Schuldenfrei

Karl Bonetti ist Schuldenberater der ersten Stunde.
hard Er stand nie in der Öffentlichkeit, repräsentierte nie nach außen. Dennoch wird Karl „Charly“ Bonetti gerne als das gute Gesicht der IfS-Schuldenberatung bezeichnet. Auf jeden Fall ist er ein Mann der ersten Stunde. Inzwischen sind dreißig Jahre ins Land gezogen und Bonetti ist immer noch mit ganzem Herzen dabei, verschuldeten Menschen aus der Klemme zu helfen. „Die Einführung des Privatkonkurses hat uns die Arbeit sehr erleichtert“, erzählt er im Rückblick. Auch das Ende der Zehn-Prozent-Hürde, an der Schuldner häufig gescheitert sind, begrüßt der erfahrene Schuldenberater. Ein Spaziergang ist eine Entschuldung trotzdem nicht. „Ein solches Verfahren bedeutet für die Betroffenen eine sensible Zeit, weil schon Kleinigkeiten alles wieder zunichte machen können“, weiß Karl Bonetti.
Schwierige Verhandlungen
Der Harder trat seinen Dienst bei der IfS-Schuldenberatung am 1. Februar 1988 an. Er und Robert Walch waren die ersten Schuldenberater im Land. Die Einrichtung selbst entsprang quasi der Not. Julius Schedel, damals Leiter der IfS-Sachwalterschaft, sah sich immer häufiger mit Anfragen von Sozialarbeitern konfrontiert, in denen es um Finanzprobleme der Klienten ging. Das gab schließlich den Ausschlag dafür, eine Schuldenberatung zu gründen. Karl Bonetti, der neben seiner technischen Ausbildung auch Gutachten für geschützte Arbeitsplätze erstellte und nach wie vor erstellt, wurde vom damaligen IfS-Präsidenten Manfred Dörler ins Boot geholt. Bonetti lebte seine soziale Gesinnung aber auch schon vorher. So arbeitete er im Dienste der Pfadfinder häufig in Ferienlagern für körperbehinderte Menschen mit. Er wusste also mit Schwierigkeiten umzugehen. Solche gab es in den Anfängen der Schuldenberatung genug. „Da kein Privatkonkurs existierte, musste mit allen Gläubigern einzeln verhandelt werden, um zu einem außergerichtlichen Vergleich zu kommen“, erinnert sich Karl Bonetti. Die Mühe war oft vergebens. Dann hieß es für Betroffene, mit den Schulden zu leben. Die Existenz einer Schuldenberatung sprach sich schnell herum. „Schon im ersten Jahr hatten wir über hundert Klienten.“ Als der Privatkonkurs eingeführt wurde, stiegen die Zahlen stetig, das Ziel blieb bis heute das gleiche: „Mit den Klienten gemeinsam einen Weg aus der Schuldenfalle zu finden“, skizziert es Karl Bonetti. Er mag deshalb auch den häufig gehörten Begriff von der Schuldnerberatung nicht, weil der einer Zuweisung gleichkomme. „Warum auch immer jemand Schulden hat, es geht darum, die Situation positiv zu verändern“, betont er. Deshalb ist das Schönste an seiner Arbeit, wenn jemand anruft und sagt: „Gestern habe ich die letzte Rate überwiesen. Jetzt bin ich schuldenfrei.“ Diese Glücksmomente kostet Karl Bonetti aus, denn er kennt es auch anders. Er berichtet von einem Klienten, der seit 15 Jahren versucht, seinen Schuldenberg zu tilgen. „Bis das gelingt, bin ich wohl in Pension“, klagt er.
Zugfahren als Ausgleich
Den Ausgleich zu seiner schicksalsträchtigen Tätigkeit holt sich Karl Bonetti unter anderem beim Zugfahren. Seit er nur noch in Bludenz arbeitet, bietet sich diese Möglichkeit täglich. Auch die räumliche Distanz zu den Klienten verschafft ihm den Freiraum, den es in einem solchen Job braucht. VN-MM
„In meiner Arbeit geht es immer darum, die Situation positiv zu verändern.“
Zur Person
Karl Bonetti
arbeitet seit 30 Jahren in der Schuldenberatung des Instituts für Sozialdienste.
Geboren 27. September 1958 in Hard
Beruf Schuldenberater und Gutachter für geschützte Arbeitsplätze
Wohnort Hard
Familie verheiratet, 3 Kinder, 4 Enkel
VN/mm