Beim Sterben Gutes tun

Klaus Gasser freut sich auf seine Arbeit als ärztlicher Leiter im Hospiz am See.
bregenz. (VN-mm) Draußen ist es brütend heiß, drinnen angenehm kühl, aber staubig und laut. Trotzdem schlendert Klaus Gasser mit einem zufriedenen Lächeln durch die noch unfertigen Räumlichkeiten, die in wenigen Monaten sein neues berufliches Zuhause sein werden. Am 2. Jänner 2018 übernimmt der Internist und Onkologe die ärztliche Leitung des von der Caritas betriebenen Hospiz am See. Obwohl er schon in seiner angestammten Tätigkeit auf der Interne E im Landeskrankenhaus Rankweil viel mit Tod und Sterben zu tun hat, kehrt Klaus Gasser auch bei seiner Zusatztätigkeit das Positive hervor.
Klare Entscheidung
Etwas Neues aufbauen und mitgestalten zu können, habe ihn bewogen, sich um die Stelle zu bewerben. “Außerdem ist das stationäre Hospiz eine sinnvolle Ergänzung zu den schon vorhandenen Angeboten in der Sterbebegleitung”, sagt der Egger. Als er den Anruf bekam, in dem ihm seine Bestellung mitgeteilt wurde, war er gerade auf dem Weg in den Urlaub, aber die Entscheidung schon klar. “Ich wollte das tun.” Auch die Unterstützung aus der Bevölkerung für das Projekt stimmt den jungen Mediziner zuversichtlich, mit seinem Team viel Gutes für die Patienten und ihre Angehörigen bewirken zu können.
Klaus Gasser ist Internist mit den Zusatzfächern Onkologie und Hämatologie. Seine Ausbildung absolvierte er, von einem kurzen Abstecher ins Universitätsspital Basel abgesehen, zur Gänze im Landeskrankenhaus Feldkirch. Hier ist er geblieben, und hier wird sein Haupttätigkeitsbereich bleiben. “Bis über Mittag arbeite ich in Rankweil, am Nachmittag bin ich im Hospiz”, beschreibt Gasser die Aufgabenteilung. Ihm zur Seite stehen zwei Ärztinnen, die ebenfalls in Teilzeit beschäftigt sind. Zum interdisziplinären Team gehören weiters Pflegepersonen, Sozialarbeiter, Psychologen, Seelsorger und ehrenamtliche Hospizbegleiter. Auch in den Spitälern werde viel an Hospizarbeit geleistet, sagt Klaus Gasser. Doch abseits des klinischen Alltags, in dem oft nur wenig Zeit bleibe, gewinne die Betreuung sterbender Menschen an Qualität. Vor allem seien in einem Hospiz die Strukturen für den Aufenthalt von Angehörigen rund um die Uhr gegeben. “Also Onkologe erlebe ich oft, dass sie bis zuletzt da sein möchten”, erzählt er.
Klaus Gasser fühlt sich emotional nicht belastet. Im Gegenteil: “Man kann auch beim Sterben etwas Gutes tun”, weiß er. Zudem empfindet er die Hospizarbeit als persönliche Weiterentwicklung. Die moderne Medizin möchte er jedoch auch nicht missen. Jetzt kann er beides zusammenführen. Ruhe findet er bei seiner Familie und den Tieren, die er mit seinem Vater züchtet. Es sind Montafoner Steinschafe und Haflinger. “Die bringen mich schnell auf andere Gedanken”, sagt er mit einem Lächeln, das andeutet, dass er allem gewachsen ist.
Ich erlebe oft, dass Angehörige bis zuletzt da sein möchten.
Klaus Gasser
Zur Person
Dr. Klaus Gasser
Geboren: 13. November 1979 in Egg
Wohnort: Egg
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Arzt
Hobbys: Wandern, Natur