Ein Zivi am Ball

Wetter / 17.12.2017 • 19:41 Uhr
Ein Zivi am Ball

Mathias Hänsler ist der Zivildiener des Jahres.

Mellau Bundesheer oder Zivildienst? Für Mathias Hänsler war die Sache klar. Einerseits wegen seiner Liebe zum Fußball. Andererseits, „weil ich schon immer eine soziale Ader hatte und etwas fürs Leben lernen wollte“. So hatte ihn der Weg ins ifs-Haus Lustenau geführt. Dort sind seit 2015 junge Flüchtlinge untergebracht, die sich von Afghanistan aus alleine nach Vorarlberg aufgemacht haben, um sich in Sicherheit zu bringen.

Mathias Hänsler war der erste Zivi, der die Jugendlichen in der Unterkunft nicht nur beim Lernen, sondern auch dabei, sich in Vorarlberg einzuleben, unterstützt hat. Sein Engagement blieb nicht unbemerkt. Eine Fachjury hat den 19-Jährigen zu Vorarlbergs Zivildiener des Jahres gewählt.

Angefangen hatte alles im Juli 2016. „Ich habe damals bei den Altach Amateuren gespielt und wollte immer beim Training dabei sein. Außerdem wollte ich im Rahmen des Zivildienstes mit Jugendlichen zusammenarbeiten.“ So nahm er Kontakt mit dem Institut für Sozialdienste (ifs) auf. Nur wenige Tage nach seinem Handelsschulabschluss begann er in Lustenau zu arbeiten.

Lange Anfahrt

Mathias Hänsler ist gemeinsam mit zwei Geschwistern in Mellau aufgewachsen. Die lange, tägliche Anfahrt nach Lustenau war für den Bregenzerwälder kein Problem. „Ich bin schon aufs Gymnasium in der Mehrerau gegangen und bin das gewohnt“, sagt er, grinst und fügt hinzu: „Außerdem wohnt ja auch meine Freundin in Lustenau.“

Der Mellauer hat von Juli 2016 bis März 2017 im ifs-Haus Lustenau gearbeitet. Er begleitete die jungen Flüchtlinge beispielsweise zu Arztterminen oder zum Einkaufen, spielte regelmäßig mit ihnen Fußball und brachte den Jugendlichen auch das Skifahren bei. „Ich habe noch nie so gelacht wie damals“, sagt der 19-Jährige und muss schmunzeln. Während die Anfänger versuchten, ihre ersten Schwünge durch den Schnee zu ziehen, sei er zu Fuß über die Piste gerannt und habe geholfen. „Es war für alle ein Spaß, und nach einigen Versuchen hat es geklappt.“ 

Damit die Jugendlichen mobiler sind, machte er mit ihnen alte Fahrräder wieder flott. „Ich habe ihnen Skifahren beigebracht, sie zeigten mir, wie man Dinge repariert. In Afghanistan mussten sie teilweise schon ab vier Jahren arbeiten.“ Es entstanden Freundschaften, und Mathias Hänsler wurde zu einer Stütze im Leben der jungen Afghanen. Diese vertrauten ihm ihre Ängste und Sorgen an. „Als sie mir erzählt haben, wie sie teilweise mit Booten hergekommen sind, bekam ich Gänsehaut. Da wird einem wieder bewusst, dass in Vorarlberg leben zu dürfen, ein Lotto-Sechser ist.“

Nachdem Mathias Hänsler mit dem Zivildienst fertig war, half er in der Unterkunft noch zwei weitere Monate lang mit. Im Herbst dieses Jahres zog es ihn schließlich nach Innsbruck, wo er nun für die Berufsreifeprüfung büffelt und für Schwaz in der Regionalliga kickt. „Ich habe das Gymnasium in der Fünften abgebrochen und will jetzt die Matura nachholen“, erklärt er. Danach peilt er eine Sportmanagement-Ausbildung an. Aber auch ein Studium für soziale Arbeit sei schon Thema gewesen.

Mit den jungen Afghanen hat er noch immer Kontakt. „Im Nachhinein betrachtet war der Zivildienst das Beste, was ich tun konnte“, ist sich der 19-Jährige sicher. VN-MEF

„Als sie mir erzählt haben, wie sie hergekommen sind, bekam ich eine Gänsehaut.“

Zur Person

Mathias Hänsler
hat von Juli 2016 bis März 2017 als Zivildiener im ifs-Haus Lustenau gearbeitet

Geboren 30. Juni 1998

Wohnort Mellau

Ausbildung Handelsschulabschluss, Berufsreifeprüfung

Hobbys Fußball, Skifahren, Computerspiele

 Pachauer