Der Mann, der Licht bringt

Wetter / 14.12.2016 • 18:49 Uhr
Josef Hämmerle mit einem seiner Christbäume, die er aus Schwemmholz vom Bodensee zusammenbaut.  Foto: VN/Hartinger
Josef Hämmerle mit einem seiner Christbäume, die er aus Schwemmholz vom Bodensee zusammenbaut. Foto: VN/Hartinger

Josef Hämmerle macht aus Schwemmholz Christbäume und verkauft sie für „Licht für die Welt“.

Lustenau. (VN-hk) Es ist oft nicht weit zwischen großem Kummer und großer Freude. Das weiß der pensionierte Volksschuldirektor Josef Hämmerle. Als er vor einigen Jahren schwer erkrankte, musste er viel durchmachen. Doch es sollte alles gut werden. „Ich machte damals zur Erholung ausgedehnte Spaziergänge am Bodensee. Und dann, als ich das viele Schwemmholz sah, kam mir die Idee mit den Christbäumen und dem guten Zweck“, erinnert sich Hämmerle. Er sammelte das Holz, schaffte es in einen Anhänger und fuhr es nach Hause. Dort verwandelte er die Holzteile in schmucke Christbäume.

30 Euro pro OP

Wofür er das alles tat, wusste er auch sofort. „Mich hat das Schicksal der zahlreichen Kinder, die in Afrika aus Mangel an medizinischer Hilfe, erblindeten, tief berührt. Ich wollte die Christbäume für sie machen.“ Die Rechnung ist einfach: Ein Christbaum kostet mindestens 30 Euro, das ist der Preis für eine Operation. „Viele Kinder in Afrika haben einen Grauen Star, oder sie erblinden aufgrund einer einwachsenden Hornhaut, welche die Augenwimpern verletzt. Ein furchtbares Schicksal.“ Ein verkaufter Baum schenkt einem Kind das Augenlicht. „Man soll sich einmal überlegen, wofür wir oft 30 Euro sinnlos ausgeben. Wenn das der Preis zwischen Sehen und Nicht-Sehen ist, dann fällt eine Spende leicht.“

Wobei man im Fall von Josef Hämmerle nicht von Spenden reden kann. Denn für die 30 Euro oder mehr, je nach Größe des Objekts, bekommt man einen originellen Christbaum, der, beleuchtet oder unbeleuchtet, wunderbar ausschaut. Hämmerle kann sich des Ansturms gar nicht erwehren. „Leute fahren zu meinem Wohnhaus in der Sackgasse, schauen und kaufen.“

Wiese ausgeliehen

Das war schon damals vor zwei Jahren so, als Josef Hämmerle die ersten Bäume aus Schwemmholz bastelte. „Ich habe das nur in kleinem Kreis weitererzählt, und sofort waren 70 Bäume weg.“ Bis zu 200 Bäume produziert Hämmerle pro Jahr. Er fängt damit bereits im Mai an. Diesen Winter hat er aus Platznot die Wiese eines Nachbarn benutzt, wo er seine schönen Kreationen aufstellen darf. Insgesamt 1100 Augenoperationen für afrikanische Kinder konnte der passionierte Bastler durch sein vorbildliches Engagement bisher finanzieren. Eine Tatsache, die Hämmerle glücklich macht. „Für mich ist diese Tätigkeit zu einer Art Lebenssinn geworden.“

30 Euro ist der Unterschied zwischen Sehen und Nicht-Sehen.

Josef Hämmerle

Zur Person

Josef Hämmerle

Geboren: 4. März 1950

Wohnort: Lustenau

Beruf: VS-Direktor i.R.

Familie: verheiratet, drei Kinder

Hobbys: Basteln, Lesen

Lieblingsspeise: Kalbsbraten mit Polenta