Sportlicher Weltrekord
Martin Lingg spielt seit 24 Jahren Radball beim RV Dornbirn. Nun hat er einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Dornbirn. (VN-jun) Der gebürtige Dornbirner sitzt auf seinem Fahrrad und fährt auf der Stelle rückwärts im Kreis. Dabei hält er einen Ball am Vorderrad, der sich durch die Bewegung mit im Kreis dreht. Eine Umdrehung nach der anderen legt Martin Lingg (34) so aufs Parkett. Der Ball muss bei der Ausführung immer am Vorderrad bleiben. 212 Umdrehungen schafft Lingg, bevor er den Ball verliert. Das ist neuer Weltrekord. Damit hat er die Bestmarke von 68 Drehungen, die ein Deutscher innehatte, bei Weitem übertroffen. „Ich bin glücklich, dass ich eine neue Marke setzen konnte, weiß aber auch, dass noch mehr drin ist, wenn der Untergrund perfekt ist“, sagt Lingg nach dem gelungenen Weltrekordversuch bei der 130-Jahr-Feier des Dornbirner Radfahrvereins am vergangenen Wochenende.
Lingg stellt allerdings nicht nur neue Weltrekorde auf, er ist auch seit 24 Jahren erfolgreicher Radballer. Nach dem Vizeeuropameistertitel bei den Junioren folgten die zweiten Plätze bei den Weltmeisterschaften 2007 und den Europameisterschaften 2008. Zudem gewann er mehrere Medaillen bei den österreichischen Meisterschaften. Zu der außergewöhnlichen Sportart kam Lingg im Alter von elf Jahren, als er die Hauptschule Haselstauden besuchte. „Ein Freund von mir hat erzählt, dass er zum Radballtraining geht. Ich wusste nicht, was das ist und was er da macht. Deshalb hat er mich eines Tages mitgenommen“, erzählt er. „Ich habe es dann selbst ausprobiert und bin dabei geblieben.“
Nach der Hauptschule machte Lingg eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Heute arbeitet er als Außendiensttechniker für Werkstattausrüstung. Arbeit und Sport lassen sich gut vereinbaren. „Mein Arbeitgeber ist sehr tolerant, wenn ich beispielsweise für Weltmeisterschaften eine Woche Urlaub brauche“, sagt Lingg, der zwei Mal die Woche je zwei Stunden Radball trainiert. Das Training sei in dieser Sportart sehr wichtig. „Es ist nicht wie Fußball, wo jeder den Ball irgendwie schießen kann. Man muss im Radball alles lernen. Ohne Training geht gar nichts“, informiert er. Das ist für ihn auch das Besondere an der anstrengenden Sportart. Zudem brauche man Koordination. „Man muss Hände und Beine koordinieren und sich ständig auf den Gegner einstellen“, erklärt Lingg, der in Österreich zu den Top-vier-Radballern zählt.
„Alles andere ist Zugabe“
Für seinen Weltrekordversuch am vergangenen Wochenende hat Lingg nicht extra trainiert. Diese Übung probiert er schon seit vielen Jahren hin und wieder im Training, einfach nur aus Spaß. „Es ist wie das Jonglieren mit dem Fußball“, sagt er. „Da ich meine persönlichen Rekorde immer weiter gesteigert habe, wollte ich es nun offiziell versuchen.“ Die Schwierigkeit liegt darin, dass der Ball bei jeder Unaufmerksamkeit vom Vorderrad springen kann. Deshalb war Lingg auch nervös vor seinem Auftritt. „Da der Boden nicht optimal für die Übung war, war ich froh, als ich die 68 Drehungen geknackt hatte. Da wusste ich, dass alles Weitere eine Zugabe ist“, berichtet Lingg. Den nächsten Weltrekordversuch hat er noch nicht ins Auge gefasst. Er sei aber für alles offen.
Ob er die Radball-Gene seinen Kindern weitergegeben hat? „Mädchen tun sich in dieser Sportart schwer. Meine zwei Töchter tanzen lieber“, erzählt Lingg. Neben dem Radball hat er auch noch andere Hobbys: „Im Winter gehe ich gerne mit der Familie zum Skifahren.“
Radball ist nicht wie Fußball, wo jeder den Ball schießen kann.
Martin Lingg
Zur Person
Martin Lingg
Geboren: 24. September 1982 in Dornbirn
Wohnort: Lustenau
Beruf: Außentechniker für Werkstattausrüstung
Familie: Freundin Corina, zwei Töchter
Hobbys: Skifahren, Wasserski, Biken