Ins Leben helfen

Wetter / 04.05.2018 • 19:03 Uhr
Ins Leben helfen

Hebamme ist für Andrea Schwarz ein Traumberuf.

höchst Warum sie Hebamme geworden ist? Andrea Schwarz hat auf diese Frage keine eindeutige Antwort. Sie war weder familiär vorbelastet noch sonst etwas. „Dieser Berufswunsch setzte sich bei mir schon in der Jugend fest. Es gab nichts anderes für mich“, erzählt sie. Andrea Schwarz hat den Weg in die Geburtshilfe konsequent verfolgt und ist dabei auch an und über ihre Grenzen gegangen. Beispielsweise bei Einsätzen für „Ärzte ohne Grenzen“. Fünf Jahre machte sie Dienst in Krankenhäusern von Entwicklungsländern. In diesem Zusammenhang erinnert sich die Höchsterin immer noch gerne an die bunten und ausgelassenen Festlichkeiten, mit denen sie und andere Frauen den Internationalen Hebammentag begangen haben.

Ein gutes Netz schaffen

Er wird heute, Samstag, wieder überall gefeiert. Andrea Schwarz begeht ihn auf besondere Weise. Im Rahmen des von der IG Geburtskultur a-z organisierten Erzählcafés berichtet sie von 15 bis 17 Uhr im Stadtmuseum in Dornbirn über ihre vielfältigen Erfahrungen als Hebamme. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss sind die Zuhörer eingeladen, ihre eigenen Erlebnisse als oder mit Hebammen zu erzählen und deren zentrale Bedeutung für eine gelungene Geburtserfahrung sichtbar zu machen. Den Wert dieses Berufs in den Mittelpunkt zu rücken, ist auch ein Anliegen von Andrea Schwarz. „Es braucht in der Geburtshilfe nicht nur Ärzte“, redet sie im Sinne werdender Eltern vorrangig einem guten Netz zwischen Hebammen und Medizin das Wort. Vor allem würde sie sich eine 1:1-Betreuung wünschen. „Das hätte einen großen Mehrwert für alle“, sagt Schwarz. Doch dafür fehlt das nötige Personal. Schmerzlich vermisst sie auch Geburtshäuser, wie es sie früher gab, und mehr Möglichkeiten, zu Hause zu gebären. Sie selbst kam im Entbindungsheim in Lustenau zur Welt.

Sieben Einsätze

Nach der Ausbildung arbeitete Andrea Schwarz zuerst im Krankenhaus Dornbirn. Fünf Jahre später wollte sie eine neue Aufgabe und fand diese in Wien, wo sie in der Betreuung von Obdachlosen tätig war. Doch dann zog es sie wieder in ihren angestammten Beruf, aber nicht in ein heimisches Krankenhaus. Stattdessen heuerte die junge Frau bei „Ärzte ohne Grenzen“ an. Afghanistan, Südsudan, Libanon, Kenia: In jedem Land stand Andrea Schwarz vor neuen, vielfach auch herausfordernden Situationen. Dafür empfand sie die Arbeit stets als bereichernd. „Ich habe das, was ich tat, nie hinterfragen müssen, weil alles immer Sinn machte“, rekapituliert sie ihre sieben Einsätze, auch ein bisschen stolz darauf, sie gemeistert zu haben. „Das Gute daran ist, dass man weiß, wofür man arbeitet“, meint Schwarz.

Auf Dauer erwiesen sich die Ausrückungen jedoch auch als anstrengend. Maximal zwei Monate zu Hause, und schon hieß es wieder Kofferpacken, erneut in fremde Kulturen eintauchen, mit neuen Teams zusammenarbeiten, mit unsicheren politischen Situationen leben lernen. „Langweilig war mir jedenfalls nie“, merkt Andrea Schwarz lachend an. 2016 kehrte sie endgültig zurück, machte in Liverpool einen Gesundheitsmaster und ist jetzt auf der Suche nach einem Tätigkeitsfeld, in dem sie ihre Erfahrungen in der Geburtshilfe einbringen kann. Denn die ist und bleibt ihr Leben. VN-MM

„Es braucht in der Geburtshilfe ein gutes Netz zwischen Hebammen und Medizin.“

Zur Person

Andrea Schwarz

hat vielfältige Erfahrungen als Hebamme und ist heute im Erzählcafé der IG Geburtskultur zu Gast.

Geboren 16. Mai 1982 in Lustenau

Ausbildung in Innsbruck

Laufbahn KH Dornbirn, Obdachlosenbetreuerin, 2011 bis 2016 Einsätze für “Ärzte ohne Grenzen”

Hobbys Skifahren, Natur

 VN/mm