Der lange Weg

Wetter / 01.03.2018 • 18:16 Uhr
Der lange Weg

Thomas Geisler leitet den Werkraum Bregenzerwald.

Andelsbuch „Ich wollte einmal schauen, wie es ist, als Städter auf dem Land zu leben und zu arbeiten“, sagt Thomas Geisler. Der 46-Jährige ist Geschäftsführer des Werkraums Bregenzerwald. Geboren wurde Thomas Geisler in der Kleinstadt Kenzingen im Schwarzwald. Sein Vater ist Vorarlberger, er stammt aus Rankweil: „Mein Vater ist Ende der 1950er-Jahre nach Deutschland gegangen, um dort zu arbeiten.“

Die Schulzeit verbrachte Geisler in Bayern. „Danach studierte ich in Wien Produktgestaltung“, erzählt er. „Die Entscheidung, nach Wien zu gehen, war leicht, da ich österreichischer Staatsbürger bin.“ Neben seinem Studium absolvierte er eine Lehre zum Keramiker: „Ich wollte auch einen Handwerksberuf erlernen.“ Zwischendurch war er in New York und in Kopenhagen: „In New York habe ich meinen Zivilersatzdienst als Gedenkdiener im Archiv für jüdische Immigranten gemacht.“ In Dänemarks Hauptstadt verbrachte er ein Jahr als Austauschstudent.

Vienna Design Week

Nach seinem Studium unterrichtete und forschte Thomas Geisler fünf Jahre an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Im Jahr 2007 gründete er gemeinsam mit Tulga Beyerle und Lilli Hollein die Vienna Design Week: „Dieses Festival soll einem breiten Publikum ein Verständnis von Design vermitteln und zusätzlich der Designszene in Österreich eine Plattform bieten.“

Bis 2010 war Thomas Geisler für das Programm des Festivals mitverantwortlich. Doch dann wollte sich er sich auf einen neuen Bereich konzentrieren. Er wechselte ins Museum für angewandte Kunst in Wien und übernahm die Leitung für die Sammlung „Zeitgenössisches Design“. „Sechs Jahre lang habe ich versucht, traditionelle Museumskonzepte aufzubrechen“, blickt der gebürtige Schwarzwälder zurück.

Diese Möglichkeit bietet sich nun in Andelsbuch. 2016 bewarb er sich für die Nachfolge der damaligen Werkraum-Geschäftsführerin Renate Breuß: „Ich war bereits im Jahr zuvor dort und hatte von Anfang an ein sehr gutes Bauchgefühl.“ Geisler setzte sich gegen die anderen Bewerber durch und leitet nun seit eineinhalb Jahren das Kompetenz-, Service- und Vermittlungszentrum für das Handwerk . „Der Werkraum ist das, was sich jeder Museumsdirektor wünscht. Die Lebendigkeit des Raums ist einzigartig, da er sowohl kommerziell als auch kulturell genutzt wird“.

Ihm sei es wichtig, dass neben der Ausstellung von Architektur auch ein digitales Schaufenster von den Ausstellungsstücken der Handwerksbetriebe entwickelt wird: „Damit wird der Werkraum für andere Forscher öffentlich zugänglich“, erläutert der 46-Jährige. Mit der Entwicklung des Werkraums ist er jedenfalls zufrieden: „10.000 Besucher im Jahr ist eine gute Zahl für eine regionale Institution.“

Lebenskultur

Thomas Geisler hat sich Schwarzenberg als Wohnort ausgesucht: „Für mich ist es ganz wichtig, dass ich im Bregenzerwald lebe und an dieser Lebenskultur partizipiere.“ Der Reiz, nach 25 Jahren Großstadtleben auf das Land zu ziehen, war für ihn ein wichtiges Kriterium bei seiner Entscheidung, sich für die Leitung des Werkraums zu bewerben, sagt er: „Es ist sehr spannend, hier zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen.“ VN-pas

„Es ist sehr spannend, hier zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen.“

Zur Person

Thomas Geisler

ist seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer des Werkraums Bregenzerwald.

Geburtsdatum 27. Oktober 1971

Wohnort Schwarzenberg

Beruf Geschäftsführer Werkraum Bregenzerwald

Familienstand ledig

Hobbys Lesen, Wandern

 

VN/Paulitsch