern. Es war die erste Etappe bei der Ruine in Koblach. Ein Amtsmaurer aus Wien habe ihm dann drei Tage lang Tipps für die Arbeit gegeben, erklärt Summer. Eine Ausbildung zum Burgensanierer hat er nie gemacht. Dass es aber genau die richtige Arbeit ist, stand für den 57-Jährigen schnell fest: „Ich arbeite seit Jahren alleine, ich bin in der Natur und wir haben nicht den Zeitdruck von konventionellen Baustellen. Hier kann ich meinen genauen Arbeitsstil ausleben. Denn das Wichtigste ist, dass das Ergebnis gut wird und die Mauern für viele weitere Jahre stehen bleiben“, so Summer. Es folgte das eine oder andere Seminar, der Austausch mit Kollegen in anderen Bundesländern, Gespräche mit dem Denkmalamt. Immer tiefere Einblicke erarbeitete sich Summer in die Sanierungstechniken. Er sei jemand, der am liebsten alles selber macht.

In Eigenregie sind über 90 Rezepte für Sumpfkalkmörtel entstanden. Und Summer hat alles dokumentiert. Dadurch ist nachvollziehbar, wann und wo welche Mischung zum Einsatz gekommen ist. Mit den Jahren sieht der Burgenspezialist aus Weiler, wie sich der Mörtel verhält. So kann er den Mörtel immer weiter optimieren und auch aus den anfänglichen Fehlern lernen. Aber nicht nur beim Kalkmörtel, auch in der Verarbeitung hat der Tüftler neue Methoden entwickelt. „Not macht erfinderisch“, meint Summer mit einem Lachen. Das normale Aufbringen des Mörtels sei etwa auf der Ruine Altems wegen der tiefen Fugen aus dem 12. Jahrhundert nicht möglich gewesen. Als Lösung entwickelte Summer seine „Vorarlberger Waschtechnik“. Angefangen habe er mit der „Wiener Wurftechnik“. Benannt nach der Herkunft des Amtsmaurers, der ihm die ersten Schritte gezeigt hatte. Dann kam die Stopftechnik. Am Deuring-Schlössle an einer alten Stadtmauer hat Summer eine weitere Technik angewandt. Ein Trockenverfahren, da in diesem Fall das Waschen mit Wasser den Mauerkern beschädigt hätte. So kam das Sandstrahlen zu den Techniken hinzu.

Ob Technik oder Material, Summer hat vieles ausprobiert. Das Selbstmachen war ihm auch beim Bau des Eigenheims in Weiler sehr wichtig. Und mittlerweile werden Sanierungen in Eigenregie erledigt. Damit die Geselligkeit nicht zu kurz kommt, ist der Bayern-München-Anhänger im Vereinsleben als Betreuer beim FC Röthis aktiv. Bis zur Pensionierung wird sich Otto Summer aber weiterhin um den Erhalt der Burganlagen in Vorarlberg kümmern.

In der Koblacher Neuburg steckt meine ganze Erfahrung.

Otto Summer

Zur Person

Otto Summer

arbeitet mit viel Engagement und Tüftelei auf den Burgruinen in Vorarlberg.

Geboren: 5. Februar 1959

Wohnort: Weiler

Familie: verheiratet, zwei Söhne

Ausbildung: Maurergeselle

Hobbys: Fußball und Hausbau