„Spieglein, Spieglein“

Lukas Vogl legt ein Meisterwerk der Illustrationskunst vor.
Wien, Hörbranz Wenn der gebürtige Hörbranzer gerade in einer Kletterwand hängt, hat er bereits alle Hände voll zu tun. Doch in der Wiener Kletterhalle ist der 29-Jährige nur tagsüber beschäftigt. Abends greift er zu Stift und Papier und tut das, was ihm noch größeren Spaß macht. Er zeichnet. Dabei entstehen Strich um Strich ganze Welten, die der Vorarlberger nach seinen Vorstellungen ersinnt. Eine davon ist die des Wanderwals, mit der er vor knapp zwei Jahren die Jury des Dixi-Kinderliteraturpreises überzeugte. Und gleichzeitig auch sein wahres Talent erkennen ließ. Nämlich Figuren zu erschaffen, deren Charaktere sich alleine durch Mimik und Gestik voneinander unterscheiden. Eine Begabung, die exakt zum neuen Verlagsprojekt in Innsbruck passte. „Spieglein, Spieglein“ sollte sozusagen ein Hybrid unter den Kinderbüchern werden. Kein Bilderbuch im klassischen Sinne und doch bildmächtig erzählt. Kein Kinderbuch, weil die Texte in ihrer Kürze lediglich Regieanweisungen für den Betrachter darstellen. Wohl eher eine Graphic Novel für Anfänger. Aber in jedem Fall ein neues Genre für dessen Umsetzung Lukas Vogls Begabung geradezu prädestiniert war. „Es ist immer nur ein Schauplatz und eine Protagonistin und doch sollte sich keine Szene wiederholen“, beschreibt der in Wien lebende Vorarlberger den Auftrag, dessen Umsetzung ihm viel Spaß machte. Aus dem Animationsbereich kommend – Vogl studierte Gamedesign am Quantum-College – ist sein Stil neu und erfrischend und sein Ehrgeiz groß. Gleich 15 verschiedene Figuren legte er der Lektorin zur Auswahl vor. Düstere, faszinierende Bilder, die den von Corinna Antelmann erschaffenen Text zum gruselig-spannenden Abenteuer werden lassen. Lukas Vogl fühlt sich in der Welt der Mystik Zuhause. Er beobachtet genau, studiert Bewegungen und Emotionen und prägt sich dazu noch die kleinsten Details genau ein. Er ist keiner, der ständig mit dem Skizzenblock unterwegs ist, aber einer, der keine Gelegenheit auslässt. „Viele Beobachtungen speichere ich im Kopf ab“, erzählt er. „Sobald ich dann eine Geschichte höre oder lese, entstehen in mir genaue Bilder im Kopf. Manchmal sind es so viele, dass ich mich selbst selektieren muss“, sagt das junge Talent. „Spieglein, Spieglein“ ist dafür das beste Beispiel. Aber nicht das erste, das er seit der Preisverleihung im November 2017 umgesetzt hat. „Pokkis Abenteuer in Afrika“, ein 60 Seiten umfassendes Kinderbuch um einen kleinen Pinguin war sein Erstling. Darauf folgte „Sturm auf die Biberburg“.
Wanderwal
Darüber hinaus ist auch die Story um den Wanderwal gewachsen. Eine Vorgeschichte kam dazu, neue noch detailreichere Bilder heben aus der Menge an Figuren einen Protagonisten hervor. „Ich bin bereits mit einem Verlag im Gespräch“, verrät Vogl und peilt das Jahr 2020 für eine Veröffentlichung an. Im Frühling ist außerdem ein neues „Studienobjekt“ bei ihm eingezogen. Border Collie-Hündin Anouk hält nicht nur ihn, sondern auch seine Stifte auf Trab. „Es wird ganz bestimmt auch ein Anouk-Buch gegeben.“ Lachend streichelt er über das weiche Fell des noch tapsigen Welpen.
Seit der Preisverleihung im November 2017 hat das Ausnahmetalent aus dem Ländle inzwischen Kinderbücher illustriert. Weitere sind bereits fixiert. Viele Verleger und Lektoren haben sich inzwischen seine Telefonnummer abgespeichert und im Handy griffbereit. WhatsApp genügt. Lukas Vogl ruft zurück. Nicht gleich, aber immer verlässlich. Außer er ist gerade beim Klettern. CRO
Zur Person
Lukas Vogl
Alter 29 Jahre
Wohnort Hörbranz/Wien
Ausbildung Matura im Kreativzweig, Diploma of Entertainment and Animation am Quantm College. Tätigkeit: Selbstständiger Concept Artist, 3D-Modeller und Illustrator, Kletterlehrer für Kinder und Erwachsene, Illustrationsworkshops für Kinder;
Familienstand ledig
Bücher Spieglein, Spieglein (Tyrolia Verlag) Pokki (Fabulus Verlag), Sturm auf die Biberburg (Obelisk Verlag)