Ein Ehrenamt als Lernfeld

Die Begleitung von Familien bringt Giulia Rigg sowohl beruflich wie privat sehr viel.
dornbirn. (VN-mm) Kann ein junger Mensch, zumal noch berufstätig, tatsächlich zu viel Freizeit haben? Giulia Rigg befand: „Ja.“ Die 70-Prozent-Stelle im Internat einer Sonderschule in St. Gallen, in dem männliche Jugendliche mit Sprachstörungen untergebracht sind, füllte die junge Frau nicht aus. Deshalb machte sie sich auf die Suche nach einer Zusatzbeschäftigung. Giulia Rigg wollte ihre Freizeit sinnvoll gestalten, und das am liebsten mit kleinen Kindern. Denn die studierte Sozialarbeiterin, die derzeit berufsbegleitend den Master in Psychosozialer Beratung anstrebt, möchte auch danach in diesem Bereich tätig sein.
Mit Freude dabei
Über ein Praktikum beim „Netzwerk Familie“ wurde sie auf die „Familienimpulse“ des Vorarlberger Kinderdorfs aufmerksam. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr mitarbeiten“, erzählt die sympathische Blondine. Doch die Arbeit machte ihr so viel Freude, dass sie dabei geblieben ist und demnächst bereits die vierte Familie betreuen wird. Zu Beginn nahm sich Giulia Rigg in einer Familie mit Migrationshintergrund den noch kleinen Zwillingen an. Dann betreute sie eine Dreijährige, deren Mutter eine schwierige Schwangerschaft durchlebte. Aktuell ist sie wieder in einer Familie mit Migrationshintergrund tätig, in der sie zwei kleine Mädchen, drei und eineinhalb Jahre, einmal pro Woche besucht. Sie entlastet damit die Mutter und gibt der größeren Tochter gleichzeitig Gelegenheit, sich mit der deutschen Sprache anzufreunden. Rigg selbst empfindet ihr ehrenamtliches Engagement als Lernfeld, das ihr sowohl privat wie beruflich viel gibt.
Berührungsängste kennen beide Seiten keine. „Es ist beeindruckend, wie offen die Menschen sind, und wie schnell sie mich in ihr Leben hineinlassen“, beschreibt Giuila Rigg ihre Gefühle. Auch die Kinder würden meist sofort Vertrauen fassen. Trotzdem zählt das Respektieren der Privatsphäre und dessen, was Eltern wollen, für Rigg zu den obersten Geboten. Die Dauer der Begleitung ist individuell. Die derzeitige Familie betreut die begeisterte Köchin schon seit einem Jahr. Sie berichtet von einer enormen Überforderung, die anfangs bei der Mutter geherrscht habe. Doch nun fühlt sich diese gestärkt, und Giulia Rigg kann sich bald der nächsten Aufgabe widmen. Was bleibt ist eine neue Freundschaft.
Rückhalt und Wertschätzung
Das Studium der Sozialarbeit kommt Giulia Rigg bei diesem Ehrenamt sehr entgegen. Den Rückhalt durch das Vorarlberger Kinderdorf schätzt sie dennoch: „Sollte es zu Problemen kommen, kann man sich jederzeit bei der Koordinatorin der Familienimpulse melden.“ Bei gemeinsamen Unternehmungen können zudem Erfahrungen ausgetauscht werden. „Die ehrenamtliche Tätigkeit wird wirklich wertgeschätzt“, freut sich Giulia Rigg über die Anerkennung.
Es ist schon beeindruckend, wie offen die Menschen sind.
Giulia Rigg
Zur Person
Giulia Rigg
engagiert sich bei den Familienimpulsen des Vorarlberger Kinderdorfs
Geboren: 14. April 1992 in Bregenz
Wohnort: Dornbirn
Beruf: Sozialarbeiterin
Hobbys: Sport, die Natur, Kochen, Backen