Aus Liebe zur Tracht

Wetter / 09.01.2018 • 19:06 Uhr
Aus Liebe zur Tracht

Doris Kranzelbinder ist neue Obfrau der Juppenwerkstatt.

Riefensberg Wenn die Riefensbergerin Doris Kranzelbinder über Juppen spricht, gerät sie regelrecht ins Schwärmen. „Für mich ist die Juppe ein wunderschönes, ästhetisches Kleid. Es ist bemerksenswert, dass eine kleine Talschaft wie der Bregenzerwald eine so alte und wertvolle Tracht hat“, sagt sie.

Seit Kurzem ist die 41-Jährige Obfrau der Riefensberger Juppenwerkstatt. Insgesamt zählt der Verein rund 20 aktive Mitglieder. Sie alle setzen sich in ihrer Freizeit für den Erhalt des Kulturguts ein. Sehr zur Freude der neuen Obfrau sind Trachten in den vergangenen Jahren wieder in Mode gekommen. „Es gibt einen regelrechten Boom. Viele junge Frauen tragen die Juppe wieder mit Stolz“, erklärt die Bregenzerwälderin. Außerdem kamen im vergangenen Halbjahr über 4000 Interessierte aus aller Welt nach Riefensberg, um sich in den Räumlichkeiten der Juppenwerkstatt, welche von Martina Mätzler geleitet wird, genauer über die Tracht und deren Herstellung zu informieren. Doris Kranzelbinder zählt ebenso zum Führungspersonal. Da sie selbst gerne reist und fremde Kulturen kennenlernt, eine ideale Aufgabe für die 41-Jährige.

Naturverbunden

Kranzelbinder ist gemeinsam mit vier Geschwistern in Sulzberg aufgewachsen. Nach der Matura arbeitete sie in einer Bank im Controlling. Der Liebe wegen zog sie vor rund 20 Jahren nach Riefensberg, wo sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern mitten im Grünen wohnt und alte Hühnerrassen züchtet. „Für meinen Mann und mich ist Umwelt- und Tierschutz sehr wichtig. Da wir Massentierhaltung nicht unterstützen wollen, kam es zur Idee mit den Hühnern“, erklärt sie.

Vor vier Jahren geriet dann auch die Sache mit der Juppenwerkstatt ins Rollen, als ihr lang gehegter Wunsch einer eigenen Tracht aufkeimte. „Mein Vater war zwar bei der Trachtengruppe und auch meine Oma war von Juppen begeistert, allerdings hatten wir daheim keine“, erzählt sie. Doris Kranzelbinder nahm schließlich an einem Juppen-Beratungstag teil. “Ich wurde dann gefragt, ob ich Interesse hätte, in der Juppenwerkstatt eine Ausbildung zur Kulturvermittlerin zu machen; eine Einladung, der ich gerne folgte. Nach einiger Zeit wurde ich in den Vorstand gewählt und stand dem Verein als Kassierin zur Verfügung.“

Kranzelbinder ist geringfügig bei der Gemeinde angestellt und koordiniert auch die Termine für die Juppenwerkstatt. Neben Führungen stehen jedes Jahr auch zahlreiche andere Veranstaltungen und Ausstellungen am Programm. „Heuer wird es erstmals eventuell auch Workshops für Kinder geben, in denen altes Textilhandwerk näher gebracht wird“, sagt die Obfrau. Ebenso steht noch ein großes Projekt an. Denn die Juppenwerkstatt soll erweitert werden. Geplant ist eine Trachtennäherei im Nebengebäude. Kranzelbinder ist zuversichtlich, dass diesbezüglich bis spätestens Anfang 2019 alles auf Schiene sein dürfte. Obwohl in der Juppenwerkstatt noch bis 1. Mai Winterruhe herrscht, gibt es hinter den Kulissen schon einiges zu tun. Für die Riefensbergerin stellt die neue Chef-Rolle im Vorstand eine große Ehre dar. „Wir haben ein sehr erfahrenes Team und ich weiß sehr zu schätzen, dass ich zur Obfrau gewählt wurde“, sagt die 41-Jährige. Sie will mit ihrem Engagement jedenfalls einen Beitrag dazu leisten, dass die Tracht noch lange erhalten bleibt. VN-mef

„Es gibt einen regelrechten Boom. Viele junge Frauen tragen die Juppe wieder mit Stolz.“

Zur Person

Doris Kranzelbinder
ist seit 2014 beim Verein Juppenwerkstatt

Geboren 6. März 1976

Wohnort Riefensberg

Beruf Gemeindeangestellte

Familie verheiratet, zwei Kinder

Hobbys Reisen, Kulinarik, Fotografieren, Neues entdecken

 VN/mef