Der an die Jugend glaubt

25 Jahre „Offene Jugendarbeit Dornbirn“ trägt speziell einen Namen: Martin Hagen.
Dornbirn. (VN-hk) Furchiges Gesicht, feste männliche Stimme, souverän und bedacht: So kennt man jenen Mann, der in Dornbirn die offene Jugendarbeit prägt und nicht zuletzt deswegen selber jung geblieben ist. „Natürlich hält es dich vital, jeden Tag mit Jugendlichen in Kontakt zu sein. Vor allem bewahrt es dich vor dem altbekannten Vorurteil ,Die Jugend von früher war besser als die heutige‘. Sie ist es nicht.“
Martin Hagen weiß, wovon er spricht. Er hat Generationen von Jugendlichen kommen und gehen sehen, unzählige Trends miterlebt, mit vielen Eltern, Experten und Politikern zu tun gehabt. Sie respektieren und schätzen ihn. Obwohl er, der Spross aus wohlhabendem Bürgerhaus, das Establishment immer wieder infrage gestellt hat. „Ich wollte schon als Jugendlicher wissen: Warum sind die einen reich und die anderen arm? Die Antwort, dass das mit angeborener Intelligenz und Fleiß zu tun hat, war mir nicht einleuchtend.“
Nicht müde geworden
Die Eltern hätten gerne gesehen, dass Martin Hagen Jus studiert. Er machte den Doktor in Psychologie. Das soziale Millieu zog ihn an. Er arbeitete in Salzburg mit Behinderten, wollte die Welt kennenlernen und absolvierte ausgedehnte Reisen in Länder wie Burma, Malaysien, die Philippinen, Indien. 1992 bewarb er sich für die Stelle als Leiter der „Offenen Jugendarbeit Dornbirn“. Er bekam den Zuschlag. Sein Selbstverständnis im Job: „Ich bin Vermittler und Übersetzer zwischen der Welt der Politiker, der Verwaltung und der Erwachsenen einerseits und den Jugendlichen andererseits.“
Doch in Wahrheit ist Martin Hagen Partei. Und zwar die der Jugendlichen. Für sie schlägt sein Herz, für sie setzt er sich bedingungslos ein, für sie hat er auch jene Riesenportion Verständnis, die nur jemand haben kann, der an die Jugend glaubt.
Müde ist er auch nach 25 Jahren Jugendarbeit nicht geworden. „Höchstens körperlich ab und zu. Man ist ja nicht mehr 20.“
Auf Stärken eingehen
Martin Hagen zeigt nach wie vor jene Begeisterung, die ein Mann in seinem Betätigungsfeld braucht. „Es hat ja auch immer wieder Bestätigungen dafür gegeben, dass unsere Arbeit nicht so schlecht ist. Ich denke da an mehrere Preise, die wir gewonnen haben. So etwas gibt natürlich auch Auftrieb.“ Nie hat der Lustenauer aufgehört, die sozialen Unterschiede mit ihren Folgen zu erkennen. Und sehr kritisch zu bleiben. „Wenn Kinder in den Gymnasien Noten bekommen, dann sind das die Zensuren der Unterstützungsleistung ihrer Eltern. Unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Voraussetzungen entscheiden immer noch Lebenswege. Wer wohlhabende Eltern hat, hat mehr Chancen als jemand, der keine wohlhabenden Eltern hat.“
Er selber hat das Gymnasium in Bregenz besucht und dort auch die Matura gemacht. Sein Psychlogiestudium absolvierte er in Salzburg.
Martin Hagen ist als erfolgreicher Manager im Jugendbereich bei allen seinen „Geschäftspartnern“ als ausgewiesener Experte sehr anerkannt. „Ich nehme keine abwertenden Haltungen an und sehe in meinen Geschäftspartnern vor allem das Gute“, hat er dafür eine Erklärung. Das Positive und Konstruktive stellt Hagen auch bei seinen Klienten, den Jugendlichen, stets in den Vordergrund. „Man soll doch nicht bei jemanden primär den Finger in irgendwelche Wunden legen, sondern auf dessen Stärken eingehen.“
Martin Hagen weiß, wie das geht.
Die Jugend von früher ist nicht besser als die von heute.
Martin Hagen
Zur Person
Dr. Martin Hagen
Geboren: 30. April 1959
Beruf: Sozialmanager
Wohnhaft: Lustenau
Familiestand: ledig
Hobbys: Amateurfunk, Reisen, Segeln
Lieblingsspeise: Käsknöpfle