Einsatz für fairen Handel

Barbara Kofler bekommt heute, Freitag, das große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg verliehen.
Dornbirn. (VN-jun) Brasilien ist ein trockenes und heißes Land. In einigen Regionen macht die Landkonzentration den Kleinbauern zu schaffen. Nur äußerst mühsam können sie gegen die Großgrundbesitzer überleben. Für ihre weltweit verkauften Produkte, wie beispielsweise Kaffee, erhalten die Kleinbauern nur wenig Geld. Den größten Teil kassieren die Lieferanten ein. Für die harte Arbeit der Bauern wird kein fairer Lohn gezahlt.
Dieses Szenario erlebte Barbara Kofler live mit, als sie in den 70er-Jahren in Brasilien in der Entwicklungshilfe tätig war. “Ich habe in diesen drei Jahren einen politischen Bewusstseinsprozess durchgemacht, der mir in Österreich so nicht gelungen wäre”, resümiert die gebürtige Tirolerin.
Veränderung durch Weltläden
Als Kofler wieder zurück in der Heimat war, wusste sie, dass es eine Veränderung braucht. “Unser Verhalten führt zu einer gewissen Ausbeutung anderer Menschen”, erinnert sie sich. “Diesbezüglich braucht es eine Bewusstseinsbildung in unserem Land. Der faire Handel bot sich da als optimale Perspektive an, auch positive Ansätze aufzuzeigen.” Deshalb war Kofler ganz vorne mit dabei, als 1978 die ersten Weltläden in Österreich entstanden.
Die Weltläden sehen sich als Pioniere des fairen Handels. Sie stehen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Löhne sowie für biologischen Anbau. Zudem setzen sie sich gegen Kinderarbeit ein, fördern Frauen und zeigen den Menschen vor Ort, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern können. In den Weltläden stehen die benachteiligten Partner in den Ländern des Südens im Fokus. “Dabei liegt der Fokus nicht ausschließlich auf Export und Vermarktung. Die Menschen sollen auch vor Ort von dem, was sie anbauen, leben können”, sagt Kofler.
Mit der Eröffnung des ersten Weltladens in Dornbirn 1980 kam der faire Handel auch nach Vorarlberg. Mittlerweile zählt das Ländle 14 dieser Läden. Kofler hat daran einen großen Anteil. Immerhin war sie über 30 Jahre lang beim Dachverband der Weltläden Österreich aktiv und dort sogar als Geschäftsführerin tätig.
1987 zog sie mit ihrer Familie von Tirol nach Vorarlberg. “Wir wollten mehr Wohn- und Lebensqualität und wir lieben die Berge. Wir wollten es in Vorarlberg für drei Jahre versuchen, daraus sind mittlerweile 30 geworden”, sagt die gelernte Pädagogin und lacht. “Vorarlberg hat mich überzeugt, ich fühle mich hier sehr wohl.” Das gibt sie auch zurück, denn ihr Engagement im Ländle kann sich sehen lassen. 2002 gründete sie den Verein Fair Trade in Feldkirch. Aktuell gibt die Pensionistin fünf Frauen aus Syrien und Afghanistan Deutschunterricht. “Die Arbeit in der Flüchtlingshilfe liegt nicht so weit weg vom fairen Handel, denn dieser versucht ebenso, Perspektiven in den jeweiligen Ländern zu schaffen”, erklärt Kofler. Warum sie sich so sehr in Vorarlberg engagiert? “Mir selbst geht es sehr gut, deshalb freue ich mich, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können. Zudem ist mir unser demokratisches, solidarisches Zusammenleben wichtig.”
Ehrung für ihren Einsatz
Für ihre Verdienste um die Weltläden erhält die 64-Jährige heute, Freitag, das große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg verliehen. “Ich sehe das als Anerkennung und Wertschätzung der ganzen Bewegung rund um den fairen Handel in Vorarlberg”, sagt sie. “Die Auszeichnung gebührt allen, die sich für den fairen Handel einsetzen.”
Mir ist es eine Freude, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.
Barbara Kofler
Zur Person
Barbara Kofler
engagiert sich für die Weltläden, den fairen Handel und bringt Flüchtlingen Deutsch bei.
Geboren: 1952 in Tirol
Wohnort: Feldkirch
Familie: verheiratet, ein Sohn
Hobbys: Skitouren, Wandern, Kultur