Das letzte Urgestein

Wetter / 15.04.2018 • 18:22 Uhr
Das letzte Urgestein

Die plastische Chirurgie ist sein Leben.

feldkirch Einmal hat er schon verlängert. Ein zweites Mal wird es nicht geben. „Irgendwann ist es Zeit, aus der ersten Reihe zurückzutreten“, sagt Primar Peter Kompatscher. Er tut es nach dreißig Jahren. So lange schon leitet der gebürtige Südtiroler die plastische und ästhetische Chirurgie am Landeskrankenhaus Feldkirch. Mehr noch. Er hat die Abteilung aufgebaut und über 20.000 Patienten selbst operiert. Dennoch ist die Vorfreude auf den Ruhestand eher verhalten. „Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich arbeiten kann“, bemerkt Kompatscher und schmunzelt. Deshalb zieht er sich mit Jahresende nur aus dem Spitalsdienst zurück. Die Privatordination möchte er zwar weiterführen, aber auch das Privatleben mit seiner Frau, das bislang mehr als zu kurz kam, etwas intensiver genießen. Zumindest der gute Vorsatz dazu besteht.

Der Berufung gefolgt

Peter Kompatscher ist das letzte Urgestein im Landeskrankenhaus Feldkirch. Gelernt hat er sein Handwerk an der Universitätsklinik in Innsbruck. Er absolvierte dort zuerst die Ausbildung zum Allgemeinchirurgen und dann die Zusatzausbildung in plastischer Chirurgie. Ursprünglich hatte er vor, mit dem erworbenen Wissen wieder nach Bozen zurückzukehren. Weil es dort aber keine plastische Chirurgie gab und immer noch nicht gibt, blieb Kompatscher in Österreich. Die Berufung nach Feldkirch habe er gerne angenommen. Es sei immer eine attraktive Sache, eigenständig arbeiten zu können. „Zudem war die plastische und ästhetische Chirurgie ein junges Fach, und es herrschte Aufbruchsstimmung“, beschreibt er mit immer noch leuchtenden Augen die Anfänge. Peter Kompatscher erledigte seine Hausaufgaben gut. Bereits 1997 wurde die Abteilung als erste in Österreich von der EU als anerkannte Ausbildungsstätte akkreditiert. Zudem wurde ihm 2015 für seine wissenschaftlichen Publikationen und akademischen Aktivitäten im Bereich der Hand– und Brustchirurgie, die langjährige Lehrtätigkeit an der Universität Innsbruck sowie standespolitische Bemühungen für die plastische Chirurgie der Titel Universitätsprofessor verliehen.

Beste Bedingungen

Den Erfolg will Peter Kompatscher aber nicht in die eigene Tasche stecken. „In Feldkirch fand ich von Anfang an beste Bedingungen vor. Ich bekam jede Unterstützung“, erzählt der engagierte Mediziner.

Tatsächlich etablierte sich die Abteilung als wichtige Versorgungseinrichtung. Rund 30.000 Eingriffe wurden seitdem durchgeführt, der Großteil bezog sich auf die Tumor- und Wiederherstellungschirurgie. Aber auch ästhetische Eingriffe sind dabei. Er könnte täglich Liftings, Fettabsaugungen oder Brustveränderungen durchführen. Doch er war und ist bemüht, eine Balance zwischen Heilbehandlung und ästhetischer Chirurgie zu finden. „Es braucht eine gewisse Anzahl solcher Eingriffe, das gibt die Ausbildungsordnung vor“, erklärt Peter Kompatscher. In Feldkirch sind etwa zehn Prozent der Operationen sogenannte Wunscheingriffe.

Er selbst würde sich nur für eine Lidstraffung unters Messer legen, und das auch nur dann, wenn Sturzgefahr besteht. Dann wäre es aus seiner Sicht nämlich eine Heilbehandlung. Ansonsten fühlt sich Peter Kompatscher laut Eigendefinition „schön genug“. Sagt‘s und lächelt schelmisch. VN-MM

„Die plastische Chirurgie war ein junges Fach, und es herrschte Aufbruchsstimmung.“

Zur Person

Primar Peter Kompatscher

leitet seit dreißig Jahren die plastische Chirurgie im LKH Feldkirch.

Geboren 20. Mai 1951 in Bozen

Ausbildung Medizinstudium, Ausbildung zum allgemeinchirurgen mit Zusatzfach plastische Chirurgie

Laufbahn 1980 bis 1987 Uniklinik Innsbruck, ab 1988 LKH Feldkirch

Familie verheiratet, 1 Sohn

 KHBG