Mord in der Idylle

Die Wälderin Daniela Alge hat bereits vier Krimis geschrieben.
Wangen Leben in beschaulicher, idyllischer, von Wiesen mit schottischen Hochlandrindern geprägter Landschaft, angezuckerte Berge am Horizont, an denen Wolken hängen, als fehle ihnen die letzte Kraft für den Gipfelsturm. Sonnenstrahlen durchlöchern das Cumulus-Dickicht, werfen scheinwerfergleich Lichtkegel auf die Wiesen, auf denen die Kühe friedlich grasen. Hier, in der beschaulichen, idyllischen Landschaft. Viele träumen davon. Daniela Alge wohnt so. Doch Idylle allein kann langweilig werden. Daniela Alge hat einen Ausweg gefunden. Wenn die Kinder im Bett liegen, die Kühe versorgt sind und der Stall gemistet ist, setzt sie sich an ihren Schreibtisch und schreibt Krimis. Heute, Donnerstag, liest sie auf der Lustenauer Kriminacht im Rahmen des „Österreich liest“-Festivals daraus vor.
Wer Bücher schreibt, braucht Material. Autoren bedienen sich der Fantasie, der nahen Umgebung, Erzählungen und eigener Erlebnisse. Daniela Alge hat also beste Voraussetzungen. Kommissar Waldinger entspringt ihrer Fantasie. Schauplatz ist das Allgäu, ihre Heimat. Erlebt hat sie in ihrem Leben schon einiges. Die Autorin wuchs in Bizau auf, besuchte in Bezau die Hauptschule, maturierte in der Kindergartenschule in Feldkirch und begann zu arbeiten. Kurz darauf leitete sie den Kindergarten. „Ich hatte das Bild von einer 65-jährigen Kindergärtnerin im Kopf. Ich wollte aber noch anderes sehen“, erzählt Alge. Sie jobbte nebenbei als Kellnerein in der Tenne in Mellau und als Skilehrerin. 1997 gab sie ihre Arbeit im Kindergarten auf, reiste durch Brasilien und lebte anschließend von ihren bisherigen Nebenjobs. 2005 stieß sie auf eine Stellenanzeige: Christbaumverkäufer gesucht. Sie stellte sich vor und bekam den Job.
Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Ihr damaliger Chef ist mittlerweile ihr Schwiegervater, den Christbaumverkauf leiten nun ihr Mann Christian und sie selbst. „Wir leben vom Verkauf von Christbäumen und von Heu, das vor allem zur Wildfütterung verwendet wird“, erzählt Daniela Alge.
Was liest eine Autorin eigentlich? „John Steinbeck ist einer meiner Lieblingsautoren“, antwortet die 42-Jährige. Auch „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky beeindruckt sie. „Ich mag Bücher mit anspruchsvollen Sätzen, die man sich durch den Kopf gehen lassen kann.“ Dies sei der große Vorteil im Vergleich zum Fernseher. Man kann das Tempo selber vorgeben.
Neues Buch kommt 2018
Daniela Alges Vita zeugt von ihrer Lust auf Neues. Nach vier Waldinger-Romanen ist vorerst Schluss.“ Ich will ja auch nicht 15 Bücher derselben Krimireihe lesen“, sagt sie. Im vierten und vorerst letzten Teil der Reihe unterlaufen dem Kommissar einige Fehler. Er verliert den Job und zieht sich auf eine Alpe zurück. Und genau dort setzt Alges neues Projekt an. Den Sommer verbrachte sie auf Alphütten, die Erlebnisse schildert sie in Wort und Bild. Das Buch soll im kommenden Jahr erscheinen.
Heute stehen aber „Kathrinatag“, „Fehltritt mit Folgen“, „Wolfsmörder“ und „Eiskalte Spur“ im Fokus. Wer mehr wissen möchte, kann dies ab 20 Uhr in Lustenau erfahren und Kriminalromanen lauschen, die in einer idyllischen, nahezu kitschigen, aber wunderschönen Realität entstanden sind. VN-mip
„Ich hatte ein Bild einer 65-jährigen Kindergärtnerin im Kopf, wollte aber anderes sehen.“
Zur Person
Daniela Alge
Autorin
Geboren 6. März 1975
Ausbildung Kindergartenpädagogin
Wohnort Wangen im Allgäu
Familie verheiratet mit Christian, drei Kinder: Sonja (10), Maja (8), Matteo (4)
“Österreich liest” ist ein österreichweites Lesefestival mit 46 Veranstaltungen in Vorarlberg. Die Lustenauer Kriminacht beginnt um 20 Uhr. Infos: www.oesterreichliest.at