Der Ski-Feinarbeiter

Alex Martin tüftelt mit den Rennskiern von Ted Ligety.
Altach „Er ist nicht nur der beste Servicemann, er ist auch bereit, Leib und Leben für ein perfektes Video zu riskieren.“ Die Rede ist von Alex Martin, die Wertschätzung via Facebook kommt von Ski-Ass Ted Ligety. Es sieht James-Bond-like aus, wenn Martin in einer Schussfahrt mit der Filmkamera den amerikanischen Riesentorlauf-Spezialisten bei dessen Trainingsläufen verfolgt. „Halb so schlimm, es war mir noch nie zu schnell“, winkt der Altacher ab, der erstmals 1998 für die Kennelbacher Skifirma Head im Weltcupservice arbeitete. Zwischen 2004 und 2009 lockten den 45-Jährigen ehemaligen Kicker – der es auf einen Einsatz in der Kampfmannschaft brachte – administrative Aufgaben beim Fußball-Bundesligaklub SCR Altach.
Pause gut genutzt
Seit nunmehr sieben Saisonen sind Martin und Ligety im Skizirkus ein ebenso eingespieltes wie vertrautes Team. Zuletzt wurde die Zusammenarbeit zwar etwas eingebremst, der Amerikaner laborierte zuerst an einer Kreuzbandrissverletzung, dann zwickte es im Rücken. Die Zeit wurde von beiden für Erfolgserlebnisse abseits des Sportgeschehens genutzt: Sowohl Martin, als auch Ligety wurden Väter von Stammhaltern. „Die Geburt meines Sohnes war der schönste Erlebnis in meinem Leben“, wiegen für Martin auch alle sportlichen Erfolgsmomente – er war immerhin an fünf Weltmeistertiteln und an einer olympischen Goldmedaille beteiligt – dieses Ereignis nicht auf. Sohnemann Nick wird demnächst ein Jahr alt, bei der Taufe kürzlich in Meschach stand Mia, die Ehefrau von Ligety, Patin.
Das viele Reisen rund um den Globus ist es allerdings nicht mehr so einfach wie früher, gibt Martin zu. „Man ist in Gedanken schon sehr mit der Familie zu Hause verbunden. Dank moderner Techniken kann ich aber mit Freundin Christina und Sohn Nick fast immer Kontakt halten.“ Zwei Reisen nach Neuseeland, eine nach Nordamerika standen in Vorbereitung auf die neue Skisaison, die mit dem Riesentorlauf am Sonntag in Sölden beginnt, bereits auf dem Plan. Die neu reglementierten Riesentorlaufski machten ausgedehnte Tests notwendig. „Wir mussten im letzten halben Jahr sehr viel an der Abstimmung tüfteln“, erklärt Martin. Die Rückkehr zu schmaleren und weniger taillierten Skiern erforderte Feinarbeit, auch mit den Schuhen, der Bindung und der Platte. „Rund 40 Paar Ski werden es ungefähr gewesen sein, die wir probiert haben.“ Für Martin bedeutete das: Mit den Änderungen beim Aufbau und der Montage musste er etwa 80 Head-Modelle für Ligety bereitstellen.
Ein Ende ist nicht in Sicht
Martin, der auch schon die lokalen Matadore Mario Reiter, Kilian Albrecht oder den Briten Alain Baxter betreute, sieht den vierfachen Sölden-Sieger vor dem Weltcupstart auf gutem Wege zurück: „Es fehlen zwar noch die direkten Vergleiche mit der Konkurrenz, aber Ted wird an seine alten Leistungen anschließen können. Durch die neue Ski-Taillierung wird sein Rücken deutlich weniger belastet.“
Für Martin steht es in den Sternen, wie lange die Zusammenarbeit mit Ligety anhält. „Ted will fahren, bis er sechzig ist“, hat er Ausdauer und Hartnäckigkeit bei seinem Schützling ausgemacht. „Und er hat immer den Ehrgeiz, ganz vorne mitzufahren. Zehnte oder 15. Plätze, das ist nicht sein Anspruch. Ich denke, so lange Ted weitermacht, bin ich auch mit dabei.“ VN-ko
„Ted will fahren, bis er sechzig ist. Ich denke, so lang er weitermacht bin ich auch dabei.“

Zur Person
Alex Martin
ist seit sieben Jahren bei Head der
Ski-Servicemann des Amerikaners
Ted Ligety (33)
Geboren 15. Juni 1972
Hobbys Wandern, Radfahren
Familie Lebensgefährtin Christina, Sohn Nick (elf Monate)