Der tierliebende Metzger

Benno Feldkircher ist der einzige mobile Metzger Vorarlbergs.
Hard Ein Tierschutzaktivist hasst Nerz. Er ernährt sich ausschließlich vegan und verteufelt jegliche Tierhaltung. Soweit das Klischee. Doch Klischees sind deshalb Klischees, weil sie meist nicht zutreffen. Auch Benno Feldkircher ist Tierschützer. Er ist überzeugt: Tiere brauchen Freiraum, gutes Futter, dürfen weder Stress noch Leid erfahren, müssen verwöhnt werden. Benno Feldkircher ist kein Vegetarier. Im Gegenteil. Er ist Metzger. Der einzige mobile Metzger Vorarlbergs.
Am Rande Hards, hinter der Kläranlage, steht eine kleine Holzhütte. Kein Hinweisschild, keine Werbung. Drinnen: drei Holztische, ein Hund, eine Frau, ein Mann und Kundschaft. Vorarlberg, halb zehn Uhr vormittags: Eine Leberkässemmel nach der anderen überquert die Theke von Bennos Imbissstadel. Auch Russ-Preis-Träger Albert Lingg gönnt sich eine. Feldkircher deutet mit dem Kopf in Linggs Richtung. „Sehen Sie mal, wer alles zu mir kommt“, sagt er stolz. Dass er einmal diesen Laden betreibt, war eigentlich nicht geplant.
Erfolg ohne Werbung
Benno Feldkircher verarbeitet sein Fleisch in einem Wagen. Diesen Wagen stellte er vor rund fünf Jahren auf einem Gelände am Harder Ortsrand ab. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Menschen vor der Tür standen. Sie wollten etwas kaufen. Eines Tages parkte er auch seinen Marktanhänger auf dem Gelände, und das Geschäft boomte. Aus dem Wanderladen wurde ein stationärer, es folgten Biertische, wenig später ein Zelt und schließlich die Holzhütte. „Ich habe nie Werbung gemacht, das lief alles über Mundpropaganda“, erinnert sich der Harder. Das gilt bis heute.
Benno Feldkircher liebt Tiere. Auf seinem Hof leben zwei Esel, Enten, 60 Hennen, sechs Ziegen und ein paar Karpfen. „Die Esel wollten wir eigentlich metzgen. Aber sie sind so lieb, da haben wir sie behalten“, sagt Feldkircher und lächelt. Er ist überzeugt: „Tiere, die für uns ihr Leben lassen müssen, sollen es wenigstens im Leben schön haben.“ Diese Einstellung habe er in seiner Metzgerlehre gelernt und bis heute behalten. Auch dem Beruf selbst ist er immer treu geblieben.
Benno Feldkircher hat eine Bekannte, die allergisch auf Schweinefleisch reagierte. Nur Feldkirchers Schweinebraten soll ihr keine Probleme bereitet haben. „Das liegt an dem, was im Fleisch ist. Antibiotika und so weiter“, führt der 54-Jährige aus. Dazu kämen Stress und Angst bis zum Schlachten. „Die Stresshormone bleiben im Fleisch. Wer das sein Leben lang isst, kann im Alter Angst- und Panikattacken erleiden.“ Den Stress möchte er den Tieren ersparen. Er fährt zu den Höfen und schlachtet vor Ort. Wenn einer seiner Kunden die Tiere nicht nach Feldkirchers Vorstellungen hält, wird es schwierig. „Wenn es den Tieren nicht gut geht, werde ich sehr emotional.“
Benno Feldkircher ist Idealist, sonst hätte er keinen mobilen Schlachthof. Die Bürokratie: Auf Bundesebene hieß es, das Land sei zuständig. Das Land entgegnete, der Bund sage, die EU erlaube es nicht. Die EU erlaubt es aber. Schließlich fragte Landesrat Erich Schwärzler bei Feldkircher, ob er Hühner mobil schlachten könne. Seitdem ist er drei Tage pro Woche unterwegs. Bei all den Aufgaben bleibt nicht viel Freizeit übrig. Erst recht, wenn er diese mit Ehrenamt füllt. Der 54-Jährige war bei der SPÖ in Hard aktiv, zudem ist er seit über 40 Jahren bei der Feuerwehr. Benno Feldkircher hat nicht nur ein Herz für Tiere, sondern auch für Menschen. VN-mip
„Wenn es den Tieren nicht so gut geht, kann ich sehr emotional werden.“
Zur Person
Benno Feldkircher
erster mobiler Metzger in Vorarlberg
Geboren 3. November 1962
Ausbildung Metzger
Familie Lebensgefährtin Marion. Drei Kinder: zwei Söhne (10, 29), eine Tochter (33)
Lieblingsspeise Rindsgulasch, Knödel, Schweinsbraten – mit Produkten von glücklichen Tieren